Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
Vom Netzwerk:
Ländereien, kein altes Vermögen. Oder nicht mehr. Stammen aus der Gegend, das verrät einem der Name. Eliot. Die gehören zu einem dieser schottischen Clans. Aber ich habe den Eindruck, die Vorfahren von Christopher Eliot waren Händler oder Bauern, keine Aristokraten. Bei Veronica liegen die Dinge etwas anders. Sie spielt gern die Lady. Achtet auf die gesellschaftliche Stellung. Und ihr Großvater hat in der Tat einmal ein herrschaftliches Haus besessen, Dienstboten und ein großes Anwesen. Es modert heute da unten am Fluss vor sich hin, und das ist auch merkwürdig. Vielleicht sollten wir da mal nachhaken. Liegt ihr so viel an ihrem guten Namen, dass sie dafür töten würde? Ich bin mir nicht sicher, aber es sind schon Morde für weniger begangen worden.»
    Sie ging zurück zu ihrem Platz vor dem Feuer, und Ashworth folgte ihr.
    «Die gute Veronica verbirgt etwas», sagte Vera. «Aber deshalb ist sie noch keine Mörderin. Vielleicht hat sie ja ein paar Kröten aus der Kasse vom
Women’s Institute
abgezweigt und macht sich in die Hosen vor Angst, dass wir das rauskriegen. Ich würde zu gern wissen, wieso sie plötzlich Connie Masters’ Freundin sein will. Ich habe wirklich keine Ahnung, was da vor sich geht. Aber ich kann auch keine Verbindung zu Danny Shaw erkennen, außer natürlich, sie hat ihn sich zu ihrem Lustknaben erkoren.»
    «Shaw könnte der Kerl gewesen sein, der am Nachmittag nach dem Mord bei Connies Cottage vorbeigekommen ist.»
    «Das könnte er.» Sie zog ihn ein bisschen auf, weil sie daran natürlich selbst schon gedacht hatte.
    «Ist das der Plan für morgen früh? Auf nach Barnard Bridge, Connie ein Bild von Danny Shaw zeigen und mit Veronica plaudern?»
    «Aye.» Vera gähnte. «Das sollte fürs Erste genügen. Und wenn wir ein neueres Foto von Morgan bekommen können, wo er die Haare abrasiert hat, lassen Sie Connie auch darauf mal einen Blick werfen.» Sie sah zu ihm hinüber. «Haben Sie eigentlich vor, die ganze Nacht hier zu bleiben? Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Und Ihr Frauchen wird schon ganz vergessen haben, wie Sie aussehen. Jetzt hauen Sie schon ab.»
    Joe war überrascht. Normalerweise versuchte Vera alles, um ihn dazu zu bringen, bis in die Morgenstunden zu bleiben. Oft genug hatte sie ihm das Bett in ihrem Gästezimmer angeboten: Jetzt seien Sie kein Spielverderber, Joey, alter Knabe. Trinken Sie noch was und leisten Sie einer alten Frau Gesellschaft. «Wir haben noch nicht über Elias Jones gesprochen», sagte er.
    «Nein, haben wir nicht.» Sie grinste ihn an. «Und, was sagt Ihnen das?» Sie sah aus, als würde sie in ihrem Gedächtnis nach einem bestimmten Ausdruck kramen. «Das unüberwindliche Hindernis. Genau das ist Elias Jones in diesem Fall. Wir sehen ihn alle, aber keiner traut sich ran.»
    Joe argwöhnte, dass sie sich betrunkener stellte, als sie war. Eigentlich konnte sie so ziemlich jeden unter den Tisch trinken. Wie auch immer, dachte er, besser ich breche jetzt auf, bevor sie sich’s noch anders überlegt. Er stand auf und ging zur Tür, wobei er halb erwartete, dass sie ihn wieder zurückrief. Aber sie blieb, wo sie war, und starrte ins Feuer.
    Draußen war es so kalt, dass es ihm für einen Moment den Atem verschlug. Der metallische Geruch nach Eis lag in der Luft, vielleicht der letzte Frost in diesem Frühjahr. Er blieb kurz stehen und sah durchs Fenster zurück auf Vera, die mit geschlossenen Augen in ihrem Sessel zusammengesunken war. Selbst von da, wo er stand, und obwohl sie schon halb schlief, konnte er spüren, welche Kraft von ihr ausging.
    Wenn hier überhaupt jemand ein unüberwindliches Hindernis darstellt, dachte er, dann ist es Vera Stanhope.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel Achtundzwanzig
    Es war immer noch kalt, als sie sich in Barnard Bridge trafen. Auf den Wiesen lag Raureif, und über dem Fluss hing tiefer Nebel. Im Mallow Cottage waren die Vorhänge noch zugezogen, und man konnte kein Lebenszeichen erkennen, deshalb fuhr sie zuerst zu den Eliots. Ob sie Veronica störte, war Vera egal, doch Connie hatte womöglich eine anstrengende Nacht mit der Kleinen gehabt und konnte bestimmt noch eine Runde Schlaf gebrauchen.
    Ashworth war schon da, als Vera kam. Er stand neben seinem Wagen und sah in seinem Dufflecoat aus wie ein Student aus der Zeit, als Vera noch ein junges Mädchen gewesen war. Er blickte zum Bach hinunter, wo Jenny Listers Tasche gefunden worden war. «Von hier aus könnte

Weitere Kostenlose Bücher