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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Wohlstand war das beste Beispiel dafür. Die Voraussetzung war allerdings, daß man eine ordentliche Stange Geld vorschießen konnte.
    Im übrigen war der Kahn nichts als eine schwimmende Werkstatt, und Hogendahl erlebte die nicht geringe Überraschung, daß seine neue Konstruktion einer Tauchausrüstung hier trotz Patent und Patentgesetzen in nicht weniger als vier Ausfertigungen kopiert worden war; und zwar durchaus geschickt — sogar mit einigen Verbesserungen, die erkennen ließen, daß die Praxis ein guter Lehrmeister ist. Der Ingenieur, der sich auf Don Saraivas Befehl hin so unbedenklich über die Paragraphen der Patentgesetze hinweggesetzt hatte, hieß Sundblom: ein Schwede und ein sehr gescheiter Kopf, wenn er nicht sternhagelvoll war. Aber das war nun leider an dreihundertundsechzig Tagen im Jahr der Fall.
    Als Hogendahl schon an Bord war, starb Sundblom an einer radikalen Entziehungskur, die Don Saraiva mit ihm vornahm, indem er den Schweden acht Tage lang in seine Kabine einschloß und knochentrocken setzte. Da machte sein Herz nicht mehr mit.
    Es war auch ein Arzt auf dem Schiff, damit es nicht heißen konnte, Don Saraiva sorge nicht für seine Leute. Er hieß Dr. Bogren und war ebenfalls Schwede. Der Arzt kam als Abstinenzler an Bord. Mit ihm machte es Don Saraiva nun gerade umgekehrt, denn er erzog den Mann richtiggehend zum notorischen Säufer, um mit ihm leichtes Spiel zu haben, wenn einmal etwas auf der >Esperanza< passierte, was den Gesundheitsbehörden in den Häfen ohne die Unterschrift eines Arztes nicht so recht geheuer vorgekommen wäre. Und es passierte allerhand!
    Denn Don Saraiva war der rücksichtsloseste und niederträchtigste Schuft, den jemals die Planken eines Schiffes der christlichen Seefahrt getragen hatten. Berufstaucher, die sich in ihrem Geschäft einen Namen gemacht hatten, mieden ihn wie die Pest. Sie hätten sich von ihm nicht anheuern lassen, und wenn er ihnen goldene Berge versprochen hätte. So war er gezwungen, an Bord zu nehmen, was ihm gerade unter die Hände geriet. Strolche von den Kais von Para, Gesindel aus Rio oder Buenos Aires, Lumpen aus allen fünf Erdteilen, die dringend irgendwo unterschlüpfen mußten, weil die Polizei nach ihnen fahndete. Es waren lauter Kerle, die von der Arbeit unter Wasser keine Ahnung hatten und die, weil Don Saraiva sie rücksichtslos ausnutzte und zumeist in viel zu große Tiefen tauchen ließ, wegstarben wie die Fliegen im Herbst. Aber niemals stand in ihrem Totenschein als Ursache >Lungenbluten< oder >Gefäßzerstörung<, sondern immer ganz unverdächtig >Malaria<, >Beriberi< oder eine von den hundert anderen Krankheiten, an denen die Menschen in den Tropen sang- und klanglos eingehen.
    Hogendahl brauchte lange, bis er hinter Don Saraivas Geschäftsmethoden kam. Als er dann jedoch einen nach dem anderen von den armen Teufeln mit Schaum vor dem Mund und Blutfäden unter der Nase vom Taucheinsatz zurückkommen sah — so tot natürlich, wie man es nur sein kann — , da packte ihn ein solcher Ekel vor diesem Satansgeschäft, daß er auf der Stelle auf und davon wollte. Aber da war nun mal der Vertrag, der ihn für drei Jahre an Don Saraiva band, und da waren die brasilianischen Gerichtsbehörden für alle Rechtsstreitigkeiten aus diesem Vertrag zuständig — und da soll man als armer Teufel in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht kennt, prozessieren!
    So gingen zwei Jahre hin, und Hogendahls Wut auf Saraiva und sein Ekel über dessen Menschenschinderei wurden immer größer. Er hätte längst >Rönnahweh< gemacht — wie man als Seemann das Ausreißen von Bord nennt wenn Don Saraiva ihn nicht von seinen Leuten hätte scharf überwachen lassen. Er konnte keinen Schritt machen, ohne daß nicht zwei oder drei Kerle in seiner Nähe lauerten.
    Damals kam ihm aus Wut über Don Saraiva und aus Mitleid mit den armen Teufeln, die der Brasilianer so jämmerlich krepieren ließ, die große Idee, den Mann im Taucheranzug durch eine raffinierte Apparatur zu ersetzen. Mit anderen Worten: Eine Art von Roboter eigens zu Tauchzwecken zu konstruieren, eine Maschine, die unabhängig von Wetter und Seegang jederzeit dienstbereit war und die lächerlichen Tiefen, die der Mensch erreichen konnte, ums Zehnfache überbot. Der Roboter sollte imstande sein, jede Bewegung auszuführen und etwa so wie ein Fernlenkschiff — wie es die Marine zu Zielübungen benutzt — auf drahtlosem Wege von der >Esperanza< aus dirigiert werden.
    Anstatt nun aber still

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