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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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war, dass das lebhafte Grün ihrer Augen nicht von Kontaktlinsen stammte.
    Riley fand sie auf der Stelle unsympathisch, die automatische Reaktion einer Frau gegenüber einer anderen, wenn die andere so gut aussah. Zumal Riley in einer fleckigen und zerrissenen Jeans und einem T-Shirt mit einem Muster aus Dämonenpisse an die Tür gekommen war.
    »Miss Blackthorne?«, fragte die Frau. Ihr Blick huschte über Rileys Klamotten. Man musste ihr zugutehalten, dass sie nicht würgte.
    »Wenn Sie zu den Schuldeneintreibern gehören, sparen Sie sich die Mühe. Mein Dad ist tot, und ich habe keine Ahnung, wer ihn hat.«
    »Ich bin keine Schuldeneintreiberin«, erwiderte die Frau. Etwas Blumiges wehte in die Wohnung, als sie Riley mit ihrer zarten Hand eine Visitenkarte hinhielt. »Ich bin Justine Armando.« Sie sprach den Namen aus, als müsste jeder ihn auf der Stelle wiedererkennen.
    Riley musterte die Karte. FREIE JOURNALISTIN . »Ich rede nicht mit der Presse«, sagte sie automatisch. Das war eine der ersten Lektionen, die einem Lehrling eingetrichtert wurden: Mit den Medien zu reden kam überhaupt nicht in Frage.
    »Darüber bin ich mir im Klaren, aber Beck sagte, das ginge in Ordnung«, entgegnete die Frau.
    Das hörte sich gar nicht nach dem Dorftrottel an. »Das bezweifle ich.«
    »Im Gegenteil. Ihn selbst habe ich bereits interviewt … ausführlich«, fügte die Frau hinzu.
    Die beiden letzten Wörter hatte die Reporterin auf eine Weise betont, als meinte sie etwas vollkommen anderes.
    Riley musterte ihre Besucherin erneut, schätzte die wandelnde Perfektion ab. »Sie haben sein Ego gehätschelt, stimmt’s?«
    Ms Armandos Mund krümmte sich zu einem vielsagenden Lächeln.
    O Mann. Du gehst mit einer Reporterin in die Kiste? Komm schon, Beck. Das geht doch nicht.
    »Ich würde gerne deine Meinung dazu hören, wie es ist, mit den Männern auf die Jagd zu gehen«, erklärte die Frau. »Das kann nicht leicht sein für dich.«
    So gerne Riley ihr auch ihre Seite der Geschichte erzählt hätte, wenn sie ohne Harpers Einwilligung mit der Presse redete, wäre es aus mit ihr. Das Theater konnte sie absolut nicht gebrauchen.
    »Tut mir leid, das kann ich nicht machen, nicht ohne das Okay von meinem Meister«, sagte sie und schloss die Tür, ehe sie die Nerven verlor.
    Die Reporterin klopfte erneut und rief laut, doch Riley ignorierte sie und vergewisserte sich zweimal, ob die Kette wirklich vorgelegt war. Sie rollte sich auf dem Bett zusammen und versuchte, keine Bilder des Dorftrottels und der Reportertussi heraufzubeschwören, auf denen die beiden dasselbe trieben wie sie und der Engel in ihrem Traum. Sie klopfte mit dem Handballen gegen ihre Stirn, in der Hoffnung, dadurch die Diashow in ihrem Kopf zu vertreiben. Es funktionierte nicht. Stattdessen wurden die Bilder nur noch anschaulicher.
    »Huuuu«, sagte sie und zog eine Grimasse. »La la la la la …«
    Wenn sie tatsächlich was miteinander hatten, dann gab es nur einen Grund, warum sich diese Frau Beck als Lover rausgepickt hatte: Die rothaarige Schreibertussi benutzte ihn, um ihre Karriere voranzutreiben.
    »Ich meine, sieh sie dir doch an. Die ist doch absolut nicht dein Typ.« Nicht, dass sie wüsste, was Becks Typ wäre, aber Riley argwöhnte, dass es jemand sein müsste, der auf Country-Musik stand und gerne die ganze Nacht in der Armageddon Lounge rumhing, um Billard zu spielen. Es war nicht Ms Perfect in Größe 36 .
    Endlich sank Riley in einen unruhigen Schlummer. Sekunden später, zumindest kam es ihr so vor, pochte jemand an die Tür. Wütend saß sie kerzengerade im Bett. Es war, als würde oben am Haus ein Neonschild leuchten: »Riley versucht zu schlafen. Bitte besuchen Sie sie jetzt!«
    »Wenn das wieder diese Schreibertussi ist …«
    Doch dieses Mal waren es Männer, von denen zwei Kampfanzüge und Seitenwaffen trugen. Ein ungewöhnlicher, protziger Aufnäher auf ihren Westen zeigte einen Typen, der einen Drachen erschlug. Hinter ihnen stand ein Priester, gekleidet in Tiefschwarz, wie eine angejahrte Krähe. Es war nicht Vater Harrison.
    Simons Anruf bei den Dämonenjägern hatte also Früchte getragen.
    »Miss Blackthorne?«, fragte einer der Männer. Sein starker Akzent war nur schwer zu verstehen. Er war groß, nordisch blond und ziemlich furchteinflößend. »Wir sind Dämonenjäger und auf besondere Anweisung des Vatikans hier.«
    Mit hier meinte er Atlanta, hoffte Riley, und nicht ihre Türschwelle im Besonderen.
    »Ich darf nur mit Ihnen

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