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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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erfahren, dass du da bist.«
    »Wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich lebendig.«
    Sie konnte das Prusten kaum unterdrücken. »Du bist ein Engel. Du hängst mit Gott und all den andern göttlichen Typen rum. Ich … ich bin einfach nur ich.«
    »Du bist Riley Anora Blackthorne«, erwiderte er, als sei die Angelegenheit damit entschieden. »Du hast etwas Besseres verdient als das, was du hattest.«
    Ihre verräterischen Gedanken wanderten zu Simon und der Tatsache, dass er mehr Trost bei seinem Rosenkranz als bei ihr fand. Und zu Beck, der Quelle ständigen Ärgers in ihrem Leben. Was würden sie wohl denken, wenn sie wüssten, dass sie hier mit einem waschechten, richtigen Engel zusammensaß?
    Riley spürte eine sanfte Berührung an ihrem Arm.
    »Keiner von ihnen darf die Wahrheit erfahren.«
    »Das ist jetzt echt irre«, antwortete sie. »Du weißt, was ich denke.«
    »Nur, wenn hinter deinen Gedanken eine Menge Emotionen stehen.«
    Dann war Ori wieder neben ihr, sah ihr in die Augen, seine Lippen streiften kaum ihre Wange.
    »Noch ein Kuss«, sagte er, »dann bringe ich dich nach Hause.«
    Sie ließen sich Zeit, und als sie sich schließlich voneinander lösten, spürte Riley, wie ihr Herz hämmerte.
Unglaublich.
    »Unglaublich?«, sagte er, und ein schalkhaftes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    Er hatte ihre Gedanken gelesen. Schon wieder. »Hör auf damit«, schalt sie.
    »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Nur, wenn ich deine Gedanken auch lesen kann.«
    »Vielleicht ist das möglich. Lass es uns herausfinden.«
    Der Engel zog sie näher an sich. Seine Haut fühlte sich warm an, angenehm warm. Zuerst spürte sie nichts, dann war ihr, als würde ihr Geist von einem stillen Flügelschlag berührt.
    Hallo, Riley.
    Sie riss sich los und blinzelte überrascht. »Ich habe dich gehört!«
    Er nickte zufrieden. »Es heißt, wenn ein Sterblicher die Gedanken eines Engels hören kann, dann sind sie füreinander bestimmt.«
    Füreinander bestimmt?
    Erneut zog er sie näher heran, legte seine Stirn an ihre. Sie hörte ihn genauso klar und deutlich, als hätte er die Worte ausgesprochen.
    Du wirst mein Untergang sein, Riley Blackthorne.
    Sie gab sich einem weiteren Kuss hin, der tief in ihrem Inneren etwas auszulösen schien, wie eine Blüte, die sich dem strahlenden Sonnenschein öffnet. Zum ersten Mal begannen sich wilde, unmögliche Zukunftsentwürfe vor ihrem inneren Auge auszubreiten.
    »Gute Nacht, Riley«, sagte er, und dann stand sie neben ihrem Auto, die Schlüssel in der Hand, direkt vor dem Markt. Ori war nirgends zu sehen, aber sie schmeckte immer noch seine Küsse auf ihren Lippen, spürte die sanfte Berührung seiner Finger auf ihrer Wange, die Wärme in ihrem Bauch.
    Dann verblasste alles, wie nach einem Traum. Selbst der Wassermelonengeschmack auf ihrer Zunge war verschwunden.
    Als hätte er nie existiert.

    Beck kam sich vor wie ein Idiot. Seit einer Stunde hockte er jetzt in seinem Truck und spielte immer wieder denselben Song von Carrie Underwood, bis er ihm auf die Nerven ging. Es war fast elf, und Pauls Tochter war immer noch nicht in der Kirche.
    »Wo zum Teufel steckst du?«, knurrte er. »Wenn du …« Er biss die Zähne zusammen und gab sich Mühe, nicht daran zu denken, was zwischen diesem aalglatten Bastard und Pauls kleinem Mädchen ablief.
    In einem Moment wusste Beck, dass er das Richtige tat, im nächsten kam er sich vor wie ein verdammter Stalker. Sie war kein Kind mehr, auch wenn er versuchte, so zu tun als ob. Es war nicht fair von ihm gewesen, zu sagen, dass all ihre Freunde Idioten gewesen waren. Zwischen Allan und Simon hatte es ein paar Jungs gegeben, die sie anständig behandelt hatten. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass dieser Ori eine schlechte Wahl war.
    Während seiner stundenlangen Wache war ihm eins klargeworden: Sobald es um Pauls Tochter ging, verlor er den Verstand. Er war eifersüchtig. Es ließ sich nicht länger leugnen. Als er gesehen hatte, wie dieser Mann den Arm um sie gelegt hatte, hätte er den Kerl am liebsten in Stücke gerissen.
    Ich muss mich zusammenreißen. So kann es nicht weitergehen.
    Als Riley den Wagen am Bordstein parkte und ausstieg, stieß Beck erleichtert eine volle Lungenladung Luft aus. Sie hatte einen merkwürdigen Ausdruck auf ihrem Gesicht und schenkte ihrer Umgebung keinerlei Aufmerksamkeit, so dass er sie beobachten konnte, bis sie die Kirche betrat und die Tür hinter sich schloss. Zumindest wusste er jetzt, dass sie

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