Seelenraub
Formularen.
»Hey, ich hab dich im Fernsehen gesehen. Du weißt schon, im Tabernakel«, sagte der jüngere der beiden Männer, während der andere die Zahlen überprüfte. »Verdammt, das war echt ein höllisches Feuer.«
»Was passiert eigentlich mit den Flaschen, nachdem Sie sie abgeholt haben?«, fragte sie in dem Versuch, von dem Thema abzulenken, das ihre Albträume befeuerte.
Zum Glück schnappte er nach dem Köder. »Mit denen hier?«
»Ja, genau«, sagte sie und zeigte auf die Flaschen.
»Die kommen in die Recyclingfabrik«, sagte der andere Mann zurückhaltend.
»Und was passiert dann damit?«
»Keine Ahnung. Ist mir auch egal«, sagte er. Er zählte das Geld ab, dann drückte er ihr die Scheine und eine Kopie der Formulare in die Hand.
Riley deutete auf den Zettel. »Unterschreiben Sie bitte noch?«
»Nicht nötig«, sagte der Typ und runzelte die Stirn.
»Bitte!«, bettelte sie. »Meister Harper wird total sauer, wenn ich es nicht unterschreiben lasse.«
Die beiden Männer wechselten Blicke, dann kritzelte der jüngere etwas auf den Zettel und reichte ihn ihr zurück. Die Unterschrift war unleserlich. Auf ihr Dankeschön bekam sie keine Antwort, als die beiden in einer Wolke aus Abgasen und unter dem Stöhnen des Getriebes vom Parkplatz zurücksetzten.
Als Riley die Formulare auf dem Klemmbrett sortierte, nagte etwas an ihr. Sie starrte auf die Fahrertür. Da war kein Logo, kein Text, gar nichts. Alle Fahrzeuge der Stadt hatten das offizielle Atlanta-Logo auf den Türen, das Bild eines Phönix, der sich aus der Asche erhebt.
Und wer hat gerade die Flaschen abgeholt?
Beck mochte Krankenhäuser nicht. Während seiner Zeit bei der Armee hatte er einige Zeit in einem gelegen, also kannte er sich aus. Es roch merkwürdig, und für seinen Geschmack war alles viel zu steril, so dass sich seine Stimmung nicht gerade hob, als er »seine Runde drehte«, wie Meister Stewart es nannte. Becks Meinung nach war das der Job des Priesters, trotzdem stapfte er jetzt durch die verschiedenen Stockwerke, redete mit den verletzten Dämonenfängern und ihren Familien und benahm sich, als wäre nicht die Hölle los. Er hatte keinen Schimmer, warum Stewart darauf bestanden hatte, dass er das übernahm, aber wie jeder gute Soldat, konnte er Befehle ausführen.
Beck hatte sich absichtlich Simon bis zum Schluss aufgespart, teils seines schlechten Gewissens wegen, weil er nicht verhindert hatte, dass der Lehrling verletzt wurde, vor allem jedoch, weil Simon mit Riley zusammen war. Beck war sich immer noch nicht klar darüber, was er davon halten sollte. Nicht, dass er irgendetwas gegen Adler einzuwenden gehabt hätte, aber es fühlte sich irgendwie nicht richtig an.
Besser, sie ist mit ihm zusammen als mit sonst jemandem.
Wie mit diesem Allan Sowieso, diesem gewalttätigen Kerl, mit dem sie vor ein paar Jahren zusammen gewesen war. Beck wusste, dass er dafür die Verantwortung trug, denn als er von der Armee zurückgekehrt war, hatte Riley sich total in ihn verknallt. Jeder konnte das sehen. Das wäre auch in Ordnung gewesen, wenn sie nicht Pauls Tochter und erst fünfzehn gewesen wäre. Er hatte sie abblitzen lassen, und um sich über die Enttäuschung hinwegzutrösten, hatte sie prompt etwas mit diesem Scheißkerl angefangen, einem Loser, der sie dazu angestiftet hatte, für ihn zu klauen. Die Beziehung hatte gehalten, bis Allan sie geschlagen hatte.
Und darum geht es doch, oder?
Simon würde Riley gut behandeln. Er würde sie weder schlagen noch zum Diebstahl überreden, aber jedes Mal, wenn Beck versuchte, sich das klarzumachen, wurde ihm die Kehle eng. Bedeutete das etwa, dass er eifersüchtig war?
Er schob den verstörenden Gedanken beiseite und betrat Simons Zimmer. Der Patient war wach und sah sich etwas im Fernsehen an. Becks Blick huschte zum Bildschirm, es war eine Talkshow über die Ereignisse im Tabernakel. Hin und wieder wurde ein Bild von dem Inferno eingeblendet.
Genau das Richtige für dich!
»Simon.« Ein schwaches Nicken, als Beck sich langsam dem Bett näherte. »Wie geht’s so?«, fragte er im Plauderton. Genau wie ein Priester.
Ein Achselzucken als Antwort.
»Ich hab gehört, die Verletzungen heilen gut.« Ein Nicken. Anscheinend würde Beck das Reden allein übernehmen müssen. »Ich hab ein paar von den anderen besucht. Sieht aus, als würden sie es schaffen, obwohl Barton noch einmal am Bein operiert werden muss.«
»Gut«, murmelte der Patient, ohne seinem Besucher in die Augen zu
Weitere Kostenlose Bücher