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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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in diesem Augenblick geschehen. Nach ein paar Momenten Pause trieb ich die Sache weiter.
    »Du hast keine Hemmungen, mich in so was reinzuschicken.«
    »Du willst für so wenig Ertrag nicht in den Knast. Verstehe ich. Vielleicht können wir den monetären Anreiz ein wenig erhöhen.«
    Da musste ich schmunzeln, er wollte den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
    »Ist nicht Mammon einer der Hauptdiener Luzifers, von dem Milton sagt, kein anderer Teufel bringe seinem Herrn so viele Seelen wie er? Du scheinst mir im Auftrag der Doppelmoral unterwegs zu sein.«
    Erich winkte ab.
    »Das ist anglikanische Theologie. Bei uns gibts das nicht. Wir zahlen.« Ein breites Grinsen zeigte sich auf seinem runden Gesicht. Er wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Also, was würde dich so in Versuchung führen?«
    »Vergiss es, Erich. Die Tatsache, dass ich keine Vorstrafe habe, ist mir so viel wert, das kannst du nicht zahlen.«
    »Jetzt hör schon auf, dich so zu zieren. Du kommst mir schon fast vor wie die sprichwörtliche Jungfrau am Ehebett.«
    »Woher weißt denn du in solchen Sachen Bescheid?«
    »Die demütigen Diener Gottes müssen in allem Bescheid wissen. Unwissenheit ist Sünde. Lenk nicht dauernd ab. Mit deiner Weigerung willst du doch bloß den Preis in die Höhe treiben. Oder hast du Angst vor dem Knast?«
    »Ach, der Bau ist sicher nicht angenehm, aber das schreckt mich nicht so sehr. Solange ich keine Waffe dabeihabe, kein Werkzeug mitgebracht habe, sondern nur Vorgefundenes verwende, komme ich bedingt durch.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe ein Rechtsanwaltsbüro hinter mir.«
    »Du siehst mich erstaunt. Kannst du dir so was leisten?«
    »Ist ein guter Freund, macht gerade das Studium fertig. Kennt sich aus.«
    »Wenn es nicht das Gefängnis ist, warum wehrst du dich dann mit Händen und Füßen?«
    »All die kleinen Nebengeschäfte, die ich so treibe, könnte ich nicht machen, wenn ich eine Vorstrafe hätte. Mit einer Vorstrafe bist du immer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sobald ich irgendwo im Zusammenhang mit Ermittlungen auftauche, bin ich dann verdächtig. Solange man in den Akten nicht aufscheint, kann man unbemerkt bleiben. Sobald der Name drinsteht, ist es vorbei.«
    »Du meinst, so ähnlich wie bei den Flughafenkontrollen. Wenn man einmal herausgefischt wurde, scheint die Passnummer auf und die Wahrscheinlichkeit steigt dann von Kontrolle zu Kontrolle?«
    »Ungefähr.«
    »Quod non est in actis, non est in mundo.«
    »So kann man es auch ausdrücken.«
    »Ich würde vorschlagen, schlaf noch einmal drüber, überleg es dir genau, dann reden wir noch einmal über die Sache. Ich kenn schon Leute, die so was machen würden. Du musst dir halt auch im Klaren darüber sein, dass du hoch pokerst.«
    Erich nickte.
    »Damit kann ich leben.« Erich umgibt immer eine Aura von Leichtigkeit und Lebensfrohsinn, die war nun verschwunden, schließlich würde er sich für den Rest seines Lebens in einem abgelegenen Kloster zu verstecken haben, wenn das aufflog. Ich war richtig froh, ihm die Idee mit dem Einbruch ausgeredet zu haben. Wenigstens für den Moment. Anschließend spielten wir noch ein bisschen mit den uns bekannten Fakten herum, bis alles wenigstens ein klein wenig Sinn machte. Während der geistigen Arbeit führte Erich seinem Metabolismus zwei Marillenmarmeladepalatschinken zu, fingerdick mit Staubzucker bestreut. Beim Stopfer sind die Palatschinken wirklich einzigartig, was unter anderem daran liegt, dass Safran verwendet wird.
    Als er mit den letzten Bissen auch noch den kleinsten Rest Marmelade erwischt hatte, beendete Erich das Gespräch, indem er die weitere Vorgangsweise festlegte.
    »Also, du wirst morgen, um Punkt acht Uhr dreißig hier läuten.« Er reichte mir eine Karte. Auf dem reinweißen, leicht gerippten Karton stand eine Adresse in feiner Schrift. So dünn, dass das Schwarz wie Grau wirkte. Kein Name, keine Anschrift, keine Kontaktdaten, nichts. Nur eine Gasse und eine Hausnummer.
    »Das ist doch nicht das Erzbischöfliche Palais.«
    »Nein, dort kommst du nicht hinein. Außerdem ist es das des Kardinals. Und zieh dich ordentlich an. So kannst du nicht vorsprechen, du siehst ja aus, als hättest du in deinen Sachen geschlafen. Und benimm dich!«
    »Hinter den Ohren und am Hals werd ich mich auch waschen.«
    »Davon geh ich aus.« Erich sagte das ohne den geringsten Anflug von Humor. Ein habemus papam wäre ihm nicht ernster über die Lippen gekommen.
    Mittlerweile hatte er

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