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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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Wollpullover. „Wenn dich jemand versehentlich anstößt, sollte ihm nicht auffallen, dass du viel zu warm bist.“
    Melica schnaubte ungläubig auf. „Der Cappuccino verdunstet also? Und der Dampf ist dann braun und tritt dir aus den Ohren, ja?“
    „Nein. Genau genommen ist er fliederfarben.“
    Melica warf ihm einen fassungslosen Blick zu und er lachte leise. „Das war nur ein Scherz.“
    Fantastisch. Das einzige Wesen, das ihr helfen konnte, hatte einen Haarfetisch, besaß unzählige Fläschchen mit Cremes und Parfums und hatte obendrein noch einen unglaublich miserablen Humor. Schlimmer konnte es ja gar nicht mehr werden. Doch sie sollte sich irren. Es würde schlimmer kommen. Viel schlimmer.
    Ehe sie sich versah, hatte sich ein großer, bulliger Mann direkt vor ihrem Tisch aufgebaut. Er war nicht gerade hübsch und gehörte allem Anschein nach zu dem Typ Mann, der es schaffen könnte, von einem weichen Toastbrot ausgetrickst zu werden. „Hör auf, mich anzustarren, Alter!“, blaffte er Jonathan finster an.
    Melica sah Jonathans Augen erfreut aufblitzen und presste verzweifelt die Lippen zusammen. Mensch, wusste der Kerl eigentlich, was er sich selbst damit antat? Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass Jonathan ihn provoziert hatte, doch sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er es getan hatte.
    „Was, wenn ich es nicht tue?“, fragte Jonathan interessiert.
    „Leg dich nicht mit mir an.“
    „Und wenn doch?“
    „Ich meine es ernst, Kleiner“, knurrte der Mann finster. Eine Ader pochte gefährlich an seiner Schläfe und seine Augen blitzten vor unverhohlener Wut. „Treib‘ es ja nicht zu weit!“
    „Sonst was?“
    Melica versetzte Jonathan einen harten Tritt vors Schienbein. „Hör auf damit!“, zischte sie wütend.
    Dies brachte ihr einen anerkennenden Blick von dem Mann ein. „Hör auf deine Freundin und steck dir dein Starren sonst wohin, klar?“
    „Ach. Fühlt sich der hässliche, fette Junge etwa beobachtet? Hat der kleine Scheißer etwa Angst?“, höhnte Jonathan ungerührt.
    Melica schloss die Augen, als der Mann Jonathan am Oberarm packte und ihn mühelos vom Stuhl riss. „Das reicht jetzt“, grölte er, bevor er ihn wutschnaubend davonschleifte.
    Melica hingegen blieb mit verzweifelter Miene zurück.
    Super – und was jetzt? Sie seufzte leise, sprang auf und lief in die Richtung, in der die beiden verschwunden waren.
    „Hey! Ihr habt nicht bezahlt!“
    Melica stöhnte auf, dachte jedoch nicht daran, umzudrehen. Wer wusste schon, was Jonathan diesem Typen gerade antat? Nein, in diesem Moment hatte sie größere Probleme als eine nicht bezahlte Rechnung.
    Sie hatte Glück. Nur eine Straße weiter, in der Ecke einer düsteren Gasse, stand Jonathan und hielt den bulligen Mann mühelos an einer Wand gefangen. Ein breites Grinsen spielte um seine Mundwinkel und er warf ihr einen begeisterten Blick zu. „Er ist Berliner, Melica!“, verkündete er freudestrahlend.
    Melica wusste nicht, wovor sie mehr Angst haben sollte. Davor, dass Jonathan offenbar kurz davor stand, dem verzweifelten Mann dort die Seele auszusaugen oder davor, dass er mit ziemlicher Sicherheit den Verstand verloren hatte.
    „Er ist Berliner?“, wiederholte sie hilflos.
    „Ja, du weißt schon. Wie das Gebäck!“
    „Großartig“, murmelte sie verwirrt. „Du kannst ihn aber trotzdem nicht aussaugen.“
    Der fremde Mann erbleichte.
    Melica schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Vielleicht hätte sie sich das „aussaugen“ sparen sollen. Jetzt hatte sie ihn nur noch mehr beunruhigt.
    Doch ihre Sorge um den fremden Mann war mit einem Schlag vergessen, als sie Jonathans nächste Worte hörte: „Ich werde ihn auch nicht aussaugen. Du wirst das tun.“
    „Das werde ich ganz sicher nicht!“
    Der Mann stieß ein ängstliches Wimmern aus und der Geruch, den er verströmte, brachte Melicas Magen dazu, Purzelbäume zu schlagen.
    Jonathan machte ein enttäuschtes Gesicht. „Ich dachte, wir hätten das geklärt.“
    „Wir haben gar nichts geklärt! Du hast mich noch nicht einmal gefragt!“, bemerkte sie trotzig. Fantastisch, jetzt verwendete Jonathan schon genau dieselben Worte wie ihr Vater!
    „Aber es ist doch nichts Schlimmes. Sieh dir den Mann doch an. Was für ein Leben kannst du ihm schon nehmen? Und außerdem hat er mich zuerst angegriffen!“
    Offenbar mussten sie sich noch einmal darüber unterhalten, wann ein Mord gerechtfertigt war und wann nicht.
    „Trotzdem kann ich ihn doch nicht einfach

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