Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
aufgemacht?“
„Ähm…Was tust du, wenn ich jetzt „ja“ sage?“
„Melica!“, knurrte Jonathan.
„Ja. Tut mir Leid. Ich habe die Tür aufgemacht. Hätte ich das denn nicht tun sollen?“
Bei dem gefährlichen Blick, den Jonathan ihr zuwarf, war es ein Wunder, dass sie noch nicht tot am Boden lag. Obwohl…tot war sie ja schon.
„Hat sie dich erkannt?“
„Ja. Und sie wollte sofort ein Autogramm von mir haben. Fans sind ja sowas von anstrengend“, entgegnete Melica augenrollend. „Natürlich hat sie mich nicht erkannt! Und selbst wenn – sie schien viel zu begeistert von dir zu sein, um dich einfach so anzuzeigen. Wie hast du sie eigentlich auf deine Seite gezogen? Hast du ihr die Haare gemacht?“
Erleichterung legte sich auf Jonathans Gesicht. „Du redest von Anneliese?“
Melica nickte grimmig. „Genau von der. Warum nennt sie dich „Professor“?“
„Ich unterrichte.“
Melica hob eine Augenbraue. „Du unterrichtest - was?“
„Ich bin Historiker. Ich halte einige Seminare an verschiedenen Universitäten. Aber das ist nicht der Grund, warum du hier bist“, antwortete er und begann, unauffällig die Menge abzusuchen. „Was hältst du von dem Jungen dort?“
Genervt folgte Melica seinem Blick und entdeckte ein junges Pärchen, nur wenige Tische von ihrem entfernt. Der junge Mann hatte helle, fast unecht wirkende blonde Haare und strahlte seine Freundin so glücklich an, dass Melica für einen Moment ganz neidisch wurde. Warum durfte er sein Leben genießen, während sie sich überlegen musste, wen sie am besten umbringen konnte?
Erst als sie Jonathans abwartenden Blick bemerkte, fiel ihr ein, dass sie ihm noch eine Antwort schuldig war. „Das kannst du vergessen.“ Und bevor er noch auf die dumme Idee kam, dagegen protestieren zu müssen, fügte sie hinzu: „Außerdem ist das unnötig. Ich habe doch gerade erst die Seele von diesem Mann übernommen. Da ist es doch unmöglich, dass ich schon wieder eine brauche.“
Jonathan blieb still, vollkommen regungslos. Er sah nachdenklich aus, die Augen zusammengekniffen, genauso wie es ihr Vater immer zu tun pflegte. „Es ist so, Melica. Es mag sein, dass du diese Seele im Moment nicht brauchst – lernen, wie du sie übernehmen kannst, musst du trotzdem. Wir können nicht darauf warten, dass du Hunger bekommst. Das könnte Tage dauern, wenn nicht sogar Wochen. Und ich dachte, du willst so schnell wie möglich zu deiner Familie zurück?“
„Ich darf gehen, wenn ich es jetzt schaffe?“
„Nicht sofort“, antwortete Jonathan und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück. „Erst müssen wir noch jemanden besuchen.“
Aus den Augenwinkeln sah Melica, dass die Kellnerin direkt auf ihren Tisch zusteuerte.
Sie seufzte leise. Eine ungestörte Unterhaltung war hier wohl kaum möglich.
„So“, schnaubte die Frau einige Sekunden später. Sie stellte eine kleine Tasse Cappuccino auf den Tisch und schob sie grob in Jonathans Richtung.
„Und Sie möchten wirklich nichts trinken?“, fragte sie Melica unwirsch.
Melica schenkte ihr ein höfliches Lächeln. „Nein danke.“
Die Frau schürzte die Lippen und verschwand.
Melica richtete ihren Blick zurück auf Jonathan und bemerkte erstaunt, dass er die Tasse tatsächlich an die Lippen setzte. Sie hatte gedacht, er hätte nur etwas bestellt, um einen Grund zu haben, den Tisch zu besetzen.
„Du trinkst!“, bemerkte sie überrascht.
„Stimmt. Du hast Recht! Ist mir noch gar nicht aufgefallen!“, spottete Jonathan.
Augenblicklich spürte Melica, dass ihr eine flammende Hitze in die Wangen stieg. Ihr Kommentar war ja auch zu dämlich gewesen. Sie betete, dass sie nicht wirklich rot angelaufen war und murmelte: „Du hast gesagt, wir hätten keine menschlichen Bedürfnisse. Aber warum trinkst du dann?“
„Dass wir nichts trinken müssen, heißt nicht, dass wir nichts trinken können. Ab und zu mal einen Geschmack auf der Zunge zu haben, ist gar nicht so schlecht.“
„Aber…wenn wir nicht auf die Toilette müssen, ähm…wo kommt die Flüssigkeit dann raus?“ Selbst solch peinliche Fragen waren um Welten besser, als Menschen auszusaugen.
Jonathan jedenfalls schien sich über ihr Unverständnis prächtig zu amüsieren. „Ist dir eigentlich schon aufgefallen, wie warm du bist? Die Flüssigkeit verschwindet lieber als in so einem Hexenkessel wie unserem Körper zu bleiben. Was glaubst du, warum ich dir diese Kleidung gegeben habe?“, fragte er und fixierte ihren dicken, braunen
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