Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
und vermittelte den Eindruck,
als könnte ihn nichts und niemand von seinen Plänen und
Zielen abhalten. Melica schluckte trocken. Blieb zu hoffen, dass
Gregors Ziele auch ihre waren.
„ Melica?“ Isak
hatte sich neben sie gesetzt und blickte sie neugierig an. „Wie
geht es dir? Hat Tizian dich verletzt?“
„ Nein. Nicht
wirklich“, antwortete Melica. Dann fiel ihr Blick auf einen gut
gefüllten Teller direkt vor ihr.
„ Ich habe dir das
mitgebracht, was ich selbst immer gerne gegessen habe. Ich hoffe, es
schmeckt dir“, erklärte Isak und lächelte leicht, als
er die Verwirrung auf ihrem Gesicht entdeckte. Diese verschwand
jedoch augenblicklich und Melica machte sich ohne zu Zögern über
das Essen her. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Isak sie für
einen Augenblick lang besorgt musterte. Sie störte sich jedoch
nicht daran.
Irgendwann schien sie Isak
als Unterhaltungsprogramm auch nicht mehr auszureichen, denn er
wandte seine Aufmerksamkeit Tizian zu. „Wie ist euer Training
verlaufen?“
Und mit dieser einfachen
Frage schaffte er es, die Aufmerksamkeit des gesamten Saales auf sie
zu lenken. Dabei hatte er noch nicht einmal besonders laut
gesprochen. Melica aber war sich sicher, dass jeder der Dämonen
in diesem Raum nach jedem Wort lechzte, das an diesem Tisch
gewechselt wurde. Melica schien jedoch die einzige zu sein, die es
störte, dermaßen offensichtlich im Lampenlicht zu stehen.
Jedenfalls bekamen die anderen an ihrem Tisch keine leuchtend roten
Wangen.
Tizian ließ sich
erstaunlich viel Zeit für seine Antwort. „Das Training war
ein Reinfall“, sagte er schließlich langsam.
Melica wollte schon
beleidigt widersprechen – doch sie konnte es nicht. Die
Enttäuschung, die sich mit einem Mal auf ein jedes Gesicht in
diesem Saal geschlichen hatte, raubte ihr einfach die Sprache. Gott –
die Leute dort hatten wirklich Vertrauen in sie! Sie verließen
sich auf sie!
„ So schlecht kann
sie doch gar nicht sein“, hauchte Isak bestürzt.
„ Schlecht? Das ist
sie auch nicht. Nicht im Geringsten. Melica ist um einiges stärker
als ich. Ich kann sie nicht trainieren.“
Melica musterte Tizian
verblüfft. Sie hatte damit gerechnet, dass er die Sache
herunterspielen würde, dass er wütend sein würde, dass
er nicht zugeben würde, dass sie besser war als er. Sie kannte
es einfach nicht anders. Auf den unzähligen Turnieren, auf die
ihre Mutter sie geschleift hatte, war es ganz anders gewesen. Ihre
Gegner hatten geweint, gezittert und getobt. Die meisten hatten ihr
vorgeworfen, sie hätte betrogen. Tizian jedoch tat nichts
dergleichen. Irgendwie machte Melica das nervös.
„ Ihre Stärke
übertrifft sogar die deinige? Das ist erstaunlich“, sagte
Gregor und doch klang seine Stimme nicht im Geringsten verwundert.
Tizian nickte. „Sie
ist total schnell. Mein Training würde ihr nichts bringen.“
„ Du meinst, wir
müssen sie vollkommen unvorbereitet in den Kampf schicken?“,
fragte Renate stirnrunzelnd.
„ Melica wäre
vielleicht unvorbereitet, aber sie ist nicht wehrlos. Nur wenige
hätten eine Chance gegen sie“, erklärte Tizian.
„ Doch genau diese
wenigen sind es, die mir Angst machen“, warf Isak besorgt ein.
„Jetzt einmal davon abgesehen, dass ich ohnehin der Meinung
bin, dass ein Schlachtfeld der falsche Ort für ein 20-jähriges
Mädchen ist – Melica sollte wenigstens ordentlich
ausgebildet werden. Wir können sie nicht so in den Krieg
schicken“, ereiferte sich Isak.
„ Ich bin erst 17“,
verbesserte Melica unnötigerweise und lief rot an, als Tizian
ihr einen genervten Blick zuwarf.
Gregor sah sie ebenfalls
an, jedoch war sein Blick musternd, beinahe abschätzig. „Du
bist also der Meinung, wir sollten sie trotzdem auf den Kampf
vorbereiten, Stefan?“, fragte er nachdenklich.
Isak nickte beflissen.
„Alles andere würde ihren Tod bedeuten. Sie muss perfekt
werden!“
„ Ich verstehe deine
Motive, doch ich verstehe auch Tizians Standpunkt“, sagte
Gregor. „Wir haben keinerlei Möglichkeit, Melica das
Wissen zukommen zu lassen, das sie benötigt. Du wirst morgen
abreisen und wenn sie sogar Tizian, einen unserer besten Kämpfer,
besiegen kann – wer soll sie sonst ausbilden?“
„ Ich werde das
übernehmen“, verkündete jemand plötzlich. Dieser
jemand lehnte mit verschränkten Armen in der Saaltür und
blickte interessiert zu ihnen herüber. Zane.
„ Du?“, rief
Tizian ungläubig. „Warum solltest du das tun?“
„ Langeweile,
Neugierde,
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