Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
von ihr noch immer nach Isaks Erklärungen
brannte.
„ Doch ich glaube,
dass du das Recht hast, wenigstens eine Frage ausreichend beantwortet
zu bekommen“, fuhr Isak fort. „Dein Fall ist etwas
Besonderes. Ich habe noch nie gehört, dass ein Dämon
einfach verschwindet, nachdem er jemanden verwandelt hat. Das passt
einfach nicht zusammen. Wir können nur jemanden verwandeln, wenn
dieser der Verwandlung zugestimmt hat. Gegen den Willen seines…
Opfers eine Verwandlung durchzuführen, ist eigentlich unmöglich.
Aber wie Jonathan mir erzählt hat, bist du niemals gefragt
worden. Du wurdest verwandelt, ohne überhaupt davon zu wissen.
Und genau darum hat Jonathan Anspruch auf dich erhoben.“
„ Hast du nicht
irgendwie ein paar Sätze in deiner Erklärung vergessen? Was
hat das eine bitte mit dem anderen zu tun?“, fragte Melica
verdattert.
„ Dein Gefährte
hat Gefühle für dich“, erwiderte Isak und sein
Gesichtsausdruck zeigte deutlich, wie sehr ihm diese Tatsache
missfiel.
„ Natürlich hat
er Gefühle für mich. Er hasst mich! Warum sonst sollte er
mich auch umbringen wollen?“
„ Ich rede nicht von
Hass. Er liebt dich.“
„ Und deshalb wollte
er mich umbringen? Wie unlogisch ist das denn?“
Isak schüttelte den
Kopf. „Er wird selber nichts davon gewusst haben.“
„ Wovon? Von seinen
Gefühlen?“, fragte Melica und nur, wenn man ganz genau
darauf achtete, konnte man den Spott in ihrer Stimme hören.
Isak jedenfalls bemerkte
nichts davon. Er nickte ernst.
„ Aber… merkt
man so etwas normalerweise nicht?“, fragte Melica ungläubig.
„ Doch, eigentlich
schon. Nur ist es bei uns Dämonen anders als bei Menschen.
Menschen verlieben sich, werden verlassen und verlieben sich nach
einiger Zeit in jemanden anderen. Das passiert uns Dämonen auch,
aber… doch… gibt es einen großen Unterschied. Bei
den Menschen ist es allein der Zufall, der darüber entscheidet,
auf wen man trifft und in wen man sich verliebt. Bei uns ist es
Schicksal. Jeder Dämon hat einen einzigen wahren Partner. Die
restliche Dämonenwelt verliert vollkommen an Bedeutung, wenn man
ihn erst einmal gefunden hat. Alles andere gerät in
Vergessenheit. Er ist alles, was uns ausmacht, Melica, alles, für
den wir leben. Seelenverwandtschaft – das ist es, was uns von
den Menschen unterscheidet.“
Seelenverwandtschaft?
Melica hatte noch nie an solche Dinge geglaubt. „Irgendwie ist
die Vorstellung ja putzig“, bemerkte sie grinsend. „Du
willst mir also sagen, dass dieser Mistkerl, der mich aussaugen
wollte, mein Seelenverwandter ist?“
„ Ja.“
Das Grinsen fiel von ihrem
Gesicht und knallte auf den Boden. Fassungslos starrte Melica ihren
Onkel an. „Jetzt ehrlich?“
„ Es ist die
einzigmögliche Erklärung“, antwortete Isak und
lächelte gequält. „Es ist vollkommen unmöglich,
seinen Seelenverwandten zu töten. Dass es dein Gefährte
trotzdem versucht hat, bedeutet, dass auch er nichts von eurer
Seelenverwandtschaft wusste.“ Isak seufzte und ließ sich
erschöpft aufs Bett sinken. „Ich bin mir aber sicher, dass
er inzwischen herausgefunden hat, warum er deine Seele nicht einfach
übernehmen konnte. Er wird wissen, dass er dich im Grunde seines
Herzens lieben muss. Jonathan hat zu Recht befürchtet, dass er
dich suchen könnte. Nur deshalb ist er dein Mentor geworden. Um
dich zu schützen. Denn wenn dich dein wahrer Gefährte
gefunden hat und Anspruch auf dich erhebt, müsstest du ihm
gehorchen, wenn du frei gewesen wärst. Da du aber bereits
Jonathan gehörst, wird sich der Dämon erst mit ihm
duellieren müssen, um dich zu bekommen.“
Melica war stolz auf sich.
Sie schaffte es, bei Isaks Worten weder das Bewusstsein zu verlieren,
noch hysterisch durch die Gegend zu schreien. „Ich…ich
gehöre Jonathan?“, hauchte sie tonlos.
„ Nur für die
nächsten neun Jahre“, versuchte Isak, sie zu beruhigen.
„ Und weil ich
Jonathan gehöre, darf er über mein Leben entscheiden?“
„ Ja.“
„ Und er muss mit dem
Mistkerl kämpfen, wenn der hier auftaucht?“
„ Ja.“
Melica schwieg für
einen Moment. Dann fragte sie: „Kann Jonathan überhaupt
kämpfen?“
Diesmal war sie sich
sicher, dass Isak ihrem Blick auswich. „Nein“, murmelte
er schließlich.
Langsam ließ Melica
die Luft aus ihren Lungen – sie hatte gar nicht bemerkt, dass
sie sie angehalten hatte. „Deshalb habt ihr mich also
hierhergebracht“, erkannte sie. „Nicht, weil ihr meine
Hilfe braucht. Sondern einfach nur,
Weitere Kostenlose Bücher