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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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verstehen.
    »Vielleicht ein Tier oder so. Könnt ihr mal nachsehen?«, rief Amy ihnen noch hinterher, als die Gorillas hinter dem Haus verschwanden.
    Das war genau der Zeitpunkt, zu dem ich vom Baum herunter klettern konnte. Ich gab Amy ein kurzes Zeichen und schon stand ich mit beiden Füßen auf der Erde. Jetzt musste ich mich beeilen. Clive und Terry waren abgelenkt und ich hatte freie Bahn. In geduckter Haltung rannte ich los. Ich nahm nicht die Stufen, sondern lief an der linken Hausmauer entlang, nicht zu nah am Gemäuer, da die sensiblen Sensoren sonst einen Alarm ausgelöst hätten. Die Kameras hatte ich im Blick, um nicht erfasst zu werden.
    Etappe für Etappe schaffte ich es schließlich, unbemerkt am kleinen See vorbeizukommen und steuerte den äußersten Punkt der Grundstücksmauer an.
    Noch war alles ruhig, alles schien geklappt zu haben. Mein Herz pochte wild, als ich mich kurz hinter einem großen Baumstamm versteckte und zurück zur Villa sah. Von Weitem blinkten immer wieder die Taschenlampenlichter der Gorillas auf, die wieder zu ihren Posten liefen. Wie von Amy und mir geplant, hatten sie nichts gefunden, sie vermuteten ein Tier, das sich verirrt hatte. Ich musste mich beeilen. Ein paar Sekunden gab ich mir noch, als ich plötzlich zusammenzuckte. In meiner unmittelbaren Nähe hörte ich ein Funkgerät leise rauschen. War mir etwa ein Gorilla gefolgt? Es hatten doch drei Leute Nachtschicht. Oder hatte ich mich getäuscht?
    Vorsichtig sah ich mich um und lauschte. Nichts war zu hören. Nur das Zirpen der Grillen in der Nacht. Doch dann hörte ich es wieder und erkannte die Stimme von Terry. »Alles in Ordnung, wahrscheinlich nur ein Marder oder eine Katze. Jedenfalls ist alles ruhig.«
    Aus der Richtung, aus der die Funkstimme gekommen war, konnte ich niemanden entdecken. Ich war allein. Aber jemand musste doch hier sein? Ein wenig unsicher trat ich in die Richtung, und falls sie mich erwischten, könnte ich sagen, ich wäre noch joggen oder spazieren gewesen, wobei ich mir sicher war, dass mein Onkel mir das nicht abnehmen würde. Kurz sah ich auf meine Uhr. 23.30 Uhr. Ich sollte mich beeilen. Wieder hörte ich das Knacken und eine Stimme. In dem Augenblick, als ich angestrengt in die Dunkelheit blickte, erkannte ich das kleine rote Lämpchen, das sich an unseren Funkgeräten befand. Es lag nicht weit von mir auf der Wiese. Sollte ich es an mich nehmen? Die Taschenlampenlichter kamen von beiden Seiten näher und ich musste mich entscheiden. Angst beschlich mich. Die Anwesenheit eines Taluris spürte ich nicht, doch unheimlich war das schon. Wieso lag hier ein Funkgerät?
    Ich lehnte immer noch an dem großen Baumstamm und überlegte fieberhaft mit geschlossenen Augen, was ich tun sollte. Was soll's, dachte ich, rannte los, hob das Gerät auf und machte mich auf die letzten Meter bis zur Mauer. Während ich rannte, steckte ich das Funkgerät in meine hintere Hosentasche, damit ich die Hände zum Klettern freihatte. Mit einer letzten Anstrengung bestieg ich den Baum und schon konnte ich die Mauer überqueren.
    Geschafft. Ein wenig war ich außer Puste. Doch das kam wohl eher von der Aufregung. Kurz lehnte ich mich an die Mauer, nahm das Funkgerät und schaltete es auf lautlos. Unsere beiden Sicherheitsleute waren auf ihrem Weg an diese äußere Grenze, und wenn das Gerät auch nur einen Mucks von sich geben würde, wäre alles umsonst gewesen.
    Ich drehte das Rädchen auf null, da bemerkte ich einen kleinen weißen Zettel, der daran befestigt war. Er trug die gleiche Handschrift wie die letzte Notiz, die die Krähe uns gebracht hatte.
     
    Das Funkgerät ist zu deiner Sicherheit.
    Folge der Krähe.
     
    Überrascht ließ ich meine Arme hängen und versuchte zu verstehen, was dies zu bedeuten hatte. Das Funkgerät war sicher ganz nützlich. War das der Beweis, dass er mir wirklich nichts antun wollte? Die Reichweite des Gerätes war ausreichend, um einen Notruf durchzugeben.
    „Folge der Krähe“, stand auf dem kleinen Zettel. Ich sah mich um und erschrak, als ich den Vogel direkt über mir auf der Mauer im Schatten eines Astes sitzen sah. Wie hatte der Taluri das alles gemacht? Konnten die auch zaubern oder was? Schon breitete er seine Flügel aus und flog über meinen Kopf hinweg die Straße zur Schule entlang - und ich folgte ihm.
    Es war gar nicht so einfach, die Krähe flog viel schneller als ich rennen konnte. Außerdem war es dunkel und daher schwierig, sie im Blick zu behalten. Die dunklen

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