Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
alle beide!«, rief Maren und krabbelte in Lackners Richtung.
Peter blickte ein weiteres Mal in die Wolken und führte das Glas zum anderen Auge.
Dann geschahen mehrere Dinge fast gleichzeitig.
Er spürte die Essenz, die sich auf seiner Netzhaut verteilte.
Lackner begann, wie von Sinnen kreischen.
Unmittelbar danach blieb ihm die Luft weg.
Zuerst dachte Peter, die plötzliche Atemnot wäre auf die Wirkung der Flüssigkeit zurückzuführen. Als sein Körper jedoch vornüber kippte, realisierte er, dass Lackner sich wieder gegen ihn geworfen hatte.
Einen kurzen Moment fühlte Peter sich völlig hilflos. Sein Blick war unscharf, weil er die Essenz so lange wie möglich in den Augen behalten wollte. Das Wesen hatte ihn diesmal ein Stück weiter unten gerammt, beinahe hätte es seine empfindlichste Stelle getroffen. Doch auch so war es schmerzhaft genug. Seine Beine verloren den Kontakt zum Boden und wurden nach hinten gedrückt. Gleichzeitig beugte sich sein Oberkörper nach vorn. Das Monster hatte ihn klassisch ausgehebelt.
Maren stieß einen überraschten Schrei aus. Sie hatte versucht, Lackner aufzuhalten, aber das Wesen musste einfach über ihren Körper hinweggesprungen sein. Jetzt lag seine Freundin genau in seiner Fallrichtung. Peter hatte keine Chance, irgendeine ausweichende Bewegung zu machen und stürzte direkt auf sie.
Reflexartig ließ er das Reagenzglas los, um sich abstützen zu können und den Sturz auf diese Weise zu mildern. Das Gläschen knallte gegen Marens Stirn, glücklicherweise ohne zu zerbrechen. Während sie schmerzhaft die Luft zwischen den Zähnen einsog, rollte sich Peter von ihr ab, sprang auf und wirbelte herum.
Doch von Lackner ging keine Gefahr mehr aus. Der Alte lag reglos auf dem Bauch. Ein weiterer Knochen war durch seinen Rücken gebrochen.
Inzwischen hatte Maren nach dem Gläschen gegriffen, das auf ihre Brust gekullert war, und reichte es ihm. Instinktiv langte Peter danach, verschloss es mit dem Stopfen und steckte es erneut in seine Brusttasche.
»Spürst du schon was?«
Peter schüttelte den Kopf.
»Nicht das Geringste.« Er stand auf und näherte sich dem Alten. Ganz behutsam. Ihm kam es vor, als würde er einen gefährlichen schlafenden Kampfhund begutachten müssen, der jeden Augenblick zubeißen konnte. Wenigstens lag Lackner auf dem Bauch. Der Anblick des Hinterkopfes reichte ihm bereits. Der Schädel sah oben nun breiter aus als unten. Und dazwischen war die Haut eingedrückt. Dort schien es weich zu sein. Peter dachte an eine Kokosnuss, die man geteilt und anschließend in Pergamentpapier gewickelt hatte, allerdings so unordentlich, dass in der Mitte ein handbreiter Spalt entstand. Als er dem Alten gegen die Beine trat, zeigte Lackner keine Reaktion.
»Und?«, fragte Maren.
»Jetzt scheint er endgültig seinen Frieden gefunden zu haben. Solche Verletzungen kann niemand überleben. Auch nicht, wenn man besessen ist.« Peter streckte Maren die Hand hin. »Lass uns schleunigst von hier verschwinden.«
36
Lackners Gliedmaßen zuckten. Er litt höllische Schmerzen. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hierhergekommen war.
Oh, ich habe dich hierhergebracht , sagte die vertraute Stimme in seinem Kopf. Ich musste diese vorlauten Menschen aufhalten.
»Aber es ist dir nicht gelungen«, stellte Lackner kraftlos fest. »Du hast sie entkommen lassen.«
Weil dein schäbiger Körper schlappgemacht hat , sagte die Stimme. Aber das macht nichts. Ich werde in den Geist der Frau fahren, auf die gleiche Weise, wie ich vorher in deinen gefahren bin.
»Wie denn? Maren ist schon weggelaufen.«
Der Hauptmann lachte schallend.
Oh, ich muss meinem Opfer nicht gegenüberstehen. Ein paar Hundert Meter Luftlinie kann ich überbrücken.
Dann wurde es plötzlich dunkel vor Lackners geistigem Auge.
Und jetzt stirb! , hörte er die verblassende Stimme des Hauptmannes sagen. Ich muss dich nun leider verlassen, sonst wird die Entfernung zu dieser Maren am Ende doch zu groß .
Lackners Körper zuckte ein weiteres Mal zusammen, dann erschlaffte er schließlich für immer.
37
Sie hasteten so schnell es ging durch den Wald. Marens Knöchel schwoll bereits an. Sie spürte das pulsierende Blut in ihrem Fuß, das bei jedem Herzschlag dumpf gegen die Sehnen drückte.
Peter hatte seine Hand fest um ihre Taille gelegt und führte sie mit Bedacht über die Unebenheiten im Boden und über die glitschigen Wurzeln.
Nach einer Weile blieb Peter keuchend stehen.
»Ich habe keine Ahnung, wo
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