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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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sie dunkel. Beide tranken Bier, das Tischchen war schon mit leeren Flaschen bedeckt. Sie diskutierten hitzig, ich tippte auf Arabisch. Das war eben nur ein Tipp, denn auch die Sprache beherrsche ich nicht.
    Jedenfalls war das Essen gut und es blieb unten. Ich hatte meinen Magen wieder unter meinen Willen gezwungen. Ausgezeichnet.
    Danach brachte ich meinen Teller zurück, den Kopf eingezogen, denn an einem Tisch saßen ein paar Leute, die ich kannte. Auf Smalltalk hatte ich jetzt gar keine Lust. Ich zahlte 12 Euro, schließlich war die Portion groß gewesen und ich hatte nichts dazu getrunken, und machte mich auf den Nachhauseweg.
    Das Wort stimmte mich traurig. Zu Hause waren die Installateure, ich musste ins Institut. Weh dem, der keine Heimat hat und kein Zuhause, denn er ist ein Wanderer zwischen den Welten, immer unterwegs, nie da. Ein stetes Schreiten ohne Ankunft, ohne Ziel. Ich war schon dabei ,melancholisch zu werden, als mir aufging, dass die Sache auch ein Positives hatte. Die Bibliothek.
    Eine Kanne Tee, Bachs Cellosuiten von Anner Bylsma und ein gutes Buch. 15.000 gute Bücher, um genau zu sein. Wer braucht ein Zuhause, wenn er Bücher hat. Ich beschleunigte voller Freude meinen Schritt, doch der Teufel kann einem alles vermiesen. Am Telefon war zwar nicht Luzi persönlich, aber sein rechter Arm, die österreichische Kriminalpolizei. Ich übertreibe, die Polizei der Republik ist höchstens das letzte Glied seines kleinen Fingers, aber ganz sicher rechts.
    »Linder, wir müssen Sie sprechen.«
    »Bei Ihnen oder bei mir?«
    »Bei Ihnen.«
    »Gut. In zehn Minuten in meinem Büro. Seien Sie pünktlich, sonst schreib ich Sie zur Fahndung aus.«
    Den gemütlichen Abend konnte ich mir sonst wohin schmieren, aber immerhin war ich satt.
    Zwölf Minuten später saßen wir in meinem Büro, Molnar, Moratti und ich.
    Moratti rauchte. Lucky Strike, die Marke der harten Jungs von früher. Der Mann kannte offensichtlich keine Selbstzweifel. Molnar tat nichts, sie saß nur da. Wir hatten uns begrüßt, aber jetzt war es still. Niemand sprach.
    »Und?«, warf ich in den Raum.
    »Es ist trostlos hier«, meinte Moratti, sich umblickend. »Bei uns leben wenigstens die Blumen. Bei Ihnen ist alles tot.«
    »Sie werden doch nicht gekommen sein, um mit mir über Innenarchitektur zu sprechen.«
    »Vielleicht doch.« Moratti schaute mir bedeutsam in die Augen. Er aschte in das Glas, das ich vor ihn auf den Tisch gestellt hatte. Als er sich vorbeugte, knisterte seine Lederjacke. »Kahle Wände, Pritschen und Milchglasscheiben mit Gittern. Wie klingt das?«
    »Anheimelnd, doch ich hoffe, Sie laden mich vorher zum Essen ein. Ich gehe nicht mit jedem gleich nach Hause.«
    Moratti nahms ganz cool, rauchte einfach weiter. Er spielte überhaupt nicht mehr den bösen Adrenalin-Macho-Cop. Da war was im Busch.
    »Was mein Kollege meint, ist, wie Sie zu einem Gefängnisaufenthalt stehen?«
    »Ich bin für alles offen. Aber, braucht man dafür nicht so ein, wie heißt das noch?« Pause. »Ach ja, Gerichtsurteil?«
    »In der U-Haft vergeht die Zeit auch langsam.«
    »Da kommt einem ein halbes Jahr wie eine Ewigkeit vor«, ergänzte Moratti.
    »Wenn’s nur darum ginge, mich einzukasteln, dann täten Sie’s einfach. Also, was wollen Sie mit der Drohung erreichen?«
    »Kooperation.«
    »Entweder sind Sie gutherzig oder es läuft Ihnen die Zeit davon. Die dritte Alternative zu nennen, verbietet mir die gute Kinderstube.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Normalerweise wird man einfach weichgekocht, bis man antwortet.« Kooperation klingt im Polizeijargon schon fast wie Kapitulation, aber das ließ ich weg. Sie wussten, dass ich das wusste. Man kann nicht erfolgreich verhandeln, wenn man dem Gegner Salz in die Wunden streut.
    »Gut. Offene Karten. Wenn Sie versuchen, uns auszutricksen, dann gnade Ihnen Gott.«
    »Auch wenn’s uns dann nichts mehr bringt. Sie werden einsitzen, verlassen Sie sich drauf, und dann ist Essig mit Uni und solchen Sachen.« Moratti rauchte eine neue Lucky an.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Liefern Sie uns Beweise gegen Ihren Chef und wir lassen Sie laufen.«
    Da konnte was nicht stimmen. Kein Polizist ermittelt in Österreich gegen die Kirche, schon gar nicht unter einem schwarzen Innenminister. Kein Staatsanwalt würde so einen Akt bearbeiten.
    »Das ist Sexismus, Glanicic-Werffel, so sagt man wenigstens, ist eine Frau. Chefin ist die passende Flexionsform.«
    »Wir reden nicht von der Uni, wir sprechen von

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