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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Terrible, Slobag und Lex alles tun würden, damit die Morde aufhörten. Wenn sie ihnen verriete, wer dahintersteckte ...
    Verdammt, dachte sie jetzt wirklich schon an so was? An Anstiftung zum Mord? War sie bereit, Fletcher umbringen zu lassen, damit sie ... Nein, das konnte sie einfach nicht. Auf gar keinen Fall.
    Aber er war ein Mörder. Und auf Mord stand die Todesstrafe. Wenn sie es nicht ihren Dealer- und Zuhälterfreunden sagte, damit die sich um Fletcher kümmerten, würde die Kirche das übernehmen, ganz egal, ob er sie vorher noch anschwärzte oder nicht.
    Aber das wäre dann kein Mord. Es wäre eine Hinrichtung, legal und vom Gesetz abgesegnet.
    Der Kirche konnte sie nicht sagen, was er gemacht hatte, weil er sie dann verraten würde. Bump konnte sie es auch nicht sagen, weil Bump Fletcher dann um die Ecke bringen ließe.
    Zum zehnten Mal griff sie zum Handy, um Terrible anzurufen. Er würde wissen, was zu tun war. Vielleicht würde er vorbeikommen und Fletcher zwingen, ihr die Fotos und die Negative auszuhändigen, vielleicht würde er ihr beistehen ...
    Klar. Sicher doch. Nach allem, was er gesehen und gehört hatte, war Terrible doch bestimmt ganz wild darauf, ihr zu helfen, nicht wahr? Jetzt, wo er wusste, dass sie ihn seit Monaten betrogen hatte und dass sie vor allem gleich zu Lex rübergesaust war, um mit ihm zu ficken, nachdem Terrible ihr seine Geheimnisse anvertraut und seine Gefühle offenbart hatte — sie konnte kaum glauben, dass er das alles wirklich ausgesprochen hatte, Scheiße, wie schwer musste ihm das gefallen sein? Und dann hatte sie ihm am nächsten Tag auch noch erzählt, sie wäre ja echt gern mit ihm zusammen, aber nicht gerade jetzt.
    Sie konnte ihm wirklich nicht verdenken, dass er sich ausgenutzt vorkam und glaubte, sie hätte ihn sich nur warmgehalten, weil sie hoffte, Lex auf diese Weise mehr Infos liefern zu können. Als es darum ging, dass sie für Bump zaubern sollte, hatte sie ihm ja schließlich auch nicht gerade viel Vertrauen geschenkt, oder?
    Was für ein Schlamassel.
    Als der Wachmann sie hereinwinkte, lenkte sie den Wagen über die sonderbare Auffahrt und spürte deutlich, dass sie beobachtet wurde. Hinter den Vorhängen im Haus und dem blickdichten Glas des Wachhäuschens verbargen sich Gesichter. Das ganze Gebäude schien sich in Lauerstellung zu befinden. Sie schauderte und vergewisserte sich mit einem Klopfen, dass Edsels kleines Tütchen mit den sechs Pillen noch in ihrem BH steckte; ihr Notvorrat, falls die drei, die sie vor zehn Minuten am Straßenrand eingeworfen hatte, nicht ausreichen sollten. Beim letzten Mal war sie zwar gründlich durchsucht, aber nicht begrapscht worden, sodass sie mit diesem Versteck vermutlich auf der sicheren Seite war.
    Und wenn nicht... verdammt, sie wurde doch sowieso schon erpresst. Und Merritt hatte erwähnt, dass er heute Schicht hatte. Er würde also wahrscheinlich versuchen, sie zu befummeln, aber darum würde sie sich kümmern, wenn und falls es dazu kam.
    Merritt hatte Dienst; er hockte im Sicherheitszentrum am Bildschirm und löffelte Nudeln aus einer kleinen Plastikschüssel, während er die Beine auf den Tisch gelegt hatte. Als sie hereinkam, lächelte er ihr entgegen und setzte die Schüssel ab, schwang die Beine herunter und stand auf, um sie zu begrüßen.
    »Hey, Chessie, war mir gar nicht so sicher, dass du heute kommst, nachdem du letzte Nacht so viel getrunken hast.«
    Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und Chess ließ es aus lauter Unsicherheit über die richtige Taktik geschehen. Bei der Berührung seiner Lippen wurde ihr leicht übel, und sie verspürte den Drang, die Flucht zu ergreifen. Was hatte sie sich da aufgehalst? Er war in ihren Fall verwickelt, ein möglicher Zeuge. Verdammt, vielleicht gehörte er sogar zum Kreis der Verdächtigen.
    Sie hatte sich so lange so gut geschlagen. Hatte ihr Leben in säuberlich getrennte Bereiche eingeteilt, nicht allzu sehr über die Stränge geschlagen, sich immer schön Notizen gemacht und alles immer wieder sorgfältig dahin zurückgelegt, wo es hingehörte, damit sie es auch ja immer wiederfand, egal, wie zugedröhnt sie war. Das war anstrengend gewesen, aber sie hatte es durchgezogen.
    Und nur einen Augenblick später, nach nur fünf Minuten auf einem Friedhof, war alles so dermaßen heftig in die Luft geflogen, dass sie sich nicht sicher war, ob sie die Einzelteile jemals wieder zusammenklauben konnte.
    »Hi. Wo sind denn alle hin?«
    »Wer? Die anderen

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