Seelenrächer
besprochen, wie wir vorgehen wollen. Kannst du damit leben?«
»Lieber wäre es mir, ich könnte ihn an die Wand klatschen.«
»Das ist mir schon klar, aber ich würde es dir trotzdem nicht raten. Das bringt uns nicht weiter.« Kopfschüttelnd schob Quinn die Tür auf.
Maggs saß mit nachdenklicher Miene am Tisch. Er betrachtete erst den Kassettenrecorder und die Videokamera, dann die beiden Polizeibeamten.
Mit einem nervösen Lächeln wandte er sich an Doyle. »Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, Sergeant«, sagte er, »aber könnten Sie bitte dafür sorgen, das dieses Gespräch gefilmt wird? Mir wurde erklärt, dass ich nicht verhaftet bin, weshalb ich auch keinen Beistand brauche, aber ihr seid zu zweit, und ich bin nur einer. Außerdem können wir in der Hinsicht ja schon auf eine recht bewegte Geschichte zurückblicken, nicht wahr?«
»Keine Sorge, Conor, es wird alles aufgenommen.« Quinn nahm ihm gegenüber Platz. »Und du hast recht: Du bist nicht verhaftet. Zumindest im Moment noch nicht. Jane zufolge warst du am Sonntagabend mit ihr zusammen.«
Maggs setzte sich aufrechter hin. »Und ihr glaubt ihr? Werdet ihr nicht versuchen, ihr einzureden, dass sie lügt, wie ihr es beim letzten Mal gemacht habt?«
Quinn schürzte die Lippen und warf einen Blick auf die digitale Zeitanzeige des Kassettenrekorders. »Sergeant Doyle hier ist in der Tat der Meinung, dass sie lügt«, räumte er ein. »Schließlich ist sie mit Johnny, dem Schmierer, verwandt und dadurch – zumindest in Doyles schwarzem Buch – von Natur aus eine Lügnerin.«
»Es liegt sozusagen in ihren Genen«, fügte Doyle hinzu.
»Er ist außerdem davon überzeugt, dass du Mary Harrington ermordet hast«, fuhr Quinn fort, »und die Tatsache, dass du behauptest, er habe das Geständnis aus dir herausgeprügelt, ändert nichts am möglichen Wahrheitsgehalt gewisser Dinge.«
Maggs zog die Augenbrauen hoch. »Das klingt ganz nach Sergeant Doyle. Bestimmt glaubt er auch immer noch, dass ich meine Mutter umgebracht habe. Und wenn wir schon gerade dabei sind: Ich bin mir sicher, dass er nach wie vor der Meinung ist, ich hätte mir damals einen runtergeholt, als ich dich und Eva unten am Fluss sah.« Maggs wirkte zunehmend selbstbewusster. »Aber nicht ich war dort am Wichsen, Moss, sondern Patrick Maguire.«
Quinn starrte ihn an. Mit einem langsamen Nicken fügte Maggs hinzu: »Hast du dich nie gefragt, was er eigentlich da unten zu suchen hatte? Ist dir nie in den Sinn gekommen, was für ein seltsamer Zufall es war, dass Patrick ausgerechnet in dem Moment dort auftauchte und anfing rumzuschreien?« Seine Miene wirkte plötzlich verbittert. »Vergiss nicht, dass ich ihn am Abend des Fleadh Cheoil zusammen mit Eva gesehen habe. Das war lange, bevor ihr beide zu ihnen gestoßen seid. Ich habe genau gesehen, wie es ihm da ging: Bis über beide Ohren verliebt hat er neben Eva gesessen und sich gewünscht, er hätte sie geheiratet und nicht du. Ehrlich gesagt habe ich schon an eurem allerersten Abend im Pub gesehen, wie es um ihn stand. Auch wenn er sich damals ja mit Corin begnügen musste.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Moss, Patrick steht schon fast so lange auf deine Frau wie ich.«
Nun wandte er sich an Doyle. »Ich gebe es ja zu: Ich hatte tatsächlich eine Schwäche für sie, und als ich noch ein Junge war, habe ich vielleicht den Fehler begangen, irgendetwas falsch zu interpretieren. Sie war einfach nur nett zu mir, und Gott ist mein Zeuge: Ich habe dieses Mädchen immer nur verehrt. Nie und nimmer könnte ich ihr etwas antun.«
Er legte eine Hand flach auf den Tisch. »Vor Jahren habe ich ihr sogar mal eine Kette geschenkt.«
»Ich weiß.« Quinn musterte ihn jetzt eindringlich.
»Bezahlt hat sie allerdings meine Tante, weil ich ja erst zehn war. Ich habe ihr erzählt, dass von all den vielen Leuten an der Schule Eva die Einzige war, die jemals ein gutes Wort für mich übrig hatte.« In seinen Augen schimmerten Tränen. »Ihr wisst ja, wie das mit meiner Mam war. Schüreisen-Jimmy hat seine Unschuld an sie verloren. Für den Sex hat er ihr Geld gegeben, damit sie sich Schnaps kaufen konnte, und dann hat er ein Foto von ihr gemacht und es am nächsten Tag auf dem Schulhof herumgezeigt.«
»Conor«, unterbrach ihn Quinn, »wir müssen über Eva reden. Ich weiß, dass du ihr die Kette geschenkt hast: Sie wurde ihr letzten Sonntag vom Hals gerissen.«
Maggs starrte ihn mit offenem Mund an. Ein wenig Speichel lief ihm über die
Weitere Kostenlose Bücher