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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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aufhat, sagt jeder, was für ein hässlicher Hut das ist, aber wenn die Herzogin Ramone ein solches Ding trägt, sagen die Leute: Was für eine interessante neue Linie.«
    »Dann geht es also ums Geld«, vermutete Sophie.
    »Nein, es geht um Haltung. Man muss sich in seinen Kleidern ausgesprochen sicher bewegen und sich in der eigenen Haut wohlfühlen. Wenn man zu den Blaublütigen gehört, sollte man nicht nur die Regeln kennen. Man muss in jeder Situation genau wissen, was zu tun ist, und es dann mit unerschütterlicher Selbstverständlichkeit tun.«
    Verwirrt zog Sophie die Stirn kraus.
    Charlotte lächelte sie an. »So schwer ist das gar nicht. Keine Angst, wir üben das. Aber zurück zum Farbkreis. Vergiss Schwarz und Weiß. Wir müssen deine Haut hervorheben, deinen Hals und dieses hübsche Gesicht. Da sollten wir die Akzente setzen.« Charlotte griff nach einem Skizzenblock. »Segment achtundzwanzig, Reihe siebzehn.«
    Über dem Bildgeber erschien ein wunderschönes, warmes Grau, das gleichermaßen an das perlgraue Innere einer Auster und den weichen Glanz polierten Aluminiums erinnerte.
    Sophie beugte sich mit großen Augen vor. »Diese Farbe hat mein Schwert.«
    Charlotte begann lächelnd zu zeichnen. Um der Mode Rechnung zu tragen, würden sie ein paar blassblaue Akzente setzen müssen, ohne viel zu verändern.
    »Aber wo kriegen wir das Kleid her?«, wollte Sophie wissen.
    »Die Kleider. Wir brauchen beide mindestens sechs einander in gewissen Einzelheiten ähnelnde Outfits. Wir nehmen eine Seite aus Richards Manuskript, kontaktieren die beste Schneiderin, die wir finden, und schütten sie mit einer unanständigen Menge Geld zu.« Charlotte zeichnete weiter. Die Schneiderin würde sich wahrscheinlich sträuben – die Silhouette, die auf dem Skizzenblock Gestalt annahm, war ein wenig gewöhnungsbedürftig für ein junges Mädchen, passte aber perfekt zu Sophie. »Wenn sie sich stur stellt, suchen wir uns eine andere. Ich bin recht gut betucht, und wenn es um Kleider geht, ist Geld meistens ein ziemlich überzeugendes Argument.«
    »Sie müssen wegen mir aber kein Geld ausgeben«, entgegnete Sophie. »Meine Schwester ist mit William Sandine verheiratet. Ich kann körbeweise Geld beschaffen.«
    »Ich muss nicht – aber ich will.« Charlotte grinste und wandte sich Jack zu. »Möchtest du uns helfen?«
    Seine Miene änderte sich schlagartig. Von Überraschung über Furcht zu gelangweilter Entrückung. »Gut möglich«, antwortete er gähnend. »Wenn ich nichts Besseres vorhabe.«
    »Das ist sein gleichgültiger Gesichtsausdruck«, erklärte Sophie. »Den setzt er immer dann auf, wenn er nicht weiß, was er sagen soll.«
    »Stehst du mit der Herzogin der Südprovinzen auf gutem Fuß?«, erkundigte sich Charlotte. Declans Mutter war exakt die Sorte Schwergewicht, auf die es bei ihrer Einführung in die Gesellschaft ankommen mochte.
    »Sie betet mich an«, antwortete Jack.
    Sophie schnaubte verächtlich.
    Jack warf ihr einen empörten Blick zu. »Jedenfalls sagt sie das immer.« Er verfiel in die perfekte Imitation einer hochwohlgeborenen Blaublütigen. »Oh Jack, ich bete dich an, mein dummer Junge.«
    Charlotte entrang sich ein Lachen. »Meinst du, Anbetungswürdiger, du könntest für uns beide eine Verabredung zum Tee mit Ihrer Hochwohlgeboren arrangieren?«
    »Kleinigkeit.«
    Richard öffnete die Augen. Charlotte war die Treppe heraufgekommen und stehen geblieben, um ihn im Bett liegend zu betrachten. Es war inzwischen dunkel, das weiche Laternenlicht spielte auf ihrem Gesicht. Sie war wunderschön. Da er wusste, wie bald er sie loslassen musste, riss ihr Anblick einen Abgrund in ihm auf.
    Seit seiner Gesichtsoperation hatten sie nicht miteinander geschlafen. Er sehnte sich nach ihr, fühlte mehr als Verlangen, fast schon so etwas wie Besessenheit. Er war süchtig nach Charlotte, nach ihrem Duft, ihrem Geschmack, der sanften Berührung ihrer Haut. Zu sehen, wie sie überrascht nach Luft schnappte, wenn er sie zum Höhepunkt brachte. Er brauchte sie, wie er die Luft zum Atmen brauchte, und der Gedanke an ihre bevorstehende Trennung brachte ihn fast um den Verstand.
    In diesem Moment bereute er alles: Jedes Wort, das er zu ihr gesagt hatte, war falsch, jede Geste vulgär und dumm. Sie verdiente … einen Besseren als ihn. Doch er war schrecklich egoistisch und setzte alles daran, dass sie bei ihm blieb.
    »Wo steckt Sophie?«
    »Gegangen«, antwortete Charlotte. »Wahrscheinlich, um sich von ihrer Schwester

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