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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Techniker des Unternehmens waren gerade dabei, Tauchgeräte und Taucheranzüge für Wassertiefen zu konstruieren, in die man bisher mit der üblichen Ausrüstung nicht Vordringen konnte. Die neue Entwicklung war notwendig geworden, weil vor den Nordsee- und Ostseehäfen viele im Krieg versenkte Schiffe lagen, die den Verkehr blockierten.
    Hogendahl hatte nicht viel Lust dazu, nach Kiel zu gehen und sich auf ein technisches Spezialgebiet festzulegen; aber in der Not frißt der Teufel Fliegen, und da ihm bereits der Hungertod drohte, blieb ihm nichts anderes übrig, als das Angebot anzunehmen. In Kiel nun fand er ein Arbeitsgebiet vor, das bedeutend interessanter und vielseitiger war, als er es sich von ferne vorgestellt hatte.
    Es dauerte keine drei Jahre, bis er in seiner Kieler Firma zu einem leitenden Posten aufrückte und eigene Konstruktionen herausbrachte, mit denen sein Betrieb den Konkurrenzunternehmen den Rang ablief. Unter anderen Neuerungen erfand Hogendahl eine Art Panzeranzug, der den Taucher vom Luftschlauch unabhängig machte und ihm ermöglichte, die Sauerstoffzufuhr innerhalb des Anzuges zu regeln. Damit fielen jene Unglücksfälle fort, die früher häufig dadurch passierten, daß der Leitungsschlauch für die Sauerstoffzufuhr eingeklemmt oder beschädigt wurde.
    Damals tauchte nun zum erstenmal ein Brasilianer mit dem Namen Don Pedro Saraiva in Hogendahls Leben auf. Der Mann schien stinkreich zu sein, wenn auch niemand genau zu sagen wußte, woher sein Reichtum kam. Die einen meinten, er hätte als Impresario von Stierkampfveranstaltungen in südamerikanischen Städten viel Geld verdient. Die andern wieder wollten wissen, daß er in Rio Chef einer Gangsterbande war, die den Rauschgiftmarkt kontrollierte und nach amerikanischem Muster Geschäftsleute terrorisierte, bis sie sich gegen hohe >Schutzprämien< freikauften. Aber das waren, wie gesagt, lauter Gerüchte. Fest stand nur, daß dieser Don Saraiva über erhebliche Geldmittel verfügte.
    Er erschien eines Tages in dem Werk, in dem Hogendahl arbeitete, interessierte sich für dessen Neukonstruktionen und kaufte schließlich zwei komplette Tauchausrüstungen. Dann hörte man ein Jahr lang nichts von ihm, bis er schließlich zum zweitenmal auftauchte, in seinem Aussehen unverändert schwarzhaarig und gelbhäutig, aber womöglich noch vermögender als früher.
    Und diesmal lud er Hogendahl zu einer vertraulichen Besprechung in sein Hotel ein; als Hogendahl dort erschien, da lag neben dem noblen Sektfrühstück ein fix und fertiger Vertrag zur Unterschrift bereit, in dem Hogendahl ein märchenhaftes Gehalt zugesichert wurde, wenn er aus dem Kieler Betrieb ausscheiden und als Chefingenieur in Saraivas Unternehmen einsteigen würde.
    In Deutschland war Inflation. Die Kaufkraft der Mark sank immer tiefer. Saraiva hingegen wollte ihm sein Gehalt in Dollars auszahlen. Und obwohl Hogendahl das Gesicht des Südamerikaners durchaus nicht gefiel, blendete ihn doch das viele Geld, und er unterschrieb den Vertrag noch am gleichen Tage.
    Don Saraivas Unternehmen bestand aus einem nicht gerade schnittigen, aber sehr seetüchtigen Frachter; er besaß Lizenzen zur Hebung und Ausbeutung aller jemals zwischen dem Golf von Mexiko und der Biskaya gesunkenen Schiffe. Zwei Ziele interessierten ihn ganz besonders: Da war einmal die spanische Armada, deren anno 1588 im Ärmelkanal versunkene Schätze er zu finden hoffte, und dann jene vor der portugiesischen Küste in einem furchtbaren Sturm mit Mann und Maus elend abgesoffene Karavelle, die im Jahre 1534 den ungeheuren Goldschatz nach Spanien bringen sollte, den Francisco Pizarro dem unglücklichen Inka Atahualpa abgepreßt hatte.
    Auf Don Saraivas Schiff, das den für seine Unternehmungen recht bezeichnenden Namen >Esperanza< — >Hoffnung< — trug, befand sich neben der fürstlich eingerichteten Kabine des Eigners auch eine bequeme Unterkunft für den Chefingenieur. An Bord befand sich weiter eine Bibliothek, die vollgestopft war mit uralten Schweinsle-derfolianten und auch Büchern neueren Datums. Alle handelten von nichts anderem als von untergegangenen Schiffen und Schätzen. In der Bibliothek gab es auch Seekarten in jeder Menge, von den ältesten englischen und spanischen Karten bis zu den neuesten Admiralitätsausgaben, mit genauen Markierungen, wo man die verlorenen Schiffe suchen mußte, wenn man an die Schätze überhaupt herankommen wollte. Und das Geschäft schien nicht schlecht zu gehen: Don Saraivas

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