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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Geste an, dass es sich hier um etwas Delikates handelte. Die Augen der alten Dame leuchteten.
    »Was sagt er, Frieda, ich kanns nicht hören«, mischte sich eine zweite Stimme von hinter der Hecke ein. Gutmütiger und kindlicher als die erste. Das Gesicht einer zweiten Dame erschien. Ähnliches Alter, aber wohlgenährter und fast ein wenig rosig.
    »Er sagt«, brüllte die Erste los, »dass er Professor ist und …« Die andere verzog das Gesicht und hielt sich angestrengt lauschend zwei Finger hinter das rechte Ohr.
    »Ich hör nix, Frieda …«
    »Warte, Gerda«, meinte die Erste und nahm sich das Hörgerät aus dem Ohr und gab es weiter. Als es im Ohr der zweiten Dame steckte, fuhr sie fort. »Also«, begann sie von Neuem und erklärte der zweiten Dame den Sachverhalt meiner Anwesenheit. Die andere nickte nur.
    »Der Rocker arbeitet bei einer Werkstatt im fünfzehnten. Irgendwo in der Costagasse, Herr Professor«, platzte die Gutmütige heraus. Die andere hielt sich zwei Finger hinters Ohr und kniff die Augen zusammen. Ich wollte mich bedanken, als hinter der Hecke eine Türe zugeschlagen wurde und eine keifende Stimme ertönte. So durchdringend, dass sogar Frieda ohne Hörgerät verstand, um was es ging.
    »Gerda, Frieda, was geht da vor? Redet ihr mit wem? Wo ist das Fernglas?«
    Ein drittes Gesicht erschien durch die Hecke. Die dazu passende Dame war wohl einen ganzen Kopf kleiner als die anderen beiden, aber da, wo Friedas Gesicht ernst gewesen war, schien ihres böse mit tyrannischem Gesichtsausdruck. Mit der Frau war sicher nicht gut Kirschen essen.
    »Ophelia, wir wollten doch nur …«, meinte Frieda beschwichtigend. Doch Ophelia hörte gar nicht zu. Wahrscheinlich war sie ebenso stocktaub wie die anderen beiden. Frieda gab ihr ein schweres Fernglas, das sie um den Hals gehängt hatte. Sicherlich mit Nachtsichtfunktion.
    »Mit fremden Männern einfach so auf der Straße reden, ich werd euch was! Marsch, rein ins Haus.«
    Gerda und Frieda verschwanden, nicht ohne dass mir Gerda noch einmal zugelächelt hatte. Ich lächelte zurück. Ophelia kniff ihr eines Auge zusammen und starrte mich für einen Augenblick wütend an. Dann verschwand auch sie in der Hecke. Die drei waren sicher Schwestern und der Schrecken der Nachbarschaft.
    Ich machte mich auf den Weg zurück in die Stadt. In der Mitte der Costagasse liegt auf der Straßenseite mit den ungeraden Nummern eine Werkstatt. Durch eine alte Einfahrt betritt man einen Hof, der mit Kopfsteinpflaster ausgelegt ist und von alten Autos bestanden wird. Zwischen den Pflastersteinen sprießt Gras, grün und jung. Auf der anderen Seite des Hofes hängt eine blaue Tafel mit gelber Aufschrift: Skocek Autoreparaturen. Telefonnummer und Adresse stehen in Gelb ein wenig darunter.
    Auf dem Hof war keine Menschenseele zu sehen, also ging ich hinüber zu der Tafel. Darunter befand sich ein weiteres Tor, dessen Metallschiebetür blöderweise geschlossen war. Ein paar Meter daneben machte ich allerdings eine Tür aus. Dort klopfte ich und trat ein.
    Ich stand in einem Büroraum mit Holzboden und Glaswänden. Überall hingen Reifenkalender mit halb nackten Mädchen. Ein weiteres Büro mit Glaswänden schloss sich an und ein Weg führte nach hinten, wahrscheinlich in die Werkstatt. Im ersten Büro saß eine dramatisch geschminkte Frau Mitte 40 hinter einem Schreibtisch und klopfte mit langen, roten Fingernägeln auf eine uralte Tastatur. Daneben stand ein Aschenbecher, der mit den Leichen zahlloser kleiner, tapferer Zigaretten gefüllt war. Unter der wilden Schminke und den toupierten schwarzen Locken war die Frau recht hübsch. Freien Blick hatte ich auf die gut besuchte Bluse, die mindestens zwei Knöpfe zu weit offen stand. Ich wettete mit mir selbst, dass sich unter dem Schreibtisch ein Mini und Stöckelschuhe verbargen. Sie wandte den Blick vom Bildschirm zu mir und taxierte mich kalt.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Arbeitet bei Ihnen ein Mechaniker, Österreicher, mit halblangen schwarzen Haaren?«
    »Ja, was wollen Sie denn von ihm?«
    »Ich hätte ihn gern gesprochen. Nur kurz, dauert vielleicht zwei Minuten.«
    »Ich bring Sie nach hinten.« Sie stand auf und ich folgte ihr. Die Wette hatte ich klar gewonnen. Die Bleistiftabsätze waren mindestens 14 cm hoch.
    Am Ende des Ganges öffnete sie eine Metalltür und wies nach hinten.
    »Greg ist dort.«
    »Danke.«
    Ich ging an ihr vorbei, genau darauf achtend, mit keinem ihrer Körperteile, von denen es einige gab, in

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