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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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sah. Er hatte keine Chance. Ihre Hand traf ihn hart im Gesicht, Sekunden später fiel er zu Boden.
    „Ich habe ihn umgebracht“, murmelte Melica schockiert. Wenn man genauer darüber nachdachte, war dies wahrscheinlich ziemlich unlogisch, aber für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie wirklich, was sie gesagt hatte.
    Sie warf dem fremden Mann einen scharfen Blick zu. „Wenn du auch nur ein Wort hiervon verrätst, dann komme ich und töte dich“, versprach sie finster.
    Es gab zwei Dinge, die Melica in dieser Stunde lernte. Erstens hatten die Menschen einen unglaublichen Respekt vor dir, wenn du gerade vor ihren Augen jemanden niedergeschlagen hattest. Der Mann brauchte keine halbe Sekunde, um sie schockiert anzustarren und sprichwörtlich die Beine in die Hand zu nehmen.
    Melica seufzte leise, während sie ihm hinterherblickte. Der würde wohl auch nicht mehr glücklich werden können.
    Die zweite Sache, die sie nun wusste, war, dass Dämonen das Bewusstsein verlieren konnten. Nun…sofern man Jonathans Zustand als „bewusstlos“ bezeichnen konnte. Er lag mit weitaufgerissenen Augen auf dem Boden, die Arme und Beine unnatürlich abgespreizt. Er atmete nicht – aber da er dies vor einigen Stunden auch nicht getan hatte, war das wohl nur halb so schlimm.
    Alles in allem sah er nicht so aus, als würde er noch leben. Vielleicht hatte sie ihn ja doch umgebracht?
    Nach seinen Erzählungen über die ungewöhnliche Stärke und die möglichen Todesumstände eines jeden Dämons erschien ihr das zwar recht unlogisch, aber hey – was verstand sie schon von Dämonen?
    Nichts, wenn sie ganz ehrlich sein sollte. Sie wusste ja noch nicht einmal, was sie nun genau war.
    Tot? Oder doch eher untot? Gab es eigentlich einen politisch korrekten Begriff für Menschen, die bereits gestorben waren? Oder ging man einfach davon aus, dass es einem egal war, als was man bezeichnet wurde, wenn man als Kompost unter der Erde lag?
    Es war beängstigend, auf was für Gedanken man doch kam, wenn man neben der regungslosen Gestalt eines Dämons stand und keine Ahnung hatte, was man tun sollte. Ein leises Stöhnen entschlüpfte ihren Lippen und sie warf Jonathans Gestalt einen verzweifelten Blick zu.
    Er würde wütend sein, wenn er wieder aufwachte. Und dann würde sie trotzdem noch jemanden umbringen müssen…
    Melica überlegte nicht länger. Ihre Schritte hallten laut und deutlich durch die menschenleeren Gassen, als sie davonstürmte. Wie gut, dass sie sich in Hamburg auskannte wie in ihrer Westentasche.
     
     
    Noch nie hatte Melica sich so über das schrille Klingeln gefreut. Ihre Füße traten ungeduldig auf und ab und sie hätte schwören können, dass ihr Herz wie verrückt in ihrer Brust geklopft hätte, wenn es…nun ja – wenn es noch funktioniert hätte. Jetzt, wo sie ein Dämon war, würden Probleme wie Herzversagen wahrscheinlich einen großen Bogen um sie machen.
    Es hatte also auch seine Vorteile, tot zu sein.
    Melica spürte, dass sich ein hysterisches Lachen den Weg durch ihren Körper bahnte und tat ihr Bestes, um es herunterzuschlucken. Leider war auch das Beste manchmal nicht gut genug. Ihr Mund öffnete sich scheinbar ganz von allein und das laute Lachen, das daraufhin aus ihr herausbrach, ließ sie ernsthaft an ihrem Verstand zweifeln.
    Wie es ein perverser Zufall wollte, wurde genau in diesem Moment die Tür aufgerissen.
    Melicas Kopf fuhr ruckartig zur Seite und vor lauter Überraschung vergaß sie sogar ganz, ihren Mund wieder zu schließen.
    Warum sie überrascht war? Gute Frage…Warum war man erstaunt, wenn man die eigene Mutter entdeckte? Sie würde bei Gelegenheit näher darüber nachdenken müssen.
    „Melica?“ Unglaube, Erstaunen und Glück waren nur wenige der Gefühle, die in Janes brüchiger Stimme mitschwangen.
    Melica nickte nur leicht – was hätte sie auch groß darauf erwidern sollen? „Nein – ich bin der Weihnachtsmann“?
    Die braunen Augen ihrer Mutter glänzten verdächtig, als sie einen kleinen Schritt vortrat und Melica fassungslos anstarrte. „Du…du bist wieder da?“, wisperte sie fast lautlos.
    Melica konnte nicht anders, als sie verblüfft anzustarren. Also entweder lag es daran, dass sie als Dämon unendlich viel besser sehen konnte als als Mensch oder ihre Mutter hatte tatsächlich vergessen, ihre Falten zu überschminken. War Janes Haut schon immer so wächsern gewesen?
    Doch es war nicht einmal das ungewohnt unperfekte Aussehen ihrer Mutter, das Melica in Staunen

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