Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
verzehren.
Dazwischen wanderten ihre Gedanken zu Peter. Ob der Bauernsohn allmählich etwas ahnte? Wurde ihm langsam angst und bange?
Die Kreatur riss den Darm vollständig aus dem Leib heraus und wunderte sich wieder einmal darüber, wie so ein verflucht langer Schlauch in einem so gedrungenen Körper Platz haben konnte. Erneut tauchte das grinsende Gesicht von Peter in ihrer Vorstellung auf. In letzter Zeit fühlte die Kreatur sich sehr verbunden mit ihm. Sogar Gefallen an Fußball hatte sie entdeckt. Und natürlich an Maren, der rassigen Freundin des Wirtes.
Die Niere des Vogelkundlers ließ sich wunderbar leicht kauen. Innen war das Organ weich und außen ein wenig härter, genauso mochte es die Kreatur. Die Gedanken an Peter taten gut. Schließlich war er der Schlüssel zur Freiheit, die Möglichkeit, endlich aus diesem verdammten Loch herauszukommen.
6
Rasanter als beabsichtigt fuhr Maren den völlig indiskutablen Weg entlang. Sie wollte so schnell wie möglich bei Peter sein. Am liebsten wäre sie heute früh gar nicht erst zur Arbeit gefahren, aber so kurzfristig hätte man ihr sowieso keinen Urlaub gewährt.
Vielleicht konnte sie sich ein paar Tage krankschreiben lassen, wenn Peter seine Beschwerden nicht in den Griff bekam.
Auf der Wiese hinter dem Haus stand jemand.
Es war Peter.
Ihr Freund hatte die Hände in die Taschen gesteckt und schaute konzentriert zu Boden.
Maren ging auf ihn zu. Eine dicke Hummel stieg träge in die Luft, als ihr Bein gegen eine der Wildblumen stieß, die an dieser Stelle zuhauf herumstanden.
Peter schien ihr Näherkommen überhaupt nicht zu bemerken.
»Hallo Schatz. Was machst du hier?«
Peter hob den Kopf und blickte einige Sekunden fragend in ihr Gesicht, noch immer mitten in seinen Gedanken versunken.
Endlich lächelte ihr Freund zurück.
»Ich brauchte etwas frische Luft«, erklärte Peter leise. »Und ein wenig Weite.«
Er machte mit seinen Armen eine ausholende Geste und Maren nickte.
»Ja. Es ist schön.«
Sie wollte sich neben ihn stellen, aber Peter schaute plötzlich hektisch auf die Uhr und drehte sich weg.
»Wir können gleich rübergehen zum Abendessen.«
Maren seufzte leise. Was gab es Schöneres, als nach einem anstrengenden Arbeitstag zusammen mit Peters Eltern zu Abend zu essen? Ihr fielen auf Anhieb mindestens hundert Dinge ein. Ihr war es wichtig, die Zeit mit Peter zu gestalten und nicht mit seinen Eltern.
Sie hakte sich bei ihm ein und räusperte sich tief. Vielleicht war genau jetzt der richtige Zeitpunkt, das Gespräch auf diese Situation und ihr Missfallen darüber zu bringen.
»Ich habe nach so einem langen Tag nicht wirklich noch Lust, ständig mit deinen Eltern essen zu müssen. Ich habe nichts gegen deine Eltern, weißt du ja. Aber ich würde meinen Feierabend eben gerne nur mit dir verbringen wollen.«
Maren musterte ihn gespannt von der Seite. Würde sein Mienenspiel verraten, was er von ihrem Vorschlag hielt? Mitunter waren Männer leicht zu durchschauen, wenn man auf ihre Mimik achtete. Peter jedoch sah aus, als wären ihre Worte überhaupt nicht zu ihm durchgedrungen. Er schaute starr geradeaus und presste die Lippen aneinander. Maren zwickte ihm in den Arm.
»Peter«, sagte sie lang gezogen. »Wie siehst du das?«
Er erwiderte ihren Blick und zog für einen Augenblick seine Stirn kraus.
»Was? Ja, natürlich. Wir essen morgen was Nettes zusammen. Vielleicht Pizza?«
»Ich rede von deinen Eltern.«
»Möchtest du meine Eltern einladen? Von mir aus. Die können ja mitessen.«
Maren schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, nicht die Stimme zu heben. Sie wollte ihren Freund nicht anschreien. Schon gar nicht in seiner momentanen Situation.
»Hörst du mir eigentlich zu?«, fragte sie dennoch ärgerlicher als vorgehabt. »Ich rede vom gemeinsamen Abendessen. Ich möchte das nicht mehr.«
»Schmeckt es dir nicht? Zugegeben, meine Mutter kocht manchmal ganz schön fleischlastig.«
»Ich will mit dir zusammen sein.«
Peter nickte fahrig und schaute wieder geradeaus.
»Ja, nachher machen wir es uns gemütlich.«
Maren stieß einen letzten Seufzer aus und beschloss, es vorerst dabei zu belassen. Peter war dermaßen mit sich und seinen Gedanken beschäftigt, dass er ihr anscheinend überhaupt nicht richtig zuhörte. Sie würde später mit ihm sprechen.
Ihre Laune verfinsterte sich noch weiter, als Maren sah, dass Lackner erneut mitessen würde. Der alte Mann saß schon auf seinem Stuhl und hantierte umständlich
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