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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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hatte ihr Großvater nicht geplant, sie erneut zu erschrecken. Die Gedanken schossen durch Melicas Kopf, während sie sich von ihrem Bett erhob, bedächtig auf das Fenster zuschritt und es öffnete.
    Vorsichtig lugte sie hinaus. Obwohl das Haus nur aus einem einzigen Stockwerk bestand, befand sich das Fenster in erstaunlicher Höhe. Was natürlich nicht bedeuten sollte, dass ihr die knappen 2 ½ Meter in irgendeiner Art und Weise Angst machten. Ihr als Dämonin würde ohnehin nichts passieren können. Und falls doch hätte sie wenigstens eine gute Ausrede, warum sie heute Abend nicht tanzen konnte.
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Vielleicht sollte sie sich ja einfach absichtlich mit der Nase nach unten aus dem Fenster stürzen.
    Sie seufzte leise, kletterte auf den Fenstersims. Die Sonne streichelte ihr Gesicht, war nicht mehr als eine seichte und doch tröstende Berührung. Ihre Haare flatterten im Wind, während sie sich langsam auf die Fensterbank sinken und die Beine baumeln ließ. Melica atmete tief ein, genoss den hölzernen Geruch.
    Dann sprang sie. Sie glitt durch die Luft, der Wind peitschte ihr für wenige Sekunden auf das Gesicht, bevor ihre Füße sanft auf dem Boden aufsetzten. Melica hatte nicht erwartet, dass die Landung schmerzlos sein würde, doch…genau das war sie gewesen.
    Erstaunt blickte sie sich um. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, bevor sie herumfuhr und in den Wald lief. Es hatte nicht einmal wehgetan…interessant.
    Das Wetter war einfach großartig. Das Rauschen von Wasser drang durch die dichten Äste der Bäume und auch Vögel waren zu hören. Allerdings wäre Melica auch zufrieden gewesen, wenn es geregnet hätte. Sie fühlte sich, als wäre ihre eine zentnerschwere Last von den Schultern gefallen. Das Haus ihres Großvaters hatte sie eingeengt, aber nun war sie frei, unbedarft.
    Natürlich wusste sie, dass sie irgendwann einmal zurückkehren musste, aber sie verdrängte diesen Gedanken gekonnt. Im Moment war ihr einfach alles egal. Sean. Ihre Eltern. Das seltsame Medaillon. Paula. Jonathan. Alles verlor an Bedeutung, verblasste förmlich vor ihren Augen und glitt davon.
    Melica setzte sich auf einen unförmigen, flachen Stein. Von hier aus hatte sie einen fantastischen Blick auf das türkisschimmernde Wasser, das dicht an ihren Füßen vorbeiplätscherte. Es war tatsächlich ein Bach, der sich hier seinen Weg durch den Wald bahnte.
    Still saß Melica da. Still und unbewegt. Nun…Jedenfalls bis zum dem Zeitpunkt, in dem sie ein leises Rascheln hinter sich hörte.
    Melica sprang auf, schoss herum, die Augen zu zwei angespannten Schlitzen verengt. Doch da war nichts. Misstrauisch ließ sie ihren Blick über die alten, beinahe kahlen Bäume wandern. Man hätte fast meinen können, sie hätte sich getäuscht, sich das Rascheln nur eingebildet…
    Hätte, wenn nicht genau in diesem Augenblick ein blonder Mann aus dem Schatten einer alten Eiche getreten wäre.
    Melicas Kinnlade klappte hinunter. Diese smaragdgrünen Augen, die blonden Haare – sie erkannte ihn sofort. Kunststück, sie hatte ihn schließlich vor kurzem noch gesehen. Ihn gesehen und ihn ohnmächtig geschlagen. Sie tat einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu, den Mund noch immer ungläubig geöffnet.
    Erst als er sie konsterniert anblickte, fand sie ihre Sprache wieder. „Du?“
    In Ordnung. Das war nicht der intelligenteste Gesprächsauftakt, doch er drückte alles aus, was er ausdrücken sollte: Erleichterung, weil sie ihn offensichtlich nicht umgebracht hatte.
    Fassungslosigkeit, weil er sie gefunden hatte.
    Angst, weil sie nicht wusste, ob er sich an ihr rächen wollte.
    Wut, weil er sie nicht einfach in Ruhe lassen konnte.
    Jonathan machte ein verwirrtes Gesicht. „Ich?“
    „Du!“
    „Ich?“ Seine verständnislose Miene sprach Bände. Der Mann schien keine Ahnung zu haben, was sie von ihm wollte.
    Melica ließ sich davon jedoch nicht täuschen. „Du!“
    „Sag mal, hast du irgendeinen Sprachfehler oder so?“, fragte er verdutzt.
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Was willst du hier? Hast du mein Leben nicht schon genug durcheinandergebracht?“
    „Ich…ich habe was?“
    „Wie oft soll ich es dir eigentlich noch sagen? Dämon hin oder her – ich brauche deine Hilfe nicht!“
    „Meine Hilfe? Ich… Hör mal, ich fürchte, du verwechselst mich.“
    „Ich verwechsele dich nicht! Du denkst doch wohl nicht etwa wirklich, dass ich dich nicht mehr erkenne, nur, weil du auf einmal

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