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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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überquerte, klingelte sein Telefon. Rasch schob er sich den Minikopfhörer seines Bluetooth-Headsets ins Ohr und nahm das Gespräch an.
    »Superintendent Maguire.«
    »Hallo, Frank, hier ist Paddy.«
    »Patrick, was gibt’s?«
    »Ich bin gerade unterwegs nach Limerick«, erklärte sein Bruder. »Gestern Abend war ich bei Moss, aber heute habe ich noch nichts von ihm gehört. Gibt es irgendwas Neues?«
    Sein Bruder seufzte. »Ich fürchte, nein – jedenfalls nicht, was Evas Aufenthaltsort betrifft.«
    »Mein Gott, ich hatte so gehofft, ihr wärt inzwischen einen Schritt weiter. Wie geht es Moss denn heute? Als ich gestern Abend aufgebrochen bin, hatte er gerade angefangen, sich durch eine Flasche Jameson zu trinken.«
    »Es geht ihm einigermaßen. Im Moment ist er damit beschäftigt, den Mary-Harrington-Fall noch einmal unter die Lupe zu nehmen.«
    »Ja, ich weiß. Er hatte die Akte dabei, als er gestern Abend nach Hause kam. Nachdem er diesen Anruf bekommen hat, halte ich das durchaus für sinnvoll.«
    »Er hat dir von dem Anruf erzählt?«
    »Wir sind Freunde, Frank. Außerdem habe ich Eva betreut.«
    »Inzwischen gibt es zumindest einen ersten Anhaltspunkt«, informierte ihn sein Bruder. »Conor Maggs ist in Dublin.«
    Patrick stieß ein hohles Lachen aus. »Natürlich. Das wundert mich nicht. Doyle hat recht, was diesen Kerl betrifft, Frankie. Du weißt ja, dass ich Maggs an dem Abend gesehen habe, als Mary entführt wurde. Das war nicht mehr der Maggs von früher. Hat Moss dir erzählt, dass dieser Mistkerl seit dem Prozess mehrfach mit Eva telefoniert hat? Ich weiß von ihr, dass er sie ein paarmal angerufen hat und sich unbedingt mit ihr treffen wollte. Womit sie aber nicht einverstanden war.« Er schwieg einen Moment und fügte dann hinzu: »Hör mal, großer Bruder, ich muss dich noch was fragen.«
    »Nämlich?«
    »Hast du gestern mal wieder in meiner Wohnung nach dem Rechten gesehen?«
    Frank gab ihm keine Antwort, konnte im Rückspiegel aber selbst sehen, wie verlegen er plötzlich wirkte.
    »Ich bin achtunddreißig, Frank. Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Nicht am Telefon, Pat.«
    Sein Bruder lachte. »Du änderst dich nie, was?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine damit, dass dir so wahnsinnig wichtig ist, wie die Leute über dich denken. Oder über uns. Dich und mich, Frankie: Wo wir herkommen und wer wir wirklich sind.«
    »Bitte, Pat. Ich habe doch gesagt, nicht am Telefon.«
    »Kein Mensch belauscht uns, du Idiot. Seit wann hört Phoenix Park dein Handy ab?«
    »Darum geht es nicht, das weißt du ganz genau. Was die Leute über einen denken, ist wichtig, Paddy. Glaubst du wirklich, ich wäre so weit gekommen, wenn ich mich nicht um die Meinung der Leute kümmern würde?«
    »Du bist der geborene Politiker, Frank, und ein ganz ausgebuffter noch dazu. Deswegen bist du so weit gekommen. Aber jetzt hör mir mal zu: Ich bin ein erwachsener Mann. Die schwierigen Jahre haben wir hinter uns. Du brauchst nicht mehr regelmäßig meine Wohnung zu inspizieren.«
    Sein Bruder schwieg.
    »Du warst gestern dort. Du hast meine Post aufgehoben und auf den Tisch gelegt. Du hast dir das Foto angesehen, das du angeblich so schrecklich findest. Ich weiß, dass du da warst, Frankie. Mit einem Polizisten als Bruder lernt man, auf Kleinigkeiten zu achten.«
    »Ich wollte dich nicht kontrollieren, Paddy. Die Wahrheit ist, dass gestern jeder Reporter in Irland etwas von mir wollte. Ich brauchte dringend fünf ruhige Minuten zum Nachdenken und war gerade in der Nähe deiner Wohnung. Hör zu, wenn du deinen Schlüssel zurückhaben willst – kein Problem. Ich habe sowieso nur einen Ersatzschlüssel behalten, falls du deinen verlieren solltest.«
    »Schon in Ordnung, das verstehe ich. Du hast im Moment eine Menge um die Ohren, und gerade deswegen brauchst du dir meinetwegen nicht auch noch Sorgen zu machen. Ich komme schon klar, Frankie. Ich gehe meinen eigenen Weg und kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Ich weiß, dass du das kannst.«
    »Gut, dann sind wir uns ja einig. Alles wird gut, Frank. Alles wird gut.«

Dienstag, 2. September, 10:35 Uhr
    Nachdem sie sich so mühsam auf die Knie gekämpft hatte, war Eva vor Erschöpfung zusammengesackt und befand sich nun in einer Art klaustrophobischem Delirium. Hin und wieder stieg vor lauter Panik ein Schrei in ihr hoch, der aber jedes Mal im Keim erstickte, weil ihr Mund viel zu trocken war, um irgendein Geräusch zustande zu bringen.
    Immer wieder

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