Seelenschacher
Berührung zu kommen. In der Garage standen mehrere Autos, in verschiedenen Phasen der Demontage. Nur ein nahezu fabrikneuer Mercedes stand allein. Die hintere Hälfte des Wagens war mitternachtsblau, die vordere silberfarben. Er wurde gerade umgespritzt. Mir fiel nur ein Grund für so ein Unterfangen ein, und der war nicht ganz legal. Das war jedoch nicht mein Problem.
Nachdem ich mich ein wenig orientiert hatte, fiel mir auf, dass nur unter einem Wagen gewerkelt wurde. Ansonsten war die Garage leer. Ich ging auf das betreffende Auto zu und beugte mich über die Servicegrube.
»Entschuldigung?«, fragte ich hinunter.
»Ja?«
Der Kopf von Schaubergers Freund erschien.
»Ah, Servas, wart, ich kumm rauf.«
Er stieg aus dem Graben und nahm sich ein Tuch von einem danebenstehenden Werkzeugkasten. Nachdem er sich die Hände vom Öl gesäubert hatte, fischte er sich ein Packerl Zigaretten aus einer Tasche seines blauen Overalls.
»Was is?«, fragte er, nachdem er angeraucht hatte.
»Niemand da, außer dir?«
»Nur die Sekretärin, die anderen sind unterwegs.«
»Gut. Ich brauch deine Hilfe. Du sollst morgen Abend ein Auto fahren.«
Er lächelte spöttisch und schaute dann auf die Zigarette zwischen seinen ölverschmierten Fingern.
»Is grauslich mit die schmutzigen Händ. Ich krieg immer Öl auf den Filter, schmeckt wie Schmusen mit an Diesel.« Er nahm noch einen Zug und warf schließlich die kaum angerauchte Zigarette in einen Eimer mit Putzwasser.
»Warum soll ich dich fahren, ich bin kein Chauffeur.«
»Vielleicht interessierts dich trotzdem.«
»Geld?«
»Eher nicht. Mehr Rache oder so was.«
»Ria ist tot.«
»Sicher, und zurückkommen tut sie deswegen auch nicht wieder. Ist mir schon klar. Nur dacht ich halt, dass du vielleicht gerne dabei wärst. Versteh mich nicht falsch, wenn du nicht willst, ist das überhaupt kein Problem.« So ganz stimmte das natürlich nicht. Reichi würde ich niemals dazu bringen, seine Hände schmutzig zu machen. Ohne viel Geld zumindest nicht. Mike war in der Nacht kein brauchbarer Fahrer mehr, außerdem hatte er mich schon zu oft verpfiffen. Andere Kandidaten gabs nicht, denn Fred war tot.
»Was hast denn überhaupt vor?«
»Einen Bruch.«
»Du? Muss ich dabei auch die Schlösser knacken?«
»Nein, dafür hab ich schon wen.«
»Der das auch kann?«
»Der das auch kann. Sicher.«
»Lass hören.«
»Ich ruf dich morgen an, du fährst uns wo hin, lässt uns raus, fährst ein paar Minuten herum, und dann ruf ich dich wieder an. Du kommst zur gleichen Stelle, wir steigen ein, du fährst uns wo hin, lässt uns raus und alles ist vorbei.«
»Wärs nicht gescheiter, wenn wir getrennt hinfahren würden?«
»Nicht unbedingt. Es sieht uns zwar dann vorher niemand gemeinsam, dafür wird alles unsicherer. Wenn einer zu spät kommt, weil die U ausgefallen ist oder so. Außerdem tendieren Menschen dazu, unglaublichen Blödsinn anzustellen, wenn sie nervös sind. Da ist es besser, zusammen zu sein. Das beruhigt kolossal.« Außerdem hatte das Fred auch immer so durchgezogen, und ich hatte gar nicht vor, das Rad neu zu erfinden.
»Klingt, als hättest du so was schon mal gemacht.«
»Ist durchaus möglich.«
»Du wirkst gar nicht wie ein Berufsverbrecher.«
»Dem Teufel sieht man die Pferdefüße auch nicht an.«
»Der bist du nicht.«
»Meine Schuhe werd ich jetzt sicher nicht ausziehen.«
Wir grinsten uns an.
»Ein Problem gibts noch.«
»Nur eins?«
»Ich muss morgen Vormittag arbeiten.«
»Kein Thema, das Ganze findet sicher erst ab Mittag statt.«
»Um wen geht’s?«
Ich schüttelte nur den Kopf.
»Das gefällt mir nicht. Ich will wissen, wer und wo und genau, warum.«
»Entweder du machst mit oder du lässt es bleiben.« Hoch pokern kann ich gut, nur verliere ich dabei meistens. Diesmal aber nicht.
»Ok.«
»Außerdem, ich denke, es ist sicher kein Fehler, wenn du nach der Sache mit dem Auswandern konkret wirst.«
»Ok.«
»Es wär super, wenn du ein unauffälliges Auto hättest. Auf keinen Fall viele PS und möglichst leise.«
»Und wenn wir abhauen müssen?«
»Greg, wir sind nicht im Kino, auch wenn’s vielleicht so wirkt. Wenn irgendwo die Sirenen angehen, bleiben wir stehen und halten brav die Hände über den Kopf. Verfolgungsjagd mit der Polizei wird es sicher keine geben.«
»Was, falls uns der Eigentümer erwischt?«
»Dann erschießt er mich, bevor ich dich anrufen kann. Das ist für dich sicher der unkomplizierteste Ausgang der
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