Seelenschacher
nur nicht dahinter, was für eine.« Erich kamen die Worte stoßweise über die Lippen, er schnaufte ganz schön.
»Überhaupt nicht. Das ist für meine polnische Hausbesorgerin. Wenn ich eine Leidensmiene aufsetze, dann wäscht sie mir die Sachen. Ich muss es nicht selbst machen und gratis ist es auch noch.«
»Das heißt, du willst mit dem Bild des Stellvertreters Gottes auf Erden, der im Prozess der Heiligsprechung steht, eine arme, alte Frau bestechen.«
»Genau.«
»Schäm dich!«
»Sicher nicht.«
»Du wirst das Bild von mir nicht kriegen.«
»Komm, Erich, so schlimm ist das nicht. Außerdem kriegt sie von mir ab und zu ein bisschen Schokolade und eine Flasche polnischen Wodka. Ist für beide Seiten in Ordnung so.«
»Warum polnischen?«
»Weil russischer aufgrund der gemeinsamen Geschichte beider Völker nicht geht. Sogar die Kakerlaken heißen bei den Polen Russen. Baltisches Spezialitäten-Geschäft kenn’ ich keins in unserem Grätzel, also kauf ich ihr den Wodka in der polnischen Videothek ums Eck.«
Er sah mich immer noch skeptisch an.
»Videothek?«
»Ja, klingt seltsam, aber die haben auch Lebensmittel und ein Beisl ist es auch.«
Mittlerweile waren wir im Büro angelangt und begannen, den Schreibtisch abzuräumen.
»A propos Hausbesorgerin, warum bist du nicht dort?«
»Wasserschaden und daraus resultierender Umbau. Für Minimum 14 Tage.«
»Du wohnst jetzt im Büro. Was sagt Glanicic-Werffel dazu?«
»Gar nichts.«
»Weil sie es nicht weiß.«
»Genau.«
»Das würde ihr sicher nicht passen.«
»Der Professorin passt gar nichts von dem, was ich mache, außer meine Aufsätze, die unter ihrem Namen erscheinen. Bin ich also schon gewohnt.«
Der Tisch war abgeräumt, Erich stellte das Plastiksackerl hin und holte verschiedene, in Alufolie eingeschlagene Gegenstände heraus, plus eine Flasche Rotwein und Besteck, Erich würde niemals mit den Händen essen. Er schlug die Alufolie zurück und der Duft von frischem Backhendl erfüllte das Büro. Für mich war auch noch eine Schale Salat dabei, Erich war nicht so der Beilagenesser. Er schlang sich eine Serviette um den Hals, faltete kurz die Hände und setzte sich zu seinem Huhn. Er hatte zwei gekauft, sicherlich würden die Reste meines Tiers auch noch in seinem Magen landen. Verschwendung war für ihn Sünde. Den Wein hatte er neben sich stehen, ich würde Tee trinken.
»Ich hab da einen Welt-Hendlbrater aufgetan«, Biss, »der Mann kommt aus dem Libanon«, Biss, »hat sonst nur so orientalisches Zeug«, Biss, »aber eine Panier kriegt der bei den Hendln hin«, Biss, »Wahnsinn.«
»Ja, sind wirklich gut.«
Dann verstummten wir beide und aßen. Das weiße Fleisch war saftig, die dunkle Panier knusprig und die gelbe, leicht fettig ölige Haut gab dem Ganzen das Runde, Volle, das mehr befriedigt als reine Sättigung.
20 Minuten später waren die Hendln Geschichte, der Wein bis auf ein Glas leer und Erich strahlte wie ein glücklicher Säugling. Er schmatzte noch ein wenig mit den Lippen. Seine Backen glänzten rot.
»Du könntest bei uns schlafen. Im Kloster haben wir schon noch ein paar freie Zellen.«
»Das Angebot ist lieb, Erich, aber ich steh nicht so auf Homoerotik. Außerdem komm und geh ich zu ungünstigen Zeiten. Und was, wenn die Arbeit es verlangt, eine Frau mit heimzubringen? Das würde euch sicherlich nicht gefallen, wenn euer Te Deum durch das Gebet der Fleischeslust gestört würde.« Der Gedanke an die Klosterbibliothek mit all den Handschriften reizte mich allerdings schon. Nur war da nichts zu machen.
»Jaja, hast recht. Also, was ist mit dem Seelenhändler, hast du schon was?« Erich war sichtlich pikiert und wechselte das Thema.
»Noch nicht viel.«
»Für deine Unterwelthansln geht das immer glatt vonstatten. Wenn es einmal was Wichtiges ist, das mehr betrifft als nur dich selbst, dann …«
»Tu mir nicht unrecht. Ich hab keinen großen Apparat hinter mir, Erich, das macht alles schwer.«
»Aber du kennst doch die ganzen Strizzi, warum fragst du nicht einfach nach? Du hast doch selbst mal für einen aus der Kreditbranche«, Erich räusperte sich, »hmm, gearbeitet.«
»Sicher. Wenn ich dort wen frage, denkt sich der: Was will der Linder? Dann werden sie neugierig und wittern Geld. Normalerweise wär mir das egal, aber es geht um Mutter Kirche. Ich soll diskret vorgehen und diese Leute sind alles andere als diskret.«
»Die würden zum Kardinal gehn? Mit Schlägern?«
»Möglich. Ich hätte an eurer
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