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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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für mich! Ich stelle Herrn Hogendahl mein Kapital, mein Schiff, meine Leute und meine Einrichtungen zur Verfügung.«
    »Herr Hogendahl schmeißt mich sowieso raus, wenn er erfährt, daß ich bei Ihnen war«, sagte ich. »Aber wenn ich ihm dann noch mit diesem miesen Angebot komme, fliege ich im hohen Bogen.«
    Eine gute Viertelstunde lang stritten wir um die Prozente, und erst als wir richtig ins Schwitzen geraten waren, einigten wir uns auf sechzig zu vierzig. Ich erklärte Don Saraiva jedoch gleich, daß er das ja nicht für eine endgültige Abmachung halten dürfe, da ich, wie gesagt, nicht in Herrn Hogendahls Auftrag gekommen sei und somit auch nicht dafür einstehen könne, die Sache so, wie sie jetzt besprochen wäre, bei Herrn Hogendahl durchzusetzen.
    Da kniff der Brasilianer ein Auge zu und sagte: »Du willst mir doch nicht vormachen, mein Junge, daß dein Freund Hogendahl jetzt ahnungslos zu Hause sitzt und fromm die Daumen dreht, wie?«
    »Es steht Ihnen völlig frei zu glauben, was Sie wollen«, antwortete ich ihm, »aber eins sage ich Ihnen: das Gespräch hier mir Ihnen war das reine Kinderspiel gegen das, was nachher losgeht, wenn ich heimkomme!«
    Da griff er in die Tasche, und dieses Mal meinte er es ernst. Aber ich winkte ab und meinte, er solle seine Kröten man ruhig selber behalten, denn ich hätte ihm nichts verkauft.
    »Wie Sie wünschen, junger Mann«, knurrte er und biß sich auf die Lippen. Dann stand er auf, und ich wuchtete mich aus dem tiefen Sessel. Er nickte mir kurz zu, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, und bat Fräulein Cornelius, mich zum Lift zu bringen.
    Leider waren es bloß zehn Schritte bis zum Fahrstuhl; als wir dann vor dem Lift standen und, nachdem Fräulein Lydia auf den Knopf gedrückt hatte, eine kleine Weile warten mußten, spürte ich plötzlich, wie sie mir die Hand sanft über die Schulter legte und mir ins Ohr t flüsterte: »Ich muß dich um Verzeihung bitten, Pitt, ich habe dir unrecht getan. Du bist ein braver Bursche. Und grüß Herrn Hogendahl von mir.«
    Da schnurrte der Lift auch schon herauf, und der Bengel in der grünen Affenjacke mit dem goldgestickten Käppi auf dem Scheitel stieß die Tür auf. Nicht einmal anzusehen getraute ich mir sie vor lauter Verlegenheit. Mein Herz hatte ausgesetzt, als sie mir die Hand auf die Schulter gelegt und >Pitt< und >du< zu mir gesagt hatte, wie zu einem Freund. Also stolperte ich blindlings in den Fahrstuhl hinein und stotterte bloß noch im letzten Moment, bevor der Page die Tür schloß und auf den Knopf drückte: »Nehmen Sie sich vor Saraiva in acht!«
    Aber da sauste der Lift bereits abwärts. Es war natürlich ein Quatsch, daß ich gerade das und nicht einmal auf Wiedersehen gesagt hatte. Am liebsten hätte ich mir die Zunge abgebissen, denn es war doch eine richtige Gemeinheit von mir gewesen — falls sie mich überhaupt verstanden hatte — , sie zu beunruhigen, wo sie doch ganz gewiß keine Ahnung davon hatte, welch üblem Kerl sie da als Sekretärin diente. Nur als Sekretärin und als nichts sonst! Denn schließlich hatte ich doch mit meinen eigenen Ohren gehört, daß Don Saraiva sie nie anders als mit >Sie< angeredet hatte und daß es zwischen den beiden keinerlei Vertraulichkeiten gab.
    Ich war eben damals mit meinen sechzehn Jahren, wie man schon gemerkt haben wird, noch ziemlich dämlich in solchen Sachen. Auf jeden Fall ging ich an jenem Montag nach Hause, als ob ich von Mutters Bergamotte-Likör ein Glas zuviel erwischt hätte. Und das alles, weil Fräulein Cornelius ein bißchen freundlich zu mir gewesen war.

14

    Soweit war ja alles ganz gutgegangen, aber nun stand ich vor der kitzligen Frage, wie ich es Hogendahl beibringen sollte, daß ich hinter seinem Rücken und ohne sein Wissen Beziehungen zu Don Saraiva angeknüpft hatte. Nach langem Hin und Her entschloß ich mich, es ohne viele Schliche mit der Ehrlichkeit zu halten, denn ich sagte mir: Mehr als rausschmeißen kann er dich nicht; und wenn er mir auch vorwerfen würde, daß ich in seinen Augen ein hinterhältiger Hund sei, so stand ich doch vor meinem Gewissen mit sauberen Manschetten da.
    Immerhin konnte es nichts schaden, Hogendahl vorerst einmal ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Als ich dann am Nachmittag jenes Montags mit ganz lammfrommem Gesicht bei ihm auf den Busch klopfte, was er so darüber dächte, wenn Don Saraiva mit einem anständigen und ehrlichen Vertrag zu ihm käme, ohne Kniffe und Winkelzüge im Hintergrund

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