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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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letzte Wort hätten und dass er weder über die Fähigkeit noch die Absicht verfügte, Sie gegen Ihren Willen zu etwas zu zwingen. Er kann sehr förmlich sein.«
    Bestimmt würde er irgendetwas in dieser Art sagen, oder
? »Die Leute, mit denen wir es zu tun haben, werden nicht davor zurückschrecken, dich zu töten, obwohl du noch ein Kind bist.«
    »Ich werde auch nicht zögern«, entgegnete Sophie in stiller Entschlossenheit. »Aber ich bin schneller und habe mehr drauf.«
    »Trotzdem bist du ein Kind.«
    Sophie machte einen Schritt. Erneut verschwamm ihre Hand: Drei Hiebe später – Waren es drei? Oder doch vier? – schob sie ihr Schwert in die Scheide zurück.
    Der Wald stand reglos. Nichts rührte sich.
    Sophie seufzte, streckte die Hand aus und stieß einen zehn Zentimeter breiten Schössling an. Das Bäumchen fiel um, teilte sich in vier gleiche Teile.
    »Wenn es nicht von alleine umfällt, ist es nicht so spektakulär«, meinte Sophie. »Ich bin schneller als Richard. Er braucht eine Drittelsekunde länger, um seinen Blitz in die Klinge zu leiten. Ist Ihnen klar, was das heißt?«
    »Nein.« Irgendwie wusste sie, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde.
    »Dass ich ihn töten könnte«, sagte Sophie.
    Mutter der Morgenröte
. Sie wählte ihre Worte sorgfältig. »Willst du Richard denn töten?«
    Sophie schüttelte den Kopf. »Als Spider meine Mutter verschmolz, hat William sie getötet. William ist mein Schwager. Und der Tod war eine Gnade für sie. Mein Vater starb mit ihr. Obwohl er, technisch gesehen, noch lebt. Er isst, atmet und spricht, aber er ist … nicht ganz bei sich. Er will sich um die Familie kümmern, weil das seine Pflicht ist, aber wenn wir anderen morgen verschwänden, würde er von der nächsten Klippe springen.« Sophie wandte sich ihr zu. »Es ist nicht fair. Dass ich nicht gestorben bin. Ich bin noch da, aber das interessiert ihn nicht.«
    Sophie sagte das so ausdruckslos, wirkte dabei so neutral. Sie war gerade mal fünfzehn, trotzdem verbarg sie ihren Schmerz. Charlotte kämpfte gegen den Drang an, sie in den Arm zu nehmen. Was vermutlich nicht gut aufgenommen worden wäre.
    »Bestimmt interessiert es ihn. Eltern lassen nicht einfach so ihre Kinder im Stich.«
    »Mein Vater schon. Er hat meine Mutter so sehr geliebt, dass die Welt nun, da sie nicht mehr da ist, für ihn nicht mehr existiert. Er hat aufgehört, mich zu trainieren. Er spricht nach dem Essen nicht mehr mit mir. Er redet überhaupt nur noch mit jemandem, wenn es sich nicht vermeiden lässt, also rechne ich besser nicht mit einer Sonderbehandlung, bloß weil ich seine Tochter bin.«
    So viel Leid. Schmerz grub sich tief in Charlottes Brust. Als hätte ihr etwas das Herz im Leibe umgedreht.
    »Richard ist der einzige Vater, den ich habe. Er kümmert sich um mich. Trotzdem bin ich schneller, und er hätte nicht den Schneid, mich zu erschlagen. Er liebt mich sehr, deshalb weiß ich, dass ich ihn töten könnte.«
    »Das klingt ziemlich kaltblütig.«
    Sophie warf ihr einen überraschten Blick zu. »Finden Sie?«
    »Ja.«
    »Aber so ist es nun mal.« Sie zuckte die Achseln. »Ich kann nichts dafür.«
    Alles, was Charlotte dazu hätte sagen mögen, hätte sich wie Kritik angehört. Die Kälte diente vermutlich als Schutzwall, denn Sophie war in Wahrheit sehr zerbrechlich. Charlotte blieb stumm. Vielleicht konnte sie später noch mal darauf zurückkommen, wenn sie Vertrauen zueinander gefasst hatten.
    »Ihr wollt Brennan bei der Hochzeit des Großen Than an den Pranger stellen«, sagte Sophie.
    »Woher weißt du das?«
Hatte Richard ihr tatsächlich davon erzählt
?
    Sophie hob den Kopf. Das durch die Bäume fallende Licht tupfte ihr Gesicht. »Der Falke.«
    Charlotte hob nun ebenfalls den Blick. Über den Baumwipfeln segelte ein Raubvogel und umkreiste sie.
    »Er ist tot«, erklärte Sophie. »George lenkt ihn. Er ist sehr mächtig.«
    Die Verlegenheit angesichts dieser Erkenntnis traf Charlotte wie eine kalte Dusche. Sie war peinlich berührt. »Spioniert George Richard und mir nach?«
    »Ständig«, nickte Sophie. »Die guten Manieren sind alle nur Schau. Er spioniert alles und jeden aus. Declan konnte im vergangenen Jahr kein einziges geschäftliches Meeting durchführen, ohne dass George über alles ganz genau Bescheid wusste. Nur wenn jemand Liebe macht, schaut er weg, er ist nämlich prüde.«
    »Prüde ist so ein hässliches Wort. Sagen wir lieber, er besitzt Taktgefühl«, verbesserte Charlotte sie, ehe sie sich

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