Seelensturm
nicht da war, aber ich brauchte dringend eine Dusche und was zu beißen“, sagte Nic.
„Oh, es geht schon wieder. Danke. Ich bin noch etwas benommen und die Schulter schmerzt ein bisschen, aber der Arzt sagt, dass ich in zwei Tagen wieder fit bin, wenn ich die Schulter ruhig halte.“
„Soll ich dich heute noch abholen oder wird es dir zu viel Angela?“
„Ach bitte hol mich doch, ich möchte nicht alleine sein.“
Ich nahm eine Tablette und zog mich an. Eine viertel Stunde später klopfte Nic an meiner Tür, ich ließ ihn eintreten und wir standen eine Zeit schweigend da. Keiner von uns beiden konnte ausdrücken, was ihm auf dem Herzen lag. Ich musste an meinen Traum denken und lachte plötzlich. Er sah mich erstaunt an und fragte: „Lachst du mich aus?“
„Nein, du hast mich nur heute zum zweiten Mal vor Voight gerettet.“ Ich erzählte ihm von meinem Traum (außer natürlich von der Fast–Kuss–Szene) und er musste auch lachen. Damit war die Spannung etwas gelöst. Er fragte mich, wie ich denn zu den schottischen Träumen kam. Ich erzählte ihm von meiner Leidenschaft für historische Schottland–Romane. „Es ist erstaunlich, wie ähnlich unsere Interessen sind, ich stehe auch auf so was. Kennst du die Romane von Diana Gabaldon?“
Zur Antwort kramte ich das Buch aus meinem Nachtkästchen und warf es ihm zu.
Wir unterhielten uns auf dem Weg zu Betty über Schottland und diese Romane und über das, was so faszinierend an diesen Geschichten war. Wir kamen zu dem Schluss, dass uns die Storys so gut gefielen, weil sie ein gutes Ende hatten, weil der Held immer seine Geliebte retten konnte und auch umgekehrt. Trotz all der schlimmen Dinge, die unsere Helden erlebten, trotz all der Missverständnisse, den schlimmen Verletzungen, Streitereien und so weiter hielten sie zusammen, waren eins. Wir sprachen es nicht aus, aber das war es, was wir uns insgeheim wünschten – eins sein mit jemandem, dem Anderen voll vertrauen können. Ja, das war es, was wir beide wohl suchten, aber das war wohl nur in den Romanen, in denen James Fraser uns Claire Beauchamp die Helden waren zu finden. Die wirkliche Welt sah anders aus, aber die Romane waren eine Zuflucht für mich. Heile Welt, wenigstens für die Zeit, die man brauchte, um 1.000 Seiten zu lesen........
Die Tablette fing an zu wirken, bis wir bei Betty ankamen und ich fühlte mich bedeutend besser.
Betty nahm mich vorsichtig in die Arme, als wir das Haus betraten, und erkundigte sich nach meinem Befinden.
Sie hatte gekocht und auf der Terrasse den Tisch gedeckt. Nach dem Essen klingelte das Telefon. Es war Herr Panaoglou, der fragte, ob ich bei Betty bin und ob er mir schon einen Besuch abstatten könne. Ich war einverstanden. Eine halbe Stunde später war er schon da und erzählte uns, dass Frau Volkert alias Seitz bei einer Überfahrt auf das Festland geschnappt wurde. Sie und Voight wurden jetzt an die Kripo auf dem Festland übergeben.
„Ist eigentlich herausgekommen, warum die Volkert ausgerechnet mich ausgesucht hat?“, fragte ich.
Panaoglou antwortete: „Das war alles nur eine Verkettung von Zufällen. Die Volkert kam in Korfu an und meinte am Flughafen einen Beamten der Fahndung erkannt zu haben, was übrigens stimmte. Er war schon länger am Flughafen tätig, weil man von Korfu aus immer mehr Schmuggel beobachten konnte. Sie ging auf den Reiseführer ihrer Gesellschaft zu und fragte, ob sie mit ihm in das nächste Hotel fahren könne, stieg in den Bus ein und war so erst einmal aus dem Blickfeld des Fahnders. Nachdem ihr die Geschichte immer noch zu heiß war, versteckte sie den Anhänger in ihrer Tasche Frau Bauer. Danach ist sie ja nicht mehr ohne Weiteres an den Schmuck herangekommen und hat letztendlich ihr Zimmer durchwühlt, weil Voight sie unter Druck setzte. Das Einzige, was wir noch nicht wissen, ist, wie groß diese ganze Geschichte ist. Der Anhänger ist ein Fundstück, der aus einem größeren Kunstraub stammt. Wo der Rest ist und wie die beiden alles außer Landes schaffen wollten, ist uns noch unklar. Also wenn sie noch etwas wissen, rufen sie uns bitte an. Ich wollte ihnen hiermit nur mitteilen, dass sie jetzt außer Gefahr sind, Frau Bauer. Ich glaube kaum das die beiden mehr Komplizen hatten.“
Er trank noch einen Kaffee mit uns und verabschiedete sich mit den Worten: „Wann reisen sie den ab Frau Bauer?“ „Am 8. Oktober ist mein Rückflug, wenn mir, noch was einfällt, rühr` ich mich umgehend.“
„Also dann,
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