Seelenraub
Vorstellung, sich im Keller der Kirche zu langweilen, um Längen. Außerdem setzte ihr der Duft der Wassermelonen zu.
Ori fütterte sie mit Pfirsichscheiben, dann mit Wein und anschließend mit Wassermelone. Sie lachten, als ihr der Saft übers Kinn lief. Der Geschmack war außergewöhnlich, als gäbe es nichts Besseres.
»Warum fühlt es sich so anders an, wenn ich mit dir zusammen bin?«, fragte sie verträumt. »Liegt es daran, dass du bist, was du bist?«
»Ganz genau.« Er schien sich hier wohl zu fühlen und war nicht so angespannt wie auf dem Markt.
»Dann bist du also mein Schutzengel oder so was?«
Das wäre ja echt richtig cool
.
»Nein, das bin ich nicht.«
»Oh«, machte sie, aufrichtig enttäuscht. »Aber du hast den Fünfer davon abgehalten, mich zu töten.«
»Es war für dich noch nicht an der Zeit zu sterben«, sagte Ori nur.
Was bedeutete, dass er wusste, wann ihre Zeit kam.
Sie konnte diese Frage nicht stellen. »Und was treibst du so, als Engel?«
»Du meinst, außer hübschen Mädchen Rosen zu schenken?«, sagte er.
»Ja.«
»Ich bin ein Problemlöser. Ich kümmere mich um schwierige Fälle.«
»Wie …«, hakte sie nach und wedelte mit der Hand, als könnte sie ihm so weitere Informationen entlocken.
»Wie diesen Geo-Dämon, der deinen Vater getötet hat. Es ist ein abtrünniger Dämon. Er muss vernichtet werden.«
»Und damit beschäftigst du dich die ganze Zeit?«, sagte sie und stibitzte ein weiteres Stück Wassermelone.
»Ich habe dir erklärt, ich sei Dämonenjäger«, sagte er mit zusammengezogenen Brauen. »Ich habe nicht gelogen.«
»Du hast lediglich die Wahrheit ziemlich verschleiert. Dieses Ich-habe-Flügel-Dings hast du nie erwähnt.«
»Ich wollte dir keine Angst einjagen«, sagte er mit weicher Stimme.
»Hängst du eigentlich öfter in Billardhallen rum?«, fragte sie spöttisch.
»Normalerweise nicht. Es war pures Glück, dass ich an jenem Abend da war, sonst hätte der Hypno-Dämon sich die Seele deines Freundes geschnappt.«
Riley erstarrte. »So knapp war es?«
»Ja. Er war an seine Grenze gestoßen. Ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht überschritten wurde.«
Erleichtert stieß sie einen schweren Seufzer aus. »Ich war mir nicht sicher, ob es ihm gutgeht. Beck hat nicht viel davon erzählt. Der Stolz und so.«
»Er ist sein eigener Herr. Stolz und so.«
Riley legte den Kopf schräg. »Warum hast du ihn gerettet?«
»Weil er dir wichtig ist, und das macht ihn wichtig für mich.«
Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, dann begriff sie, dass es zwecklos wäre. »Ich mag Beck tatsächlich, zumindest, wenn er sich nicht wie ein Volltrottel benimmt.«
»Das dachte ich mir«, sagte Ori und schob sich eine Weintraube in den Mund. »Außerdem hast du bereits zu viel verloren.«
»Wie meinen Dad«, sagte Riley. »Weißt du, wer ihn beschworen hat?«
»Nein, das weiß ich nicht. Es mag ein Schock für dich sein, aber göttliche Wesen sind nicht allwissend.«
»Natürlich nicht. Sonst wäre es ja zu einfach.«
Ori legte seinen Arm um sie und zog sie zu sich. Zuerst war sie sich nicht sicher, ob sie das wollte, aber schließlich kuschelte sie sich an ihn. Aus der Zeit nach Allan wusste sie aus Erfahrung, dass es keine gute Idee war, sich nach einer gescheiterten Beziehung zum Trost gleich in die nächste Affäre zu stürzen. Ein Engel als Lückenbüßer? Das wurde auf der kosmischen Skala für »keine gute Idee« noch nicht einmal als Möglichkeit aufgeführt.
»Das sehe ich nicht so«, sagte Ori. Sanft hob er ihr Kinn mit der Fingerspitze an. Sein Blick verriet ihr, was er vorhatte. Und dann küsste er sie, ohne ihr Urteil zu diesem Thema abzuwarten. Wie der Wein und die Wassermelone und alles um sie herum war der Kuss weit mehr, als er sein sollte. Jede Nervenfaser in Rileys Körper kribbelte. Sie küssten sich erneut, dieses Mal intensiver. Ihr Körper begann zu vibrieren, als würde er im Inneren von einem seltsamen erotischen Feuer angetrieben.
Ganz benommen zog Riley sich aus seinen Armen zurück. »Zu viel Wein«, sagte sie, obwohl sie nur ein Glas getrunken hatte.
Gnädigerweise ließ Ori ihr die Flunkerei durchgehen. Er lehnte sich gegen den Baum, ein Bein aufgestellt. Der reinste Schurke, mit diesem schwarzen Haar, das ihm über die Schultern fiel, und diesen verwegenen schwarzen Augen.
Reiß dich zusammen, Mädel.
»Warum machst du das? Ich meine, Zeit mit mir verbringen. Du hättest mir einfach folgen können, und ich hätte nie
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