Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Wissenschaftler auch groß erwarten?
„Ich schicke dich nicht gerne fort“, riss die kühle Stimme ihrer Mutter sie aus den Gedanken.
Überrascht hob Melica den Kopf und blickte Jane verdutzt an. Sie hatte Janes Anwesenheit irgendwie völlig verdrängt.
Melica schlug ihre Stirn in Falten. „Warum tust du es dann?“
Jane musterte sie ruhig, von der verzweifelten Mutter, die sie vor wenigen Minuten noch leidenschaftlich dargestellt hatte, war keine Spur mehr. Warum denn auch? Nun, wo es Frank nicht mehr mitbekam, war es egal, ob sie ihre Maske aufrecht erhielt oder nicht.
„Ich möchte einfach nicht, dass du auf die schiefe Bahn gerätst“, erwiderte sie gelassen und Melica schloss im stillen Wissen um ihre nächsten Worte die Augen. „Was sollen denn die Nachbarn denken?“
„Es ist mir verdammt nochmal egal, was die Nachbarn denken!“, stieß sie in purer Verzweiflung hervor. „Ich will hier nicht weg! Was ist mit Jim? Ich kann ihn doch nicht einfach alleine lassen!“
„Jim scheint mir alt genug zu sein, um alleine auf sich aufpassen zu können, Mädchen.“
„Du kennst Jim doch überhaupt nicht!“
„Ich weiß. Und ich habe auch nicht vor, etwas daran zu ändern.“
„Mama!“, flehte Melica und musste schwer kämpfen, um die Tränen, die sich langsam in ihren Augen sammelten, davon abzuhalten, ihre Wangen hinabzugleiten. „Bitte! Das kannst du mir doch nicht antun!“
Täuschte sie sich oder huschte tatsächlich so etwas wie Trauer über Janes schönes Gesicht?
„Du irrst dich, Liebes. Ich kann.“
Als hätte ihr Vater nur auf diesen Moment gewartet, wählte er exakt diese Sekunde, um durch den Türrahmen zu treten. Melica schwante Übles, als ihr Blick auf sein triumphierendes Gesicht fiel.
„Hast du ihn erreicht, Schatz?“, erkundigte sich Jane, bevor auch nur ein Wort Melicas Lippen verlassen konnte.
Frank nickte ruhig und Melicas Herz krampfte sich schlagartig zusammen. Sie wollte hier nicht weg, konnte Jim doch nicht einfach zurücklassen! Es verließ sich auf sie!
Doch ihr Vater schien ganz begeistert von der Idee, sie zu Sean zu schicken. „Der alte Mann ist damit einverstanden, sie bei sich aufzunehmen“, erklärte er und ließ es zu, dass sich ein kleines Lächeln in seine Mundwinkel stahl.
„Leider ist er momentan an einer Art…Projekt beschäftigt, weshalb er sich erst in frühestens einer Woche um sie kümmern kann.“
„Das ist schön“, befand Jane, bevor sie Melica fragend anblickte. „Hast du gehört, Schatz? In wenigen Wochen bist du wieder bei deinem Großvater.“
„Ich hab es mitbekommen, danke!“, knurrte Melica und raufte sich die Haare. „Ihr versteht mich absichtlich nicht, oder? Ich will hier nicht weg!“
„Darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen“, erwiderte Frank gelassen. „Deine Zukunft ist uns wichtig. Und dein Großvater ist nun einmal die einzige Möglichkeit, dich wieder zur Vernunft zu bringen.“
„Für uns ist das doch auch nicht leicht, Kindchen“, beteuerte ihre Mutter und schien sie zum ersten Mal an diesem Morgen wirklich anzusehen. Ihre besorgte Meine schwand und ein Ausdruck des Zorns flackerte für den Bruchteil einer Sekunde über ihr Gesicht. „Wie siehst du überhaupt aus? Ich habe dich doch heute Morgen extra zu Bett geschickt! Warum hast du trotzdem Augenringe?“
Fassungslos starrte Melica sie an. Was konnte sie denn dafür? „Ich konnte nicht schlafen!“, keifte sie empört. „Tut mir Leid, dass ich so einen Überfall nicht einfach so vergessen kann!“
„Ich dachte, dieses Thema hätten wir geklärt, Melica“, erinnerte Frank sie scharf.
„Wir?“, wiederholte Melica und schleuderte ihm einen zornigen Blick entgegen. „Wir haben überhaupt nichts geklärt! Wenn ich mich recht entsinne, wurde ich doch überhaupt nicht gefragt! Ihr habt einfach beschlossen, mir nicht zu glauben – dabei ist es doch vollkommen egal, was ich sage!“
Frank atmete betont ruhig ein. „Jetzt hast du die Grenze überschritten, Mädchen. Du glaubst wohl, wir lassen uns alles gefallen.“ Er hob langsam den Arm und deutete unmissverständlich in Richtung Tür. „Du kannst auf deinem Zimmer über dein Benehmen nachdenken.“
Was für eine Ehre! Melica schnaubte verzweifelt und drehte sich mit einem solch harten Ruck zur Seite, dass sie für einen kurzen Augenblick ins Wanken geriet.
„Betrunken ist sie also auch noch“, hörte sie die tadelnde Stimme ihrer Mutter.
Gequält schloss Melica die Augen. Gott,
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