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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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drei Frauen im Raum sahen sich nur verblüfft um und versuchten zu begreifen, was hier vor sich ging. Eine von ihnen stieß ihren Begleiter an, doch der reagierte nicht.
    Das war eigentlich ein gutes Zeichen. Wenn der Dämon mehr Erfahrung hätte, stünden alle Gäste unter seinem Bann. Das bedeutete, dass dies hier ein junger, noch nicht ganz so mächtiger Dämon war und dass er versuchte, Energie aufzusaugen, um zu wachsen, indem er ein so weites Netz auswarf.
    Beck begann leise zu summen, versuchte die Verlockungen der verführerischen Botschaften des Dämons aufzubrechen, die unablässig in seinen Verstand tröpfelten. Das Summen funktionierte, die Benommenheit ebbte lange genug ab, damit er in die Hocke gehen konnte, als wollte er sich den Schnürsenkel zubinden. Stattdessen öffnete er vorsichtig den Reißverschluss seiner Reisetasche, die unter dem Billardtisch lag. Als er sich erhob, das Gesicht immer noch zur verspiegelten Wand gewandt, hielt er in beiden Händen eine Glaskugel – eine violette Babelkugel in der rechten und eine mit Weihwasser in der linken.
    Als er sich zur Gefahrenquelle umdrehte, richtete der Dämon seinen Blick sofort auf ihn. Er konnte nicht hinter die Illusion blicken, nicht bevor er die Babelkugel benutzt hatte, doch es bestand gar kein Zweifel, dass er es hier mit einem Diener der Hölle zu tun hatte.
    Beck summte lauter, einen seiner Lieblingssongs von Carrie Underwood.
    Die Schlange verzog das Gesicht, was als dämonischer Ärger gelten konnte. »Du widerstehst mir«, sagte sie.
    »Das ist verdammt richtig«, sagte er. Das lenkte seine Aufmerksamkeit gerade lange genug ab, damit sie eine weitere Botschaft an seinen Verstand schicken konnte, eine, bei der eine Prostituierte vor Scham erröten würde.
    »Nie im Leben«, sagte er und schüttelte sich, um den Kopf frei zu bekommen. Er begann, vor sich hin zu singen. Das Lied war traurig, über eine verlorene Liebe, und es wirkte stärker als die verführerische Botschaft des Dämons.
    »Fänger«, warnte sie und kam näher auf ihn zu. »Komm zu uns …«
    Beck wartete bis zum letzten Moment, dann schleuderte er die violette Kugel dem Dämon vor die Füße. Sie zerplatzte, und eine Fontäne aus flackernden Lichtern stieg empor. Es roch nach Zimt. Die Magie der Glaskugel waberte um den Dämon, und die Verwandlung setzte auf der Stelle ein. Die Stimme des Mädchens klang nicht länger sexy, sondern schnarrend, während ihre Formen verwischten und der Körper sich zusammenzog. Sie schrumpfte immer weiter zusammen, ihre Klamotten verschwanden. Übrig blieb ein kleiner, stämmiger Leib, der aussah, als sei er mit braunem Schlamm bedeckt. Höllenfeuerrote Augen funkelten ihn an, und ein langer spitzer Schwanz zuckte vor und zurück. Die Klauen waren schwarz und scharf.
    Der Gesichtsausdruck der anderen Gäste wechselte in Sekundenschnelle von verzückt zu schockiert.
    »O mein Gott, das ist ein Dämon!«, platzte einer von ihnen heraus und wich zurück.
    »Allerdings.« Beck fing einen Blick vom Barkeeper auf; Zack schüttelte angewidert den Kopf. Beck zuckte die Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit erneut dem Dämon zu. Er nagte aufgeregt an einer seiner Klauen und starrte finster zu ihm hoch.
    »Gut gemacht, Fänger«, sagte Lenny.
    »Danke«, erwiderte Beck erfreut. »Der hier hat nicht viel Power.«
    Er hatte keinen ordentlichen Behälter dabei, in dem er das Ding hätte verstauen können, aber er würde schon einen Weg finden, es zum Dämonenhändler zu bringen und sein Geld einzusacken. Kein schlechter Deal: Etwas Billard spielen, ein paar Bier trinken und vierhundert Dollar für seine Mühe kassieren. Und er hatte seine Zeit in der Dämonenhochburg verschwendet, obwohl hier der Teufel los war.
    Der Dämon stieß ein merkwürdiges Kichern aus. Dann begann er zu lachen. Da stimmte was nicht. Er sollte wütend sein, weil er gefangen worden war, einen Haufen Flüche ausstoßen und ihm im Gegenzug für seine Freiheit eine Gunst anbieten. Stattdessen lachte er, als sei Beck der Witz.
    »Was ist so lustig?«, wollte er wissen.
    »Äh, Beck …«, sagte Lenny und deutete auf den Eingang.
    Beck fluchte leise. Eine weitere Gestalt stand in der Tür, gekleidet in schwarzes Leder mit silbrig-weißem, kurzem Haar und einem Haufen Piercings, die zusammen ein Vermögen wert sein mussten. In der rechten Hand hielt sie eine Peitsche, und sie grinste, als hätte sie gerade in der Lotterie gewonnen.
    Darum also hatte der Erste gesagt: »Komm zu

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