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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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versteht sich, da war er schon so abgekämpft und mürbe, daß er mich ruhig ausreden ließ. Er gab mir überhaupt keine Antwort, sondern schwieg und vergrub das Gesicht in den Händen; da ging ich zum Generalangriff über. Ohne ihm zu erzählen, daß bereits alles eingefädelt war, redete ich davon, was man tun müßte, um mit Don Saraiva zu einer neuen Vereinbarung zu kommen.
    Und als ich so ungefähr auf halbem Weg war, da unterbrach mich Hogendahl mit einer hoffnungslosen Handbewegung: Was ich da vorgeschlagen hätte, das wäre schon in Ordnung. Aber nach allem Vorausgegangenen und vor allem nach der Geschichte, wie er zum Schluß mit Don Saraivas Unterhändlerin — jenem Fräulein Dingslamdei, na, wie hieß sie doch? — umgesprungen sei, hätte er das Kraut bei dem Brasilianer wohl endgültig ausgeschüttet. Und wenn zudem Don Saraiva noch erführe, wie tief sein Karren augenblicklich im Dreck stecke, da säße der Kerl ja von vornherein gleich so hoch zu Roß, daß man sich auf die niederträchtigsten Bedingungen gefaßt machen müsse. Aber ehe er sich von Don Saraiva auspressen ließe wie eine Zitrone, mache er lieber mit allem und mit sich selber Schluß. Das ginge zwar gegen jede Moral und Religion, es wäre jedoch eine Lösung, wo er sich wenigstens nicht vorzuwerfen hätte, daß er schwach geworden und umgefallen sei.
    Und da sagte ich denn: »Also, was die Dame betrifft, die übrigens nicht Dingslamdei, sondern Lydia Cornelius heißt, so läßt sie Sie bestens grüßen, Herr Hogendahl! Und Don Saraiva ist bereit, mit Ihnen bei deutschem Gerichtsstand einen Vertrag auf der Basis von sechzig zu vierzig zu machen. Allerdings sechzig Prozent vom Gewinn für ihn. So hat er es mir heute vormittag gesagt. Ich möchte fast glauben, daß man ihn noch besser quetschen kann, wenn man nur fest bei der Stange bleibt und zäh wie Schweinsleder ist.«
    Zuerst sah Hogendahl mich an, als fürchte er, bei mir wären nicht alle Schrauben angezogen. Dann saß er eine Weile wie zu Stein erstarrt vor mir. Anschließend bewegte er die Lippen, aber es kam kein Ton heraus. Und plötzlich sank er vornüber und berührte mit der Stirn die Tischplatte. Seine mageren Schultern zuckten, als bekäme er keinen Atem mehr. Ich mußte mich ordentlich zusammenreißen, um bei diesem Anblick nicht laut loszuheulen. Gerade wollte ich mich leise aus dem roten Zimmer verdrücken, als er sich aufrichtete und mit nassen Augen und ganz weinerlicher Stimme sagte: »Das vergeß ich dir nie, Pitt! Nein, das vergeß ich dir wahrhaftig nie!«
    Und dann mußte ich ihm lang und breit berichten, wie es zu der Unterredung im Hotel gekommen und wie es mir bei Don Saraiva gegangen war. Dabei sagte er manchmal, ohne mich zu unterbrechen: »Du bist ein Aas, Pitt, ein richtiges Aas bist du!« Aber das war keine Beleidigung, sondern klang aus seinem Mund ebenso, als hätte er mir einen Orden verliehen. Am liebsten hätte er sich noch am gleichen Abend mit Don Saraiva in Verbindung gesetzt. Mit sechzig zu vierzig war er mehr als zufrieden, dies überstieg seine Erwartungen bei weitem, und ich mußte mir alle Mühe geben, ihn zu bremsen.
    Mit einem Mal war es, als ob er keine Stunde länger warten könne, und ich sagte ständig, bis er es schließlich auch einsah: »Immer mit der Ruhe, Herr Hogendahl! Lassen Sie sich Zeit! Zeigen Sie Don Saraiva nicht, daß Sie ihn brauchen! Gerade umgekehrt muß es sein. Der Kerl kriegt es sonst fertig und drückt Sie wieder auf dreißig Prozent herunter, und ich habe mir das Maul ganz umsonst fusselig geredet. Nein, nicht Sie — er muß den ersten Schritt machen. Angekrochen muß er kommen, und es muß wie eine Gnade aussehen, wenn Sie sich dazu bereit erklären, mit diesem Gauner Geschäfte zu machen. Denn daß Don Saraiva ein Gauner ist, daß müßten Sie doch eigentlich besser wissen als ich.«
    Aber als dann einige Tage verstrichen, ohne daß ich mich rührte und ohne daß wir etwas von Don Saraiva hörten, da wurde Hogendahl wieder verrückt und fuhr mich an, ich hätte schuld daran, wenn ich Don Saraiva Zeit ließe, sich die Sache zu überlegen. Es wäre ein Blödsinn gewesen, nicht gleich damals, als alles sozusagen noch brühwarm war, den Vertrag abzuschließen und zu unterschreiben.
    Ich hatte es wahrhaftig nicht leicht mit ihm, und das Schlimmste dabei war, daß er mich mit seiner Nervosität und mit seinen ewigen Meckereien ansteckte und unsicher machte, so daß ich selber ganz kribblig wurde, als sich vier oder

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