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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Ihnen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    Er sah mich sehr überrascht an und sagte: »Ja, zum Teufel, wie kommst du denn darauf? Weshalb soll sie nicht Don Saraivas Verbündete sein?«
    Ich stotterte: »Weil sie so schön ist...«
    Das verblüffte ihn nicht wenig, und zum erstenmal hörte ich ihn richtig lachen. »Beim heiligen Pythagoras«, rief er kiechernd, »das nenn ich eine Logik! Also, weil sie so schön ist...! Na, Mensch, du bist zwar erst sechzehn, aber so viel von der Welt müßtest du nun doch schon verstehen, daß Don Saraiva sie mir gerade deshalb auf den Hals geschickt hat. Oder hätte er mir einen alten, grauslichen Besen schicken sollen?«
    Aber ich blieb fest dabei, daß das Fräulein Cornelius mit Don Saraivas Machenschaften nichts zu tun hatte!
    Da sah Hogendahl mich sehr ernst an und sagte: »Ach, mein Jungchen, ich möchte ganz gern noch einmal so jung sein wollen wie du und daran glauben können, daß in einem schönen Körper auch eine schöne Seele wohnen muß. — Also gut, lassen wir lieber das schöne Fräulein Dingsda aus dem Spiel. Behalt du deinen guten Glauben — gestehe mir jedoch die Vorsicht zu, weiter daran zu zweifeln, daß die junge Dame eine Taube ohne Galle ist.«
    Das war ein guter Vorschlag. Überhaupt freute es mich, daß Herr Hogendahl zu mir wie von Mann zu Mann sprach und nicht in der ekelhaften Art, in der Erwachsene unsereinen manchmal behandeln, als ob man eigentlich noch in den Windeln steckte.
    »Noch einmal ziehe ich nicht um«, sagte Hogendahl nach einer kleinen Weile fest entschlossen, »nein, noch einmal nicht! Und ich verstecke mich auch nicht mehr. Hier in diesem Zimmer wird mein Werk fertig oder überhaupt nicht. Ich meine, wir beide kennen uns jetzt. Du weißt, worum es hier geht und wirst schon von selber aufpassen und mir melden, wenn du etwas Verdächtiges bemerkst.«
    »Darauf können Sie sich felsenfest verlassen, Herr Hogendahl!« sagte ich und legte die Hand aufs Herz. »Und wenn ich von jetzt an Tag und Nacht vor Ihrer Tür Wache stehen müßte. Zu Ihnen führt der Weg nur über meine Leiche!«
    »Aus welchem Schmöker hast du denn das?« fragte er und grinste mich an. Und ich merkte gleich, was für ein hochgebildeter Mensch er war, denn der letzte Spruch stammte tatsächlich nicht von mir, sondern aus einem Roman von einer gewissen Hedwig Kurzmaler oder so ähnlich, von deren Büchern sich Mutter schon mindestens Stücker zehn oder zwölf aus der Leihbibliothek geholt hat.
    »So, Pitt«, sagte er zum Schluß noch, »ich habe dir alles unter der Voraussetzung erzählt, daß du ein Mann bist, der seinen Mund halten kann. Gib mir deine Hand darauf, daß du vor keinem Menschen, ja nicht einmal vor deinen Eltern, von dem, was du gehört hast, ein Sterbenswort verlauten läßt!«
    »Ich schwöre es bei Gott!« sagte ich feierlich und drückte ihm fest die Hand.
    »So, dann ist es gut«, sagte er, »und jetzt hau ab.«
    Ich fand ja diesen Abschluß nicht sonderlich würdig und hätte mir nach meinem feierlichen Schwur etwas anderes erwartet als dieses barsche >Hau ab!<, aber das war nun mal Hogendahls Art. Er hatte es nach dem langen Palaver wohl auch sehr eilig, wieder an seine Arbeit zu kommen. Am Nachmittag kam er übrigens von selber zu meiner Mutter und erzählte ihr, daß er aus höchst wichtigen Gründen seinen wahren Namen verschwiegen habe. Er bat sie dafür wie ein Kavalier mit äußerst gewählten Worten um Entschuldigung und nannte seinen richtigen Namen. Allerdings, fügte er gleich hinzu, bitte er sich auch für die Zukunft aus, in Ruhe gelassen und höchstens bei Einsturz- oder Brandgefahr alarmiert zu werden.
    Meine Mutter getraute sich natürlich nicht, ihn zu fragen, weshalb er erst jetzt mit seinem richtigen Namen herausrücke, denn Hogendahl konnte, wenn er es darauf anlegte, so abweisend aussehen wie früher Senator Rasmussen, wenn Mutter ihn um Ausgang für den Sonntagnachmittag bat. Dafür nahm sie mich ins Verhör, was ich denn mit unserem möblierten Herrn so lange zu verhandeln gehabt hätte. Aber ich sagte nur mit dem langweiligsten Gesicht von der Welt, daß er mir seine Briefmarkensammlung gezeigt habe.
    Zum Glück rief mich Vater zu sich in den Laden, so daß ich nicht lange zu schwindeln brauchte. Ich durfte der Frau Amtsgerichtsrat Spöcker schon wieder einmal ein Pfund gelbe Erbsen und Suppengrün nach Hause tragen. Aber sie gehörte eben zu den besseren Kunden, die man sich, wie Vater sagte, warmhalten mußte. Denn

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