Seelenraub
Dämons. Ein Sukkubus schaffte es selten, so machtvoll zu werden, da die Erzdämonen ihn töteten, um sicherzugehen, dass sie keine Konkurrenz bekamen. Das bedeutete, dass dieser hier ungewöhnlich bösartig sein musste.
»Wusst ich’s doch, dass ich dich gerochen habe«, knurrte er.
»Ich bin überrascht, dass du bei dem Schwefelgestank noch etwas wahrnimmst«, sagte Ori und wedelte mit der Hand in der Luft.
»Gestört du hast, warum?«, verlangte der jüngere Dämon zu wissen. Er war noch nicht ausgewachsen, sonst wäre der Fänger nicht in der Lage gewesen, ihn aus seinem Verstand auszuschließen. Und dumm, sonst würde er ein göttliches Wesen nicht so offen herausfordern.
Als Antwort grinste Ori flüchtig, obwohl er die beiden für ihre Arroganz am liebsten in Stücke gehackt hätte. »Wer hat euch auf den Dämonenfänger angesetzt?«, fragte er.
»Wieso du das wissen wollen?«, fragte der jüngere Dämon zurück. Der ältere knurrte und versetzte ihm einen Hieb gegen das Ohr, dass er vor Angst winselte.
»Wir arbeiten zum Ruhm der Hölle«, antwortete der ältere Dämon und versuchte, die Oberhand wiederzuerlangen.
Zu spät
. Die jüngere Höllenbrut hatte Oris Verdacht bereits bestätigt: Jemand hatte es gezielt auf den Fänger abgesehen, um an Riley heranzukommen.
Ori vergewisserte sich, dass der ältere Dämon ihn ansah. Dieser wand sich angesichts seiner Macht und wich seinem Blick aus. »Haltet euch von Blackthornes Kind fern. Wenn ihr sie verführt, zerquetsche ich euch wie die Kakerlaken, die ihr seid.«
Der ältere Dämon fauchte erneut und wich zurück, als er die brodelnde Kraft von Oris Zorn spürte. Der jüngere wollte protestieren, doch nach einem Schlag seines Vorgesetzten eilte das Pärchen davon und nahm wieder menschliche Gestalt an, während es sich entfernte.
Ori blickte ihnen nach, neugierig, ob sie sich den Dämonenfänger noch einmal vornehmen würden. Zu seiner Erleichterung taten sie es nicht, sondern stießen stattdessen auf der Straße auf einen jungen Mann. Seine Augen gingen ihm über, als der ältere Dämon ihm die Hand aufs Herz legte und begann, seine Lebensenergie aufzusaugen.
Ori hatte nicht vor, sie dabei zu stören. Sie hatten ihren Job, er hatte seinen.
Und meiner ist das Mädchen.
12. Kapitel
Das Läuten der Kirchenglocken riss Riley aus ihren lebhaften Träumen. An einem fremden Ort aufzuwachen war immer merkwürdig, aber die Glocken, mit denen die Gläubigen zur Messe gerufen wurden, wirkten geradezu surreal. Sie rieb sich die Augen, gähnte und setzte sich auf. Gähnte noch einmal. Die Glocken läuteten weiter und erinnerten sie an Simon. Nach einem kurzen Ausflug ins Badezimmer kroch Riley zurück unter die Decke und rief seine Schwester an.
Bitte mach, dass es ihm bessergeht
. Sie hatte dieses Gebet gesprochen, bevor sie eingeschlafen war, zusammen mit der Bitte, sie möge ihren Vater finden und dass Peter in Atlanta blieb. Ihre Gebetsliste wurde jeden Abend länger.
Zu ihrer Erleichterung gab es gute Neuigkeiten. Simons Zustand hatte sich weiter verbessert, auch wenn er immer noch nicht viel sprach, und es war gut möglich, dass er in ein, zwei Tagen nach Hause durfte. Amy sagte, das sei ein Wunder. Sie hatte recht, aber es hatte auch viel damit zu tun, dass die Verletzungen von Dämonen stammten und dank Vater Harrison mit frisch gesegnetem Weihwasser behandelt worden waren. Mit der Einmischung des Himmels und des Priesters blieb Simon gar nichts anderes übrig, als wieder gesund zu werden.
Riley legte mit einem breiten Lächeln auf. Wenn Simon erst einmal zu Hause war, würde er auch wieder lockerer werden. Seine Familie würde schon dafür sorgen, und wenn nicht, dann auf jeden Fall seine Freundin.
Ein kalter Morgen begrüßte sie, als sie die Kirche verließ. Bei ein paar Autos auf der Straße hatte der Frost eine alabasterfarbene Pulverschicht auf die Windschutzscheiben gezaubert. Als sie um ihren Wagen herumging, um ihn aufzuschließen, fand sie eine schneeweiße Rose im Griff auf der Fahrerseite. Sie war wunderschön, und überraschenderweise hatte der harte Frost ihr nichts anhaben können.
Kann noch nicht lange hier sein.
Rileys erster Gedanke galt Simon, aber er lag noch im Krankenhaus. Beck schien nicht gerade der romantische Typ zu sein. Blieb also nur noch …
Ori?
Aber warum sollte er ihr eine Rose schenken? Nachdem sie sich rasch umgesehen, aber kein Zeichen von ihm entdeckt hatte, beschloss sie, sich nicht länger den Kopf zu
Weitere Kostenlose Bücher