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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Saraiva Ihnen drohte, Sie in einem brasilianischen Gefängnis schmorenzulassen...«
    »Richtig!« sagte er. »Soweit also waren die Dinge gekommen, als es mir eines Tages gelang, das Schiff heimlich zu verlassen. Das geschah auf Haiti. Ein amerikanischer Frachter nahm mich an Bord und brachte mich nach New York. Von dort reiste ich wieder nach Deutschland zurück, um sofort mit der Arbeit an meinem Projekt zu beginnen und Don Saraiva zuvorzukommen. Das letzte Jahresgehalt ist der Kerl mir schuldig geblieben, aber immerhin hatte ich eine Summe gerettet, die es mir ermöglichte, drei Jahre lang ohne Geldsorgen an meiner Erfindung zu arbeiten.
    Jetzt sind diese drei Jahre bald um. Mit dem Geld bin ich ziemlich am Ende, und mein >Nautilus< — so habe ich mein Tauchgerät nach meinem großen Vorbild benannt — ist noch immer nicht bis ins allerletzte Detail durchkonstruiert. Aber es ist doch so weit durchdacht, daß ich behaupten kann, über den Berg zu sein. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis ich die Schätze aus den finsteren Meerestiefen heraufholen werde, wo sie seit Jahrhunderten auf mich warten. Auf mich!« wiederholte er, und dabei funkelten seine Augen. Er hatte den Kopf erhoben und sah aus wie einer von den verzückten Aposteln beim Pfingstwunder in unserer großen Bilderbibel.
    »Ja, Pitt«, sagte er mit heiserer Stimme, »dann bin ich reich! Schon jetzt bin ich so reich und mächtig, daß ich es mir leisten kann, arm zu sein und nichts zu besitzen als dieses hier...« Und dabei breitete er die Arme aus, als wolle er die herumliegenden Bücher und Zeichnungen segnen und die Plüschmöbel mit ihren Mottenfraßstellen und den alten zerkratzten Mahagonitisch. Er war wieder einmal weit entrückt, wie ich ihn in den voraufgegangenen Nächten schon so oft beobachtet hatte.
    Es wurde mir ein wenig unbehaglich dabei, wie beim Anblick eines Spukgebildes, und deshalb sagte ich: »Jawohl, Herr Hogendahl, aber was war das nun heute eigentlich zwischen Ihnen und der fremden Dame?«
    »Wie?« fragte er und sah mich ganz leer an, so daß ich gleich merkte, daß er meine Frage gar nicht gehört hatte und ich ihn sozusagen erst aus den Tiefen des Ozeans und von den versunkenen Schätzen heraufholen mußte. Folglich wiederholte ich meine Frage laut und deutlich.
    »Die Dame«, sagte er mit verkniffenem Mund, »auf die Dame kommen wir noch zurück... Ich war also wieder in Deutschland und hatte mir in Hannover ein Zimmer genommen. Hauptsächlich wegen meiner alten TH und wegen ihrer Bibliothek. Länger als ein Jahr ging alles gut, und ich glaubte schon, Don Saraiva hätte mich und unsere böse Auseinandersetzung vergessen, bis mir auffiel, daß mein Zimmer einmal im Monat, manchmal sogar zweimal, von Leuten inspiziert wurde, die vorgaben, von der Gasanstalt, vom Elektrizitätswerk, von der Baukommission oder weiß der Teufel woher zu kommen. Und als ich mir so einen Burschen einmal näher ansah, da hatte er natürlich seinen Dienstausweis zufällig vergessen. Dafür entdeckte ich einen kleinen, aber sehr präzise arbeitenden Fotoapparat in seiner Werkzeugtasche.
    Kurzum, Don Saraiva hatte die Jagd nach mir durchaus nicht aufgegeben, sondern ließ mich beobachten. Die Folge war, daß ich in den letzten drei Jahren ein gutes dutzendmal Wohnung und Wohnsitz gewechselt habe, immer hin und her zwischen Köln, Kiel, München, Hannover und Hamburg. Manchmal lebte ich unter meinem richtigen Namen, manchmal unter falschem, aber immer verfolgt und bald aufgespürt. Ein verdammtes Katz-und-Maus-Spiel. Zweimal wurde bei mir eingebrochen, mehrmals wurde ich unter raffinierten Vorspiegelungen aus der Wohnung gelockt, bis ich schließlich mein Arbeitszimmer überhaupt nicht mehr verließ.
    Von Don Saraiva habe ich lange nichts mehr gehört: bis heute. Anscheinend ist er trotz aller meiner Vorsichtsmaßnahmen sehr gut über mich und den Fortgang meiner Arbeiten unterrichtet. Vielleicht schätzt er mich so ein wie sich selber, denn der Kerl wäre imstande, für ein seidenes Strumpfband seine eigene Mutter zu verkaufen. Und so schickte er mir also dieses parfümierte Frauenzimmer.«
    Hogendahl zog den Mund so verächtlich herunter, daß mir das Blut ins Gesicht schoß. »Sagen Sie, was Sie wollen, Herr Hogendahl!« rief ich und stellte mich breitbeinig und mit herausgedrücktem Brustkasten vor ihm auf. »Das Fräulein lassen Sie dabei jedoch gefälligst aus dem Spiel! Die hat mit dem Schurken nichts zu schaffen, sondern meint es ehrlich mit

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