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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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hatte, stieß jemand sie von hinten an. Einen Moment lang drehte sich in ihrem Kopf alles, dann wurde ihr Blick wieder klar. Als sie sich umschaute, war derjenige, der sie angerempelt hatte, verschwunden.
    Sie spürte plötzlich ein heftiges Stechen in der linken Hand. »Autsch«, sagte sie und schüttelte die Hand, um das unangenehme Gefühl loszuwerden. Mit der Hand schien alles in Ordnung zu sein, aber sie brannte immer noch. So, wie es sich anfühlte, hätte sie erwartet, eine dicke Beule oder so etwas zu sehen.
    Ori fluchte in Höllensprache.
    »Es geht mir gut«, sagte sie und rieb die schmerzende Stelle. Doch das schien es nur noch schlimmer zu machen.
    »Lass mich sehen.« Er nahm ihre Hand in seine, und der Schmerz ließ nach.
    »Wow, wie hast du …« Riley blickte zu ihm hoch, und die gesamte Luft wich aus ihren Lungen.
    Ori schillerte in einem hellen, pulsierenden Licht. Das hätte sie vielleicht noch ignorieren können, aber die gewaltigen Schwingen hinter ihm sprachen Bände. Sie saßen fest an seinem Rücken und waren strahlend weiß, jede Feder schimmerte in den Lichtern aus den Zelten um sie herum. Während sie ihn voll Staunen anstarrte, ging eine Frau mit einem schweren Korb an ihnen vorbei. Sie summte vor sich hin und war nicht in der Lage zu erkennen, dass Rileys
Date
glühte wie eine Supernova.
    Ich habe mit einem Engel Händchen gehalten?
Hatte in heißen Phantasien über einen Bewohner des Himmels geschwelgt?
    »Du bist ein …«
    Ori schüttelte bestürzt den Kopf. »Nicht hier«, sagte er. Er schnippte mit den Fingern, und die Szenerie veränderte sich.

    Riley fand sich auf einem tiefgrünen Rasenteppich wieder, dessen Grashalme sich in der sanften Brise wiegten. Versteckt in dem Grün waren Hasenglöckchen und, in der Ferne, weiße Büschel. Die Büschel bewegten sich.
    »Schafe?«, fragte sie überrascht.
    Hin und wieder hob eines den wolligen Kopf, machte ein paar Schritte und begann erneut zu grasen. Auf dem Markt gab es keine Schafe, und es gab auch kein solches Gras oder einen so hohen, blauen Himmel.
    »Was ist das alles?« Ein Duft stieg ihr in die Nase, und sie wusste sofort, was es war.
Wassermelone
.
    Riley entdeckte Ori unter einer ausladenden Eiche, die mindestens hundert Jahre alt sein musste. Seine Flügel waren wieder gut versteckt. Eine dunkelblaue Decke lag auf dem Boden, zusammen mit einem Weidenpicknickkorb. Auf der Decke stand ein weißer Porzellanteller mit Scheiben saftiger Wassermelone, deren schwarze Samen das feste, rote Fleisch sprenkelten.
    »Ich fand, wir sollten mal eine Weile ungestört sein«, erklärte er.
    Es war alles so echt. »Wo ist dieser Ort? Wie sind wir hierhergekommen?«
    »Nimm es einfach als ein Geschenk von mir an.« Er winkte sie näher.
    Ein Picknick mit einem Engel?
Endlich hatte ihr Verstand den Neustart beendet. Und wurde misstrauisch.
    »Du bist nicht hier, damit ich Armageddon aufhalte oder so?«
    »Nein«, sagte er lächelnd.
    »Woher weiß ich, dass du kein Dämon bist, der seine Spielchen mit mir treibt?«
    »Das kannst du nicht wissen«, sagte er. »Du musst mir einfach vertrauen.« Er lächelte und winkte ihr erneut zu. »Komm schon, die Wassermelone ist wirklich gut.«
    Riley stöhnte leise, als sie den Hügel hinaufschlenderte. Sie blieb am Rand der Decke stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie kaufte ihm das alles immer noch nicht ab. »Warum konnte ich vorher deine … Engelhaftigkeit nicht sehen?«
    »Weil die Zeit noch nicht reif war«, erwiderte er. »Leider dachte eines der anderen göttlichen Wesen, es könnte ganz spaßig sein, das mitten auf dem Marktplatz zu ändern.« Aus dem tiefen Kollern in seiner Stimme schloss sie, dass er diesen Streich offensichtlich gar nicht witzig fand.
    »Du meinst, ein Engel hat mich angerempelt?«
    Ein Nicken. Ori deutete auf den Teller mit der Wassermelone. »Deine Lieblingsfrucht, glaube ich.« Er kniete sich neben den Picknickkorb und förderte eine Flasche Rotwein zutage, gefolgt von zwei Kristallgläsern. Es folgte ein Teller mit Käse, Pfirsichscheiben und kalten Trauben.
    »Wie machst du das?«, fragte sie neugierig.
    Ein Lächeln erhellte Oris Gesicht. »Uns göttlichen Wesen wird ein klein wenig Schöpferkraft zugestanden«, sagte er, als sei das nichts.
    Sie sah sich noch einmal um, atmete die frische Luft ein. »Das ist nicht ein klein wenig, Ori. Das ist unglaublich.«
    Schließlich gab Riley sich dem Augenblick hin. Was sollte sie auch sonst tun? Das hier schlug die

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