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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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in ihren Knochen, viel zu sehr schmerzte das mangelnde Vertrauen ihrer Mutter.
    „Natürlich“, schnaubte sie sarkastisch. „Liv ist einfach perfekt. Die große, tolle, wunderschöne Liv, die die Welt rettet! Kein Vergleich zu mir kleinen Lügnerin, nicht wahr? Natürlich wurde ich nicht wirklich überfallen – klar, du hast mich vollkommen durchschaut!“
    Jane nickte ärgerlich. „Warum sagst du nicht gleich?“
    „Das ist doch unglaublich!“, murmelte Melica so leise, dass es Jane unmöglich verstehen konnte. Sie schob ihre Mutter vorsichtig zur Seite, da diese wie ein pinker, hausschuhtragender Kampfzwerg die Tür versperrte. „Darf ich jetzt schlafen gehen?“
    „Eigentlich sollte ich dir das nicht erlauben. Du bist schließlich selbst schuld, wenn du jeden Tag auf eine dieser anrüchigen Feste gehst. Andererseits würde ein komplett falscher Eindruck entstehen, würde dich einer von meinen Freunden mit Augenringen zu sehen bekommen“, überlegte Jane und verzog ihr perfektes Gesicht. „Nein, ich glaube, es wäre besser, wenn du jetzt schlafen gehen würdest. Gute Nacht, Schatz.“ Ihre Mutter lächelte sie an.
    „Dir auch“, log Melica leise und schloss kurz die Augen. Mit hängenden Schultern schlich sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf und öffnete deprimiert die schwere Eichentür. Neben ihren Eltern gab es noch einen anderen Grund, weshalb sie keinen ihrer Freunde aus der Schule je zu sich nach Hause einlud.
    Hell und glänzend funkelten sie ihr entgegen. Auf jedem Regal, jeder Kommode und jeder Nische standen sie und trieben sie zur Weißglut. Pokale, Trophäen, unzählige Medaillen, die sie verhöhnten und statt Stolz ein ganz anderes Gefühl in ihr aufsteigen ließen: Wut. Die Auszeichnungen waren das Ergebnis des Kompromisses, den sie vor vielen Jahren mit ihrer Mutter aufgestellt hatte. Sie durfte sich aussuchen, auf welche Schule sie gehen würde, doch dafür schleppte Jane sie seit dem Zeitpunkt zu allen erdenklichen Wettbewerben. Ob Tennis, Saxophon, Geige, Klavier, Tanzen, Leichtathletik oder ganz gewöhnliche Wissenstests – es gab nichts, an dem Melica noch nicht teilgenommen hatte. Teilgenommen... und gewonnen.
    Mit einem lauten Seufzen ließ sie sich auf das große Himmelbett fallen und schloss die Augen. Nicht einmal Jim hatte sie davon erzählt. Sie hasste es, besonders zu sein. Schon seit sie ein kleines Mädchen war, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einfach ganz normal zu sein. Keine unglaubliche Sportlerin, keine atemberaubende Musikerin und vor allem kein Genie mit einem IQ von 139. Doch ihre Eltern taten alles, um diesen Traum zu zerstören.
    Dies war auch der Grund gewesen, warum sie sich überhaupt auf diesen seltsamen Kompromiss eingelassen hatte. Wer wusste, wohin ihre Eltern sie sonst geschickt hätten? Wahrscheinlich direkt auf ein meilenweit entferntes Internat mit schrecklichem Essen, fiesen, buckligen Lehrern mit Warzen auf den Nasen und voller Schüler, die es für selbstverständlich hielten, jeden Sommer mit einer riesigen Jacht durch die Gegend zu düsen.
    So konnte sie wenigstens hier bleiben und ihre Freizeit mit jemandem verbringen, den sie mochte. Jim. Sie waren wie Geschwister, seit er sie im Kindergarten einmal mit Sand beworfen hatte. Und das, obwohl sie ein Genie und er ein nikotinsüchtiger Kleinkrimineller war. Es passte einfach. Und Melica betete, dass sich das niemals ändern würde. Doch nicht alle Gebete gingen in Erfüllung...
    Verbissen starrte Melica an die hölzerne Zimmerdecke. Egal, was sie auch tat, sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken abschweiften und bei dem Angriff landeten.

Irgendwie zweifelte sie stark daran, dass sie in dieser Nacht noch Schlaf finden würde.
     
     
    Als Melica einige Stunden später einen Blick in den Badezimmerspiegel warf, erkannte sie, dass all die Fürsorge ihrer Mutter umsonst gewesen war. Tiefe Schatten lagen unter ihren blaugrünen Augen. Augen, die ihr müde und trostlos entgegenstarrten. Auch der Rest ihres Gesichtes wirkte mehr tot als lebendig. Dabei war sie mit dem Höcker auf ihrer Nase und ihren viel zu sehr hervorstechenden Wangenknochen sowieso keine umwerfende Schönheit.
    Eigentlich ein Wunder, dass sie es geschafft hatte, bei den attraktiven Eltern allen „guten“ Genen zu entkommen. Sogar bei Dingen, auf die sie keinerlei Einfluss hatte, enttäuschte sie ihre Eltern in hübscher Regelmäßigkeit. Mit einem schweren Seufzen beugte sie sich vor und spritzte sich das kalte

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