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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Angst?«
    »Schreckliche Angst«, antwortete sie.
    Er zog sie an sich. »Wenn ich nur wüsste, was ich sagen soll«, murmelte er. »Wenn ich nur die richtigen Worte kennen würde.«
    »Sag mir doch, was passiert, wenn wir gewinnen«, bat sie ihn.
    »Wenn wir gewinnen, finde ich dich. Und wenn es in meiner Macht liegt, werden wir uns danach nie wieder trennen. Wenn du mich haben willst.«
    »Und wenn nicht?«
    Er hob die Brauen. »Werde ich dich vermutlich anflehen. Oder irgendwas Dummes, Dramatisches unternehmen. Was Männer eben so tun, wenn sie um eine Frau werben. Wenn wir noch in der Ritterzeit lebten, würde ich einfach jeden vom Pferd stoßen, der sich mir in den Weg stellt.«
    »Ich werde dich daran erinnern«, flüsterte sie und erwiderte seinen Kuss.
    Lady Jane Olivia Camarine, Herzogin der Südprovinzen, war ohne Fehl, fand Charlotte. Sie sah aus wie Ende vierzig, musste aber älter sein, da ihr Sohn, der Earl von Camarine, bereits über dreißig war. Eine ausgesprochen schlicht geschnittene Tunika und eine Hose in einem fantastischen Smaragdgrün kaschierten ihre fülliger werdende Taille und betonten zugleich die Kurven der Herzogin. Das in kunstvollen Zwillingszöpfen um den Kopf gelegte Haar ließ ihr rundes Gesicht länger wirken. Dazu trug sie ein einziges Schmuckstück, einen aus spinnwebdünnen Goldfäden geschmiedeten Ehering – ebenso kostbar wie geschmackvoll. Die Herzogin stand auf der Terrasse neben einem Picknicktisch im Morgenlicht.
    »Sieh sie dir an«, flüsterte Charlotte, während sie und Sophie Jack zum Tisch folgten. »Das Kinn gereckt, damit der Hals schlanker wirkt, das Licht kommt von links, damit es den Faltenwurf ihrer Tunika hervorhebt. Lange, vertikale Linien lassen einen schlanker wirken. Du musst immer auf das Licht achten und deine Sonnenseite kennen.«
    »Euer Gnaden«, begann Jack, »darf ich Ihnen Charlotte de Ney und Lark vorstellen?«
    »Sophie Mar«, flüsterte Charlotte kaum hörbar.
    »Und Sophie Mar«, psalmodierte Jack.
    Charlotte knickste. Neben ihr ging Sophie anmutig in die Knie.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie beide kennenzulernen.« Die Herzogin lächelte herzlich. »Wollt ihr wirklich hier sein, Kinder?«
    »Nein«, antworteten Jack und Sophie wie aus einem Mund.
    Die Herzogin grinste. »Broderick hat das Sprudelbad im Pool repariert.« In einer ausgesprochen unedlen Geste wies sie mit dem Daumen hinter sich. »Flieht, solange ihr noch könnt.«
    Die Teenager stiegen die breite, weiße Treppe zu dem glitzernden Pool in der Mitte des Rasens hinunter. Auf der untersten Stufe rannten sie wie auf ein Zeichen los und flogen fast übers Gras. Jack warf seine Kleider von sich, Sophie griff nach dem Saum ihres Kleides.
Mutter der Morgenröte, hoffentlich trägt sie was drunter
. Das Kleid segelte davon und offenbarte einen winzigen Bikini. Dann sprangen die beiden und tauchten parallel ins Wasser.
    »Das war geplant, oder?«
    »Vermutlich«, nickte Dero Gnaden. »Sollen wir?«
    Sie setzten sich an den Tisch.
    »Ich erinnere mich an Sie. Sie waren damals erst fünfzehn, aber ich weiß noch, dass Sie Lady Augustine al Ran begleiteten.«
    »Ich fühle mich geehrt«, sagte Charlotte.
    »Sie sind also Charlotte de Ney?«
    Leugnen war sinnlos. »Charlotte de Ney al-te Ran, Euer Gnaden.«
    »Das dachte ich mir. Jack hat berichtet, dass Sie während der vergangenen drei Jahre im Edge lebten. Haben Sie seit Ihrer Rückkehr Ihre Mutter getroffen?«
    »Nein, Euer Gnaden.«
    »Die Jungen haben mir erzählt, was Sie vorhaben. Ist das wahr? Ein Brennan handelt mit Sklaven?«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Die Herzogin betrachtete die beiden im Pool planschenden Teenager. »Ich kannte seine Eltern. Nette Leute. Begabt, moralisch einwandfrei, verantwortungsbewusst. Ich frage mich, ob sie es wissen. Vermutlich nicht. Wenn man Kinder hat, macht man sich ständig Sorgen und fragt sich, wo man vielleicht Fehler gemacht hat, ob das eigene Kind wegen etwas, das man gesagt oder getan hat, vom richtigen Weg abgewichen ist.«
    »Bei allem schuldigen Respekt, er ist nicht nur vom rechten Weg abgewichen«, erwiderte Charlotte. »Sie würden nicht glauben, wie viel Entsetzliches ich gesehen habe.«
    Über das Gesicht der Herzogin flog ein Schatten. »Vielleicht doch. Ich werde Ihnen helfen, meine Liebe. Wir haben die Pflicht, ihm das Handwerk zu legen.«
    »Danke, Euer Gnaden.«
    Vom Pool ließ sich Wutgeheul vernehmen, gefolgt von Sophies Gelächter.
    Die Herzogin seufzte. »Sophie vertraut nicht

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