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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Laufbursche sei und daß er sich schon selber bemühen müsse, wenn er Hogendahl etwas zu sagen habe. Damit ließ ich ihn stehen und trat rasch unter die Mechaniker, denn ganz sicher war ich meiner Sache nicht, daß er mir nicht eine verpassen würde.
    Alle, die zugehört hatten, machten sich auf einen fürchterlichen Auftritt gefaßt und vielleicht sogar darauf, daß es zwischen den beiden Herren zu Handgreiflichkeiten kommen würde. Tatsächlich schien Don Saraiva auch die Absicht gehabt zu haben, den Affentanz der letzten Viertelstunde vor und mit Hogendahl fortzusetzen. Er schoß nämlich mit geballten Fäusten auf ihn los, und ich mit den sechs Mechanikern hinter ihm drein, um ihm eins übers Dach zu geben, falls es nötig werden sollte. Vielleicht merkte er, was wir beabsichtigten, und vielleicht merkte er auch, daß die Stimmung an Bord nicht gerade zu seinen Gunsten stand, denn auf halbem Wege stoppte er plötzlich und legte den Rest sozusagen mit angezogener Bremse zurück. Aber innerlich kochte er natürlich und war tückisch wie heißes Eisen, dem man von außen ja auch nicht ansieht, daß es sengt.
    Hogendahl erwartete ihn mit eisiger Gelassenheit und so gänzlich unbeweglich, als ob man ihm die Füße an Deck festgenagelt hätte. Ja, wie ein Eisblock und wie glühender Stahl standen sie sich gegenüber, und ich glaubte jeden Augenblick das Zischen zu hören, wenn einer den anderen berührte. Sie brüllten nicht und schrien sich nicht an, sie standen sich sozusagen mit Waffen gegenüber, die keinen Krach machen und dennoch wirksam sind.
    Don Saraiva fragte Hogendahl, ob er sich etwa einbilde, daß die Taucher zum Spaß an Bord wären und die Reise als Passagiere erster Klasse gebucht hätten. Und Hogendahl antwortete ebenso höflich, daß er darüber bis jetzt noch nicht nachgedacht hätte, aber daß es ihn auch nichts anginge, aus welchen Gründen Don Saraiva die Taucher mitgenommen hätte. Dabei sah er mit völlig leerem Blick über Don Saraiva hinweg und seine Stimme klang gerade so, als ob er ein wenig traurig sei, daß ein Buchstabe aus Messing einen Mann wie Don Saraiva so weit hinreißen konnte, sich die Hände und die Hosen dreckig zu machen.
    Darauf erwiderte Don Saraiva, daß er in diesem Falle Hogendahl eben darüber aufklären müsse, daß die Taucher tatsächlich nicht als Vergnügungsreisende, sondern wirklich als Taucher mitführen, und daß er in diesem Augenblick, in dem die Position der >Kentucky< zum erstenmal unzweifelhaft festgestellt worden sei, auch nicht im Traum daran dächte, Hogendahls Wünsche zu berücksichtigen. Er sei es nicht gewohnt, sich von seinen Angestellten Vorschriften machen zu lassen und wolle diesen sehr wichtigen Punkt hiermit für die Gegenwart und für alle Zukunft klarstellen.
    Dazu bemerkte Hogendahl, daß es für ihn außerordentlich interessant und völlig neu sei, von Don Saraiva als dessen Angestellter betrachtet zu werden. Soweit er nämlich mit der Sachlage vertraut sei, wären sie gleichberechtigte Partner. Und ihrem gemeinsamen Vertrage nach, der ihm das vollständige Verfügungsrecht über das Schiff zugestehe, sähe er sich im Falle der Weigerung Don Saraivas, das Deck augenblicklich räumen zu lassen, leider genötigt, seine Vertragsverpflichtungen für beendet anzusehen.
    »Sie scheinen zu vergessen«, höhnte Don Saraiva, »daß kein Mensch auf der Welt Ihnen für Ihre Erfindung auch nur einen Pfennig zur Verfügung stellen wird.«
    »Und Sie scheinen nicht zu wissen«, antwortete Hogendahl kühl, »daß ich von den Brüdern Kinley, die Ihnen nicht unbekannt sein dürften, leider erst nach unserem Vertragsabschluß ein Angebot erhalten habe, mich in Chikago vorzustellen.«
    »Wundervoll!« sagte Saraiva und grinste recht dreckig. »Ich hatte keine Ahnung davon, daß Sie nebenbei auch Märchen erfinden.«
    Aber da mengte ich mich ein: »Von wegen Märchen, werter Herr, das schlagen Sie sich ruhig aus dem Kopf! Ich war nämlich dabei, als das Telegramm von den Gebrüdern Kinley aus Chikago kurz bevor die >Esperanza< ablegte, Herrn Hogendahl ausgehändigt wurde. Und wenn Sie sich einbilden, daß wir auf Sie und Ihre lumpigen Kröten angewiesen sind...« Leider ließ Hogendahl mich nicht zu Ende sprechen, sondern faßte mich am Kragen und sagte, er danke mir für meine Bemühungen, aber er brauche keinen Beistand. Und wenn Don Saraiva an seinen Worten zweifle, so möge er das ruhig tun. Aber jetzt hätte er von dem Palaver genug, das ihn schon viel

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