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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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sich um, öffnete eine Tür, rief: »Ira« hinein und verschwand wieder hinter einer anderen. Ich ging zu der Tür und schaute in das Zimmer hinein. Eine Matratze am Fußboden, mit dottergelber Bettwäsche bezogen, ein wohlgefülltes Bücherregal, das sehr gelesen wirkte und ein Nachttisch. Auf dem Nachttisch, neben einer Lampe, das Notizbuch. Unter den Kissen kam Iras Schopf zum Vorschein. Sie blinzelte sich den Schlaf aus den Augen. Ich schnappte mir das Notizbuch, warf ein fröhliches »Guten Morgen« hin und machte mich wieder auf und davon. An der Tür steckte innen der Schlüssel, ich sperrte das Schloss auf und ging. Ich raste die Treppen hinunter wie die wilde Jagd, vorbei an Parteien, die sich im Gang etwas zuschrien. Wahrscheinlich wegen meines Klingelns. Niemand aber vermutete mich hinter dem Tumult. Draußen überquerte ich die Straße und ging in den Reithofferpark. Dort ruhte ich ein wenig aus und schnaufte durch. Schritt drei hatte auch geklappt. Bis auf ein paar Tauben war ich allein. Ich holte mein Handy raus.
    »Hi, Reichi. Schon wach?«
    »Noch nicht so ganz. Warum?«
    »Noch Lust auf den Seelendeal?«
    »Sicher.«
    »Dann sei so schnell wie möglich am Reithofferpark. Ecke Märzstraße. Dort ist das Institut.«
    »Gut.«
    »Aber beeil dich, last call.«
    »Alles klar. Viertelstunde vielleicht.«
    »Gut.«
    Ich legte auf. Nun musste ich nur mehr warten, bis Reichi auftauchte, dann konnte Schritt vier gestartet werden. Allein zu Korkarian zu gehen, war keine gute Idee, der Mann hatte eine Knarre und ich wollte kein Loch im Bauch. Zur Not wäre die Kripo auch in Reichweite. Aber das war nur der letzte Rettungsstrick, denn dann könnte ich mir das Konto abschminken, doch besser arm und am Leben als reich und tot.
    Von der Gier getrieben und auf den Schwingen des Schicksals reitend, war Reichi keine 20 Minuten später eingetroffen. Ich beobachtete aus den Büschen, wie er die Straße überquerte und ins Kreditbüro eintrat. Ich folgte ihm, schaltete mein Handy auf lautlos und trat ebenfalls ein.
    Reichi saß Korkarian gegenüber, am selben Platz, auf dem auch ich gesessen hatte. Korkarian bemerkte mich sofort, und alles andere war für ihn in diesem Moment Luft. Er bemerkte den überraschten Gesichtsausdruck von Reichi nicht. Nach einer Zehntelsekunde hatte sich Reichi wieder unter Kontrolle, für einen alten Pokermeister kein Problem. Korkarian war aufgestanden und auf mich zugekommen.
    »Ich hab was für Sie.«
    Korkarian deutete mit seinem Kopf auf Reichi.
    »Habe momentan eine Kunde.«
    »Gehen wir nach hinten.«
    »Gut.«
    Er drehte sich um und ging. Ich folgte ihm. Hoffentlich hielt ihn Reichis Anwesenheit davon ab, von der Kanone unter seinem Anzug Gebrauch zu machen. Das Hinterzimmer wurde von einem Kopierer und einem Fax beherrscht. Metallregale enthielten Papierpacken, Druckertoner und sonstigen Bürobedarf. Auch Akten gab es.
    Ich legte das Notizbuch von der Schauberger auf den Kopierer. Es war leicht zu bemerken, wie Gier und Vernunft in Korkarian miteinander stritten. Es schien die Vernunft zu siegen.
    »Finfhunderttausend. Letztes Angebot.«
    »Mehr ist Ihnen das Leben Ihrer Tochter nicht wert?«
    Seine Lippen formten Worte, die ich weder hören noch verstehen konnte.
    »Ich hetze Kana auf die schöne Elena. Sie ist ein Druckmittel, genau nach seinem Geschmack.«
    Wieder formten sich lautlose Worte auf seinen Lippen. Dann zog er die Kanone. Ganz kurz blieb mein Herz stehen. Nun trat er einen Schritt zurück, fummelte an seiner Weste und holte einen Schlüssel heraus. Mit einem Auge und der Knarre fixierte er mich, mit dem anderen den Safe. Er schloss auf. Ohne hinzusehen, zog er eine Aktenmappe heraus. Die legte er neben das Notizbuch, den Tresor schloss er mit der Schulter. Langsam griff ich mir die Mappe, er sich das Notizbuch. In der Mappe befanden sich alle auf den ersten Blick nötigen Informationen. Mehr ließ sich im Augenblick nicht feststellen.
    »Ich brauch noch was.«
    »Was?« Er spie das Wort förmlich aus.
    »Eine der Akten, viel sollte drin sein, aus dem letzten Jahr vielleicht, aber Unverbindliches, das Sie verschmerzen können.«
    »Nehmen Sie eine von die Regal.« Das tat ich auch, schließlich wollte ja auch Mutter Kirche Resultate sehen.
    Ich trat zur Tür, öffnete sie, noch immer zu ihm gewandt.
    »Dann ist ja alles klar. Auf Wiedersehen.« Damit ging ich an Reichi vorbei, hinaus auf die Straße. Mich fröstelte, denn mein Hemd war nass, meine Socken waren nass und

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