Seelenraub
Badezimmertür geschlossen wurde, ging sie in die Hocke, bis ihre Augen auf einer Höhe mit seinen waren.
»Du hast die Jäger auf mich gehetzt«, hielt sie ihm mit leiser Stimme vor.
Simons Blick durchbohrte sie wie ein feuriger blauer Laser. »Wenn du unschuldig bist, ist das doch kein Problem«, sagte er ruhig.
»Wie konntest du nur? Ich dachte, wir würden einander etwas bedeuten, Simon.«
»So war es auch, bis du dein wahres Gesicht gezeigt hast.«
»Ich habe mich nicht verändert«, sagte sie. »Das glaubst du nur.«
»Versuche nicht, mit mir zu diskutieren«, gab er zurück. »Ich weiß, was du bist, und ich weiß, für wen du arbeitest.«
»Und woher willst du das wissen?«, fragte sie. »Habe ich irgendein Mal auf meiner Stirn oder so etwas?«
»Ich weiß es einfach«, sagte er, doch seine Stimme klang nicht mehr ganz so sicher. »Ich bin nicht der Einzige, der daraufgekommen ist. Er hat mir alles über …«
Als Harper das Badezimmer verließ, kam sie schwankend auf die Beine.
»Wenn Sie nichts mehr brauchen, Sir«, sagte sie. Sie wollte Abstand zwischen sich und dieses kaltherzige Scheusal bringen, das da am Schreibtisch hockte. Und dieses Mal war es nicht ihr Meister.
Harper entließ sie mit einer Handbewegung. »Lass dein Telefon eingeschaltet. Wenn ein Auftrag reinkommt, musst du dich darum kümmern.«
Als sie das Gebäude verließ, hörte sie die beiden reden. Sie wettete, dass Simon keine Zeit verschwendete, um ihrem Meister alles über ihre »Abmachung mit der Hölle« zu erzählen.
Und Harper wird jedes Wort davon glauben.
Riley musste noch etwas Zeit totschlagen, ehe sie zur Schule musste, also warf sie sich auf ihr eigenes Bett und starrte zur Decke hoch. Sie hatte es geschafft, einen Punkt auf ihrer To-do-Liste abzuhaken – einkaufen. Die richtig großen Aufgaben waren jedoch immer noch nicht erledigt und schwebten drohend über ihr, wie ein uralter Fluch.
Obwohl der Mieter über ihr den Boden saugte und es immer wieder mal rumste, weil der Staubsauger gegen ein Möbelstück stieß, fühlte es sich gut an, in ihrem eigenen Bett zu liegen. Die Hausarbeitsgeräusche trösteten sie. Der Schmerz in ihrer Brust war noch da, hatte sich sogar noch verschlimmert, als sie Simon in all seiner grausamen und halsstarrigen Herrlichkeit gesehen hatte. Er glaubte tatsächlich, sie sei verdorben. Vielleicht hatte der Himmel ihn doch nicht so gut geheilt wie ursprünglich gedacht. Vielleicht hatte der Sauerstoffmangel in seinem Gehirn doch irgendeinen Schaden angerichtet.
Wie auch immer, aus früheren Erfahrungen wusste Riley, dass dieser Verlust sich schließlich zu einem harten Knoten zusammenziehen, aber niemals ganz verschwinden würde. Sie hatte immer noch einen von Allan und einen von Beck, weil er sie vor ein paar Jahren hatte abblitzen lassen. Simons Knoten würde der größte sein.
Der Staubsauger verstummte, es folgte relative Stille. Riley fielen die Augen zu, und einen kurzen Moment lang hätte sie schwören können, den Geschmack von Wassermelone auf ihrer Zunge zu fühlen, während ein sanfter Flügelschlag in ihrem Geist sie in den Schlaf lullte.
Das Klopfen an der Tür riss sie aus einem absolut nicht jugendfreien Traum, in dem ein gewisser Engel mit Traum.mannqualitäten, keinerlei Kleidung und viel horizontaler Hochleistungssport vorkamen. »O wow«, sagte sie und fächelte sich Luft zu. Gut, dass sie zu Hause war. So einen Traum in der Kirche zu haben galt vermutlich als Todsünde.
Eine weitere Serie von Klopfgeräuschen. »Miss Blackthorne?« Eine weibliche Stimme mit einem merkwürdigen Akzent.
Riley entspannte sich. Das waren keine Dämonenjäger, die hatten keine Frauen in ihren Reihen. Vielleicht hatten sie entschieden, dass sich die Mühe nicht lohnte, sie zu überprüfen.
Und ab jetzt gewinne ich jeden Tag im Lotto.
Mühsam rappelte sie sich aus dem Bett auf und öffnete vorsichtig und mit vorgelegter Sicherheitskette die Tür. Ihre Besucherin war größer als Riley, etwa einen Meter fünfundsiebzig. An ihr stimmte einfach alles: die schön geformte Nase, die perfekt geschwungenen Brauen und das dichte Haar, das ihr in einer roten Mähne über die Schultern fiel. Ihr Kostüm musste maßgeschneidert sein, so wie es sich an ihre Figur anschmiegte. Es war aus grünem Tweed gefertigt und hatte einen asymmetrischen Kragen, und die Hose endete genau in der richtigen Höhe über den hochhackigen, gepflegten Schuhen. Ihre Fingernägel passten zu ihrem Haar. Der Gipfel
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