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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Stein vom Herzen, daß sie zwar seine Sekretärin war und vielleicht noch mehr, nicht hingegen seine Verbündete oder an seinen dunklen Geschäften beteiligt. »Jedenfalls habe ich keine Ahnung, worauf Sie anspielen wollen, junger Mann«, pfiff er mich an, »und im übrigen lassen Sie es sich gesagt sein, daß wahrscheinlich mehr Leute als ich allein ein Interesse an Hogendahls Arbeiten haben!«
    Fräulein Cornelius hatte unser Gespräch mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, und ich bemerkte, daß sie mich plötzlich mit ganz neuen und viel freundlicheren Augen ansah.
    »Also kommen Sie endlich zur Sache«, sagte Don Saraiva mit schlechtverhohlener Wut und großer Ungeduld, »was wollen Sie eigentlich von mir? Schließlich haben Sie mich um diese Unterredung gebeten und nicht ich Sie!«
    »Nur immer langsam, Herr Saraiva«, sagte ich recht pomadig, und es machte mir richtig Spaß, ihn zappeln zu lassen, »vorher muß ich Ihnen nämlich noch einiges erzählen, was Sie vielleicht für unwichtig halten, was aber für mich unbedingt dazu gehört — damit Sie auch ganz genau wissen, woran Sie bei mir sind. Ich bin nämlich Herrn Hogendahl sein Freund, und ich ließe mir eher die Zunge herausreißen, als daß ich etwas tun würde, was sein Schaden wäre. Und ich bin, ob Sie es nun glauben oder nicht, ohne seinen Auftrag hier und kann Ihnen ja ganz ehrlich sagen, was Sie ohnehin wissen werden: daß er Ihnen nicht besonders grün ist. Ja, offengestanden bin ich mir gar nicht sicher, ob Herr Hogendahl mir nicht furchtbar ein paar reinhauen würde, wenn er wüßte, wo ich im Augenblick bin. Denn vorläufig ist er noch immer fest dazu entschlossen, eher seine Erfindung und vielleicht auch sich selber in die Luft zu sprengen, als mit Ihnen zu verhandeln.«
    »Ist denn seine Erfindung abgeschlossen?« fragte Don Saraiva unbeherrscht und gierig.
    Na, ich muß ja sagen, daß diese seine Frage nach meiner nicht gerade übermäßig zarten Einleitung etwas merkwürdig wirkte und einem schon zu denken geben konnte. Sogar Fräulein Lydia Cornelius schien es nicht entgangen zu sein, daß da etwas nicht ganz stimmte; als ich heimlich zu ihr hinüberschielte, sah ich, daß zwischen ihren schmalen Augenbrauen ein kleines senkrechtes Fältchen stand und daß ihr Blick zwischen Saraiva und mir hindurch ins Leere ging.
    »Ja, die Erfindung ist abgeschlossen und im Stahlfach einer Bank hinterlegt«, antwortete ich, um ihm von vornherein alle süßen Hoffnungen zu rauben, er könnte auf seine übliche Art an die Zeichnungen herankommen. »Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen, um ehrlich und ohne viele Zicken zu erzählen, wie es um Herrn Hogendahl steht: Einige halten ihn für einen Aufschneider, andere für einen Betrüger. Bei allen Stellen, wo er bisher vorsprach, hat er nur Abfuhren erlitten. Ja, leider, aber so ist es nun einmal um ihn bestellt.«
    Mir war, als hätte ich Fräulein Cornelius soeben hauchleise seufzen gehört, doch als ich hinsah, da schaute sie nur sehr ernst; aber Don Saraiva richtete sich plötzlich auf, als hätte sich in seinem Innern ein Draht straff gezogen, und sein Gesichtsausdruck sprach so deutlich wie ein offenes Buch: Jetzt war der Augenblick gekommen, auf den er lange genug gewartet hatte. Ja seine Hand begann wahrhaftig schon wieder mit dem Münzgeld in der Tasche zu klimpern, und ich fürchtete bereits, daß er mir als Überbringer dieser für ihn so erfreulichen Nachricht gleich ein ordentliches Handgeld auf den Tisch legen würde. Ich hätte es ihm nämlich postwendend ins Gesicht geschleudert. Und das spürte er wohl auch...
    »Ich glaube, Herr Saraiva«, warnte ich, »Sie freuen sich zu früh, und Sie vergessen auch, was ich Ihnen vorher gesagt habe: daß ich nämlich Herrn Hogendahls Freund bin und nicht als Freudenbote zu Ihnen komme. Ich bin nur offen und ehrlich...«
    Die Gier in Don Saraivas Augen erlosch, und das boshafte Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Er fuhr mit seinen blitzenden Fingernägeln rechts und links über den Scheitel und sah mich an. Aber sein Blick ging durch mich hindurch. Und als ob er vergessen hätte, daß er nicht allein war, sagte er plötzlich mit einer seidenweichen unkörperlichen Stimme, die an niemanden gerichtet war: »Hogendahl — ein Erfinder... Caramba, was denn sonst noch alles?... Ein Narr! Ein Spieler. Ein Besessener. Ein Mann ohne Möglichkeiten und ohne Resonanz. Welches Recht hat er an seiner Erfindung? Was ist sie in seinen Händen, he? — Ein Spielzeug!

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