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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zusammenreißen konnte.
    »Taktgefühl«, wiederholte Sophie, das Wort gleichsam abschmeckend. »Danke. Der andere treibt sich hier auch irgendwo rum.«
    »Der andere?«
    Sophie musterte den Wald. »Ich kann dich riechen, Jack!«
    »Nein, kannst du nicht«, antwortete eine ferne Stimme.
    Bellend schlug sich der Hund seitlich ins Gebüsch.
    »Sag ich doch.« Sophie grinste. »Spider wird auch bei der Hochzeit des Großen Than sein. Er ist ein Ebenbürtiger des Herzogtums Louisiana. Sein Rang verpflichtet ihn dazu.«
    »Du kannst Spider unmöglich töten«, erklärte Charlotte.
    »Ich will ihn ja auch nur sehen. Schließlich hat er mir Vater und Mutter genommen.« Sophies dunkle Augen blickten unergründlich. »Ich will ihm ins Gesicht sehen, will mir seinen Anblick ins Gedächtnis rufen.« Sie tippte sich an die Stirn. »Damit ich ihn nie wieder vergesse. Denn wenn wir uns wiedersehen, will ich absolut sicher sein, dass ich den richtigen Mann töte.«
    Furchterregend.
    »Bitte, lassen Sie mich mitkommen, Lady de Ney. Bitte.« Ihre Worte waren ein wildes, grimmiges Flüstern. Sophie sank auf ein Knie. »Sie haben jemanden verloren. Sie wissen, wie das ist. Ich drehe mich im Kreis, wie im Hamsterrad. Ich will nur noch da raus. Bitte.«
    Vor Charlottes innerem Auge erschien das Bild ihres brennenden Hauses. Sie hatte sich so hilflos gefühlt, als sie auf der Wiese stand und zusehen musste, wie Éléonores Überreste verkohlten und ihre Asche auf Tulips Kopf fiel. Sie versuchte etwas dagegen zu unternehmen, weil sie die Möglichkeit dazu hatte. Als Spider diesem Kind die Eltern nahm, hatte sie sich bestimmt ebenso hilflos gefühlt. Sie verbannte Sophie, gab die Person auf, die sie gewesen war, und wurde zu Lark, die schneller Bäume in Stücke hackte, als man mit bloßem Auge erkennen konnte.
    Sie und Richard glichen sich aufs Haar. Ein Vulkan unter einer Eisschicht, ein kaltes Äußeres, das unbeherrschbare Leidenschaften und Gefühle verbarg. Wenn Charlotte Sophie jetzt ausschloss, würde sie ihr nur eine weitere Wunde schlagen. Dieselbe Wut, die die Verwandlung des Kindes ausgelöst hatte, mochte sie dann zerreißen.
    Charlotte seufzte. »Wie gut kennst du dich mit Etikette aus?«
    Sophie stand auf. »Ich hatte Unterricht.«
    »Bei demselben Lehrer wie Rose?«
    »Woher wissen Sie das?«
    Charlotte entfernte einen Zweig von Sophies Tunika. »Das Kleid, das du getragen hast, als ich dich zum ersten Mal sah, hättest du vor zehn Jahren tragen können. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit, Liebes. Wenn du mich wirklich begleiten willst, darfst du dir keinen Fehler erlauben.«
    Sophie führte mit müheloser Grazie ein winziges Tässchen zum Mund und trank. Charlotte saß ihr gegenüber. In den drei Tagen ihres Zusammenseins hatte Sophie wie ein Schwamm Informationen aufgesaugt. Sie war im besten Sinne des Wortes ein echtes Imitationstalent – sie imitierte nicht nur die Handlungen, sondern auch die Atmosphäre, die Charlotte ihr vormachte, und setzte die Veränderungen ihres Benehmens auf der Stelle um.
    Die Tür ging auf, und Jack marschierte in die Hütte. Wortlos ging er zum Tisch und ließ einen Kristall darauffallen.
    »Das ist alles.«
    »Danke«, sagte Charlotte.
    Mit großen Augen musterte er Sophie, die ein einfaches, pfirsichfarbenes Kleid trug, und ging neben ihr in die Hocke. Keine Frage, George besaß Eleganz. Jack war ein Wildfang. Es war etwas Besonderes an ihm, an seiner Haltung, an seiner noch ungeschliffenen Kraft vielleicht, oder an der Aura von Gefährlichkeit, die ihn umgab, etwas Besonderes, das Jack in ein paar Jahren eine ganz eigene Ausstrahlung verleihen würde.
    »Ich habe eine Idee«, sagte er.
    Sophie neigte den Kopf und sah ihn aus ihren dunklen Samtaugen an.
    »Zieh das Kleid aus und geh mit mir jagen.«
    »Du bist so ein Kindskopf«, neckte sie ihn.
    »Du siehst langsam aus wie eine alte Lady.«
    Sophie lächelte und rammte einen Dolch in den Tisch. Die Bewegung kam so unerwartet, dass man es kaum mitbekam, doch Jack hatte seine Hand so schnell weggezogen, dass der Dolch Holz statt Fleisch traf.
    Charlotte nippte an ihrer Tasse. »Macht das noch mal, und ihr habt beide eine Woche Hausarrest.«
    Jack wich zurück und fläzte sich verärgert in einen Sessel.
    Charlotte legte den Kristall in die dünne Metallkralle eines Bildgebers. Der Kristall leuchtete auf und formte das Bild eines Mädchens in einem hellblauen Kleid.
    »Weiter.«
    Die nächste junge, blaublütige Blüte in blauer

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