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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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weil Mum ihn nicht mochte. Sondern weil ich durch sie erkannt habe, dass ich ihn selbst auch nicht so toll finde.»
    «Wie hat er das aufgenommen?» Vera sah Ashworth zurück in die Küche schlüpfen und fühlte sich wieder sicherer.
    «Na ja, niemand wird gern abgewiesen, oder?»
    «Hat er Ihnen Schwierigkeiten gemacht?» Die Frage hatte Joe gestellt.
    «Gerade so viel, dass ich mir gut dabei vorkam. Ein paar Liebesbriefe. Ein paar weinerliche E-Mails. Ich glaube, es ging ihm bloß darum, das zu kriegen, was er nicht haben konnte.»
    «Hat er sich in letzter Zeit mit Ihnen in Verbindung gesetzt?»
    «Schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Ich habe ihn natürlich ab und zu mal hier in der Gegend gesehen. Irgendwer hat mir erzählt, dass er eine Freundin in Bristol hat.»
    Nach und nach gewann ihre Stimme an Festigkeit. Für ein paar Augenblicke hatte sie vergessen, was mit ihrer Mutter passiert war, und bedauerte stattdessen das fremde Mädchen in Bristol, das seinen Freund verloren hatte.
    «Haben Sie Danny Shaw jemals kennengelernt, Mrs Eliot?» Das war Joe Ashworth, in angemessen respektvollem Ton.
    «Nein, wieso sollte ich?» Schroff, fast schon unhöflich.
    «Er ist nie hier gewesen, hat nie einen von Ihnen besucht?» Joe stellte die Frage jetzt offener, um auch Simon mit einzubeziehen.
    «Natürlich nicht!» Veronica antwortete für beide.
    «An dem Tag, an dem Jenny Lister ums Leben gekommen ist, hat nämlich jemand, auf den seine Beschreibung passt, nach dem Weg zu Ihrem Haus gefragt.»
    Vera musste lächeln. Sie besaßen noch gar keine genaue Beschreibung von dem Kerl, der bei Connies Cottage gewesen war. Aber wenn Ashworth die Wahrheit ein wenig dehnen wollte, hatte sie bestimmt als Letzte etwas dagegen.
    «Ich weiß ja nicht, von wem Sie diese Information haben, Sergeant, aber hier ist niemand gewesen.» Veronica, die Lippen fest aufeinandergepresst, war entschlossen, nicht klein beizugeben. Danny hätte an jenem Tag nackt bei ihr im Garten herumtanzen können, jetzt würde Veronica ihnen das nicht mehr sagen. Sie zählte zu den Menschen, die niemals zugaben, sich geirrt zu haben.
    «Vielleicht kennen Sie ja Dannys Vater?» Vera hielt es für an der Zeit, eine neue Richtung einzuschlagen. «Derek Shaw. Er ist Bauunternehmer.»
    «Von dem habe ich gehört.» Veronicas Antwort kam prompt und klang feindselig. «Ein schrecklicher Mensch. Er hat diese abscheuliche Siedlung am Rand von Effingham gebaut. Eine Freundin von mir besitzt dort ein Haus. Sie sagt, es ist jetzt nur noch die Hälfte wert.»
    «Haben Sie je daran gedacht, den Grund neu zu erschließen, auf dem das Haus von Ihrem Großvater stand?», fragte Vera. «Das ist doch in der Nähe von Effingham. Greenhough – haben Sie nicht gesagt, dass das Anwesen so heißt? Das Land muss doch sogar in diesen schlechten Zeiten ein Vermögen wert sein.» Die Frage hatte sie beschäftigt, seit sie durch die Torpfosten mit den Kormoranköpfen geschritten war.
    «Wir würden nie eine Baugenehmigung bekommen», schnauzte Veronica sie an. «Und so, wie es ist, gefällt es uns auch. Überhaupt, selbst wenn es möglich wäre, dort zu bauen, würde ich niemals Shaw damit beauftragen.»
    «Er hat seinen Sohn verloren.» Simon sprach ganz leise, aber alle drehten die Köpfe zu ihm. «Was immer du auch von ihm halten magst, er hat ein Kind verloren.» Ging ihm der Verlust des Mannes wirklich nahe? Oder warnte er seine Mutter einfach nur, etwas taktvoller zu sein?
    «Aber natürlich!» Und jetzt sahen Veronicas Züge wirklich gequält aus. «Es tut mir leid, Inspector, das war unverzeihlich herzlos von mir.»
     
    Ashworth und Vera liefen langsam die Auffahrt hinunter. Vera bestand darauf, ins Café zu gehen und etwas zu frühstücken, bevor sie beim Cottage vorbeischauten. Die Essensgerüche in der Küche der Eliots hatten sie schier verrückt gemacht. Ehe sie nicht ein Brötchen mit Bacon intus hatte, würde sie sich nicht konzentrieren können. Das Café hatte noch nicht geöffnet, aber die Frau aus Yorkshire war schon da, hatte ein Einsehen mit ihnen und ließ sie herein.
    «Das war Holly vorhin am Telefon», sagte Ashworth. Das hatte er eben schon erzählen wollen, aber Vera war nur noch auf etwas zu essen ausgewesen. «Es gibt was Wissenswertes über Veronica. Das könnte erklären, warum sie Connie Masters das Leben so schwer gemacht hat, als die hier ins Dorf gezogen ist.»
    «Reden Sie.»
    «Sie hat ein Kind verloren. Einen kleinen Jungen namens Patrick. Er ist im

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