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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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gegenüber: Die meisten der Medienleute hatten sich im Harcourt oder anderen nahe gelegenen Hotels einquartiert.
    »Superintendent?«
    Als er hochblickte, sah er einen jungen, vom Land stammenden Detective in der Tür stehen. Mit seinem frischen Gesicht sah der Kollege derart jung aus, dass man ihm gar nicht zutraute, bereits die Laufbahn zum Detective absolviert zu haben.
    »Detective McMichael«, stellte er sich vor, »aus Wicklow.«
    Erst jetzt fiel Maguires Blick auf den Umschlag, den der Detective zwischen zwei Fingern hielt.
    Rasch griff er nach ein paar Kleenex-Tüchern und breitete sie auf dem Schreibtisch aus, so dass McMichael den Umschlag darauf ablegen konnte. In der Tür hinter ihm drängten sich mehrere andere Kollegen. Murphy schob sich zwischen ihnen hindurch und wollte gerade etwas sagen, als ihr Blick auf Quinns Namen fiel, der in dicken, handgeschriebenen Lettern auf dem Umschlag prangte.
    Maguire zog ein Paar Gummihandschuhe aus einer Packung, die sich in der obersten Schreibtischschublade befand, und wandte sich dann wieder an McMichael. »Wer außer Ihnen ist damit in Berührung gekommen?«
    »Nur die Leute im Postraum, Sir, aber die haben Anweisung, nichts anzufassen, was an Inspector Quinn adressiert ist.«
    Maguire sah Murphy an. »Wo ist Quinn? Ich dachte, er wollte herkommen?«
    Dass er sich mit dieser Frage an sie wandte, ließ Murphy leicht erröten. Trotzdem wich sie seinem Blick nicht aus, als sie ihm zur Antwort gab, Quinn sei nach Rathfarnham gefahren, um sich dort mit Doyle zu treffen.
    »Lieber Himmel«, murmelte Maguire, »das hat mir gerade noch gefehlt. Versuchen Sie ihn übers Handy zu erreichen.«
    Vorsichtig schlitzte er den Umschlag auf und zog ein liniertes, einmal gefaltetes DIN-A4-Blatt heraus. Als er dabei kurz hochblickte, stellte er fest, dass Murphy noch immer wie angewurzelt dastand und ihm zusah.
    »Keira, bitte!«
    Sie griff nach dem Telefon und tippte die Nummer ein, ohne den Superintendent auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie sah die Schweißtropfen auf seiner Stirn, und ihr entging auch nicht, wie er sich nervös mit der Zunge über die Lippen fuhr, während er das Blatt auseinanderfaltete. Als Quinn sich meldete, reichte sie den Hörer an Maguire weiter.
    »Moss? Hier ist Frank.«
    »Hallo, Frank. Was gibt’s?«
    »Hast du schon mit Maggs gesprochen?«
    »Nein, aber ich habe es vor.«
    »Eigentlich sollte ich dir jetzt raten, das lieber jemand anderem zu überlassen.«
    »Frank, ich bin hier, um Joe Doyle auf die Finger zu sehen.«
    »Hör zu, es gibt noch etwas, das du wissen musst, bevor du da reingehst. Wir haben gerade eine Nachricht erhalten: handgeschriebene Druckbuchstaben, an dich adressiert.«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Zwei, zwei, die lilienweißen Jungs, kleid’ sie ganz in Grün, ei, ei.«
    Es klang, als würde Quinn am anderen Ende nach Luft ringen. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Keine Ahnung. Erst das Polaroid-Foto, dann die zwei Anrufe und jetzt diese kleine Nachricht. Der Kerl macht es gern spannend, oder?«
    »Er spielt mit uns«, erwiderte Quinn. »Er lässt mich ein bisschen am Faden tanzen. Dieser Mistkerl! Der will doch gar nicht, dass wir Eva jemals finden.«

Dienstag, 2. September, 10:55 Uhr
    Doyle trank dünnen Automatenkaffee aus einem Plastikbecher und beobachtete seinen Partner, der ein paar Meter weiter auf dem Gang stand und mit dem Handy telefonierte.
    Maggs, der im Verhörraum wartete, schien seine Fassung wiedergewonnen zu haben. Zumindest war er nicht mehr ganz so ein stammelndes Wrack wie in dem Moment, als er Doyle in der Tür gesehen hatte. Im Grunde hatte er während der Herfahrt im Wagen einen recht ruhigen und gelassenen Eindruck gemacht und bisher auch nicht nach einem Anwalt verlangt.
    Doyle klopfte nervös mit dem Fuß und kaute gleichzeitig auf dem Rand seiner Plastiktasse herum. »Los, Mossie, komm schon! Steck das verdammte Telefon weg!«
    Als hätte er ihn gehört, ließ Quinn just in dem Moment das Handy in seiner Tasche verschwinden und kam wieder den Gang herauf. In knappen Worten berichtete er Doyle von der Nachricht.
    »Lilienweiße Jungs«, wiederholte Doyle. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Gar nichts«, antwortete Quinn grimmig. »Das ist nur lauter Schwachsinn, den der Kerl sich ausdenkt, um uns beide an der Nase herumzuführen.« Vor der Tür hielt er inne. »Hat Maggs es sich wegen des Anwalts anders überlegt?«
    Doyle schüttelte den Kopf.
    »Gut. Wir haben ja

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