Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
wahr, was er dort tat, doch ihre Gedanken waren wie ausgelöscht, als sie die lange Klinge im Sonnenlicht glänzen sah. Warum hatten eigentlich alle außer ihr ein Messer? Das war doch vollkommen ungerecht! Melica wich zurück, das Gesicht vor Angst verzerrt.
Tizian hob das Messer in einer beinahe beiläufig wirkenden Geste. „Du kämpfst wie ein Mädchen, Kleine.“
Mehrere tiefe Wunden zierten sein einst so schönes Gesicht. Der Anblick rief eine seltsame Befriedigung in ihr hervor – offenbar hatte sie es doch geschafft, ihm einige Schmerzen zu bereiten.
„Falls du es noch nicht bemerkt hast, Barkley – ich bin ein Mädchen!“ Melica wusste, dass es dumm war, wusste, dass sie bei diesem Versuch ihren Kopf verlieren konnte, doch ihr blieb keine andere Wahl.
Sie warf sich erneut auf ihn. Das Messer traf sie genau im Bauch, aber sie achtete nicht darauf. Ihre ganze Aufmerksamkeit lag bei dem blonden Mann, der die Schuld an ihren Schmerzen trug.
Er sah beinahe…traurig aus, während er das Messer mit einem harten Ruck aus ihrem Körper zog und erneut zustieß.
Es war kein intelligenter Kampf, den sich die beiden lieferten. Melica kämpfte mit einer Brutalität und Verzweiflung, die es ihr unmöglich machte, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie schlug auf ihn ein, trat wild um sich, biss und kratzte – und auch Tizian verhielt sich nicht anders.
Die Welt um Melica herum begann zu verschwimmen, die Bäume und Büsche verloren an Farbe und verblassten.
Für den Bruchteil einer Sekunde meinte Melica ein Augenpaar hinter einem kahlen Baumstumpf aufblitzen zu sehen, doch der Gedanke war schnell aus ihrem Kopf verschwunden, als sich Tizians Messer schmerzhaft in das Fleisch ihres Beines bohrte. Ein Schrei entschlüpfte ihren trockenen Lippen, aber er klang heiser und schwach.
Sie würde nicht mehr lange durchhalten. Müdigkeit schlich sich in jede Faser ihres Körpers, ihre Augenlider wurden schwer. Doch sie konnte nicht einfach aufgeben! Tizian würde sie töten, sobald sie das Bewusstsein verloren hätte. Und dann wären ihre Schwestern an der Reihe.
Blinde Wut flammte erneut in ihr auf, doch dieses Mal unternahm sie nichts dagegen. Melica ließ sich treiben auf einer Welle kalten Zornes, schloss die Augen, den Kopf seltsam leer. Feuer blitzte vor ihren Augen auf. Hitze schlug auf sie ein und ließ sie erzittern.
Ein qualvolles Brüllen drang an ihre Ohren. Als sie ihre Augen wieder öffnete, tanzten lodernde Flammen über Tizians Haut.
Der Dämon starrte sie fassungslos an. „Das ist unglaublich“, wisperte er.
Erst jetzt nahm Melica war, dass er aufgehört hatte, auf sie einzustechen. Das Messer hielt er locker in der Hand, die silberne Klinge verstörend sauber. „Du kannst jetzt aufhören, mich abzubrennen, Melica.“
Sie musterte ihn schweigend, während ihn ihr Feuer weiter versengte. In was für einer Welt war sie hier eigentlich gelandet? Vor ein paar Monaten hätte sie jeden für verrückt gehalten, der ihr sagen würde, dass es möglich war, Feuer derartig zu kontrollieren. Und jetzt? Nun war sie es selbst, die munter dabei zusah, wie ein Mann angekokelt wurde. Und es war sogar ihre Schuld.
Sie schluckte schwer. „Warum sollte ich das tun? Du wolltest mich umbringen, Barkley.“
Schmerz stand in seinen funkelnd roten Augen, als er ihr einen flehenden Blick schenkte. „Ich werde dich nicht töten, verdammt! Hör endlich auf damit! Weißt du eigentlich, wie scheißweh das tut?“
„Das sagt ja genau der Richtige! Wer ist denn mit einem Messer auf den anderen losgegangen? Weißt du, wie scheißweh das tut?“
„Ich habe nie versucht, dich umzubringen!“, fauchte Tizian mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Denk doch einmal nach! Ich habe dich noch nicht einmal richtig angegriffen! Andernfalls hättest du viel mehr als die paar Löcher in deinem Bauch! Ich hatte ein Messer, Melica! Du nicht! Wie schwer wäre es da gewesen, dir einfach den Kopf von den Schultern zu trennen?“
Melica warf ihm einen kalten Blick zu. „Was weiß denn ich, was in deinem kranken Gehirn vor sich geht?“ Sie seufzte leise. „Versprichst du mir, dass du mir nichts tust?“
„Ja verdammt nochmal!“ Tizian senkte seinen Kopf, den Blick fest auf seinen eigenen, versenkten Körper gerichtet. Er brannte lichterloh, seine Hose bestand aus nicht mehr als ein paar Fetzen, sein Pullover hatte sich schon lange in Rauch aufgelöst. „Du hast meine Hose kaputtgemacht!“
Wenn Melica bisher noch einen
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