Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
weil er mich hier nicht finden
kann.“
Als Isak den Mund öffnete,
hob Melica die Hand. „Du brauchst es nicht abzustreiten. Ich
würde es dir sowieso nicht glauben.“
„ Ich hatte nicht
vor, es abzustreiten“, widersprach Isak ruhig. „Du hast
Recht. Wir haben dich wirklich hierhergebracht, weil du hier in
Sicherheit bist. Doch es war keine Lüge, dass wir deine Hilfe
brauchen könnten. Mit dir hätten wir in diesem Krieg
vielleicht sogar den Hauch einer Chance. Doch… ich glaube, ich
möchte gar nicht, dass du uns unterstützt. Inzwischen hoffe
ich sogar, dass du dich dazu entscheidest, dich aus dem Krieg
herauszuhalten.“
„ Warum?“,
fragte Melica. „Traust du es mir etwa nicht zu, eine gute
Kämpferin zu sein?“
Schmerz überzog Isaks
Gesicht und ließ ihn gleich 20 Jahre älter wirken.
Sofort fühlte sich
Melica schuldig, weil sie es war, die dieses Gefühl in ihm
hervorrief. Sie kämpfte es jedoch nieder und blickte ihn
auffordernd an.
Isak seufzte. „Ganz
im Gegenteil, Melica. Ich glaube, du wärst eine fantastische
Kämpferin. So fantastisch, dass du die Kontrolle darüber
verlieren würdest.“ Er brach ab, seufzte erneut. Dann hob
er den Kopf, sah ihr direkt in die Augen. „Du hast ja keine
Ahnung, wie berauschend Macht sein kann. Vor allem im Krieg lässt
sie dich vollkommen süchtig werden. Du willst immer mehr von
ihr, wenn du sie einmal gespürt hast. Ich möchte nicht,
dass du anfängst, den Krieg und das Töten zu lieben. Ich
möchte nicht, dass du so wirst wie die Sarcones. Du darfst so
viel trainieren, wie du willst, doch bitte fange niemals an, das
Kämpfen zu mögen. Melica, du bist die einzige Familie, die
ich noch habe. Ich will dich nicht verlieren – weder an die
Sarcones noch an den Tod.“
Oh. Das war etwas anderes.
Gerührt lächelte sie ihn an. „Du kannst dir gar nicht
vorstellen, wie viel mir das bedeutet, Isak. Doch ich muss dich
enttäuschen. Ich werde mich nicht einfach verstecken, wenn ich
weiß, dass die gesamte Menschheit auf dem Spiel steht. Das kann
ich einfach nicht. In der Hinsicht bin ich wohl genauso wie du. Ich
muss kämpfen. Aber ich verspreche dir, dass ich auf mich
aufpassen werde.“
Isak schloss die Augen.
Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. „Mehr kann
ich nicht von dir verlangen. Ich danke dir.“
Den Bruchteil einer
Sekunde später schlug die Tür gegen die Wand.
Melicas Kopf schoss zur
Seite, ihr Gesicht war angespannt. Als sie den glatzköpfigen
Dämon in der Tür erkannte, entspannte sie sich jedoch
sofort. Tizian betrat den Raum mit einem breiten Grinsen auf dem
Gesicht.
„ Im Trainingsraum
ist alles vorbereitet. Wenn du also bereits bist, dann kannst du
jetzt die Abreibung deines Lebens bekommen.“
Melica musste schlucken.
Dann nickte sie.
~*~
Yvonne hatte nicht
übertrieben. Der Trainingsraum riss Melica wirklich „vom
Hocker“.
„ Wow“, hauchte
sie und blickte sich mit großen Augen um.
„ Wow?“,
widerholte Tizian belustigt. „Nach deiner Rede vorhin hätte
ich dir eine intelligentere Wortwahl zugetraut.“
Melica reagierte nicht auf
seine Worte. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, jeden
Zentimeter dieses Raumes zu betrachten, ganz genau, aus Angst, auch
nur das kleinste Detail zu verpassen. Und Details gab es hier in
rauen Mengen. Die ganze Wand bestand aus Pfeilen, Stacheln und
Speeren, die so aussahen, als würden sie jede Sekunde auf sie
zuschießen, der Boden hatte an einigen Stellen Löcher, in
einer Ecke klaffte raues Gestein…
Etwas Hartes traf sie am
Hinterkopf und riss sie aus ihren Beobachtungen. Wütend
schnellte Melica herum und sah gerade noch, dass etwas Gelbes auf die
Tür des riesigen Raumes zurollte. Anklagend starrte sie Tizian
an. „Hat es irgendetwas zu bedeuten, dass du mir Tennisbälle
an den Kopf wirfst?“
Tizian schien der Vorwurf
in ihrer Stimme nicht zu stören. Er zuckte die Achseln, bevor er
unbekümmert auf eine Kiste neben sich deutete, die randvoll mit
gewöhnlichen Tennisbällen gefüllt war. „Du bist
nicht hier, um den Raum anzustarren. Du bist hier, um zu lernen, dich
zu verteidigen.“
Er bückte sich, griff
nach einem Tennisball und schleuderte ihn ohne zu Zögern auf sie
zu.
Melica schaffte es nur
knapp, auszuweichen. Sie warf Tizian einen wütenden Blick zu.
„Könntest du bitte damit aufhören? Du hast mir gerade
fast das Gesicht zerschmettert!“
„ Du musst schneller
werden“, gab Tizian ungerührt zurück, während er
den nächsten
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