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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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ist. Es kommt nicht immer jeder zum Vereinsabend. Vielleicht kann ich in seiner Abwesenheit sogar einen Freund von ihm ausquetschen.«
    »Gut. Was mir am meisten Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass Buehlin nichts passiert ist. Kein Besuch von einem Inkassokommando oder dergleichen. Und der Mann war bewaffnet, die Wohnungstür schwer gesichert. Seltsam.«
    »Das hab ich mir auch gedacht, den werd ich schon noch im Auge behalten. Knarre und Wohnungstür sind harmlos, ich denke, er ist einfach leicht paranoid und hat eine nette kleine Sozialphobie.«
    »Warum hat er dich dann reingelassen?« Ich konnte Erich jetzt nicht sagen, dass Buehlin einfach jemandem seine Maschine zeigen wollte, darum zuckte ich nur mit den Achseln.
    »Glück gehabt.«
    »Siehst du, deswegen glaube ich dir da nicht ganz.«
    Wieder war ich dankbar, dass Theologen keine Ermittlungen leiten.
    »Ich glaube auch, dass Wohnungstür und Revolver harmlos sind. Was mich beunruhigt, ist die fehlende Reaktion von Korkarian über den geplatzten Kredit.«
    »Wieso, das zeigt doch nur, dass Korkarian wider Erwarten ehrlich spielt.«
    »Genau das macht mir Sorgen.«
    »Versteh ich jetzt nicht.«
    »Wenn Korkarian ein Inkassokommando vorbeigeschickt hätte oder Buehlin drohen würde, wäre er einfach unehrlich. So aber besteht die Möglichkeit, rein hypothetisch, dass sich unsere Befürchtungen bestätigen.«
    Ich musste wohl sehr dumm ausgesehen haben, denn Erich erklärte mir in seiner besten ›Lieber Onkel‹-Stimme: »Du hast doch selbst gesagt, wie war das noch? Ah ja, ›Pferdefüße und Bockshörner etwa, und ein bisschen Schwefel‹. So hast du es gestern genannt.« Ich war baff.
    »Das war doch nur ein Schmäh.«
    »Für uns nicht. Du vergisst, das Böse ist eine Realität, sagt die katholische Lehre. Benedikt hat es erst kürzlich wieder bestätigt.«
    »Du meinst, wenn Korkarian hinter Seelen her ist, könnte er eine Verbindung haben, um daraus Gewinn zu schlagen.«
    »Genau. Oder es ist so, wie du sagst. Er setzt auf Gier und Aberglauben, indem er minimale Verluste einfach in seine Rechnung mit einbezieht und in Kauf nimmt. Ich betonte vorher, dass es möglich sei.«
    »Ich hab schon zugehört, ja.«
    »Was habt ihr vor, wenn sich eure Befürchtung bestätigt?«
    »Beten. Alles Weitere wird dann Rom entscheiden.«
    »Du meinst, es marschiert eine Division Exorzisten an und macht dem Spuk den Garaus?«
    »Ein bisschen mehr Ehrfurcht und Ernst darf ich mir schon ausbitten. Lass die Alfanzen. Divisionen gibt es, soweit ich informiert bin, im Heerwesen. Die heilige Mutter Kirche kennt so etwas nicht. Außerdem ist ein Exorzismus eine Austreibung minderer Geister, im schlimmsten Fall reicht das dann gar nicht.«
    »So oder so. Es werden euch alle auslachen.«
    Erich zog eine bekümmerte Miene und trank den letzten Schluck Wein. Dann holte er aus einer Tasche seiner Kutte ein schönes, gefaltetes gelbseidenes Taschentuch hervor und tupfte sich Lippen und Stirn ab. Schließlich steckte er es wieder weg.
    »Arno, du bist meine letzte Verteidigungslinie. Solange du nicht überzeugt bist, dass an der Sache was faul ist, werde ich gegen die Hysteriker bei uns kämpfen. Sogar um den Preis, dafür meine Tage beim Monstranzenputzen in Gramatneusiedl beschließen zu müssen.«
    »Erich, ich glaube nicht an den ganzen Humbug.«
    »Gerade deswegen, wenn«, Erich machte ein Auslassungszeichen, »er dahintersteckt, wirst auch du glauben. Außerdem: Audiatur et altera pars.«
    »Erich, sag: ›Teufel‹«, neckte ich. »Komm schon, ist leicht. ›Teufel‹. Siehst du, ich kanns.«
    Erich schüttelte nur den Kopf und begann seine Sachen einzupacken. Das Bild von Johannes Paul legte er mir auf den Tisch.
    »Komm, lass mich raus. Heute ist noch viel zu tun. Ora et labora.«
    »Sicherlich.« Auf dem Weg zur Institutstür stellte ich eine letzte Frage.
    »Erich, du verheimlichst mir doch auch was.«
    »Wie kommst du darauf.« Erich war urplötzlich ganz christlich-sanft geworden. Wenn er jetzt gestorben wäre, hätte sein Leichnam sicher geduftet, so strengte er sich an, den Heiligen zu mimen.
    »Irgendwoher habt ihr von der Sache Wind bekommen. Du wolltest mir das letzte Mal nichts sagen, wie stehts mit heute?« Ich hatte inzwischen die Türe geöffnet, Erich war hinausgetreten, er blickte noch mal zu mir zurück. Ganz sacht legte er den Finger über die Lippen. Schweigen. Dann wandte er sich um und verschwand im Dunkel der Philosophenstiege.

II
    Die erste Nacht im

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