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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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unvermeidlichen Whiskeyglas hinüber. Hätte sie doch bloß noch eine Pille eingeworfen, bevor sie hereingekommen war. »Schluss mit dem Quatsch, Fletcher. Ich weiß Bescheid.«
    Er zog die feinen Augenbrauen zusammen. »Sie wissen Bescheid? Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ich glaube, Sie verstehen mich ganz gut. Ich weiß über Ihre Ausbildung bei der Kirche Bescheid. Und über das Symbol. Ich weiß, was es bedeutet und was es bewirkt.«
    Sein Mienenspiel erinnerte an einen Straßenhändler, der im Begriff war, gebrauchte Ware als neu zu verhökern - sie beobachtete den gleichen aalglatten Versuch, sich nichts anmerken zu lassen, und die gleiche Angst, aufzufliegen, bevor das Geld den Besitzer gewechselt hatte. Nur dass Fletcher sich keine Mühe gab, sie zu bescheißen. Er war aufrichtig verblüfft. »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Sie wissen doch, wie weit die Aufzeichnungen der Kirche zurückreichen. Und selbst wenn nicht, hätte ich doch alles vom Ältesten Griffin erfahren. Erinnern Sie sich noch an ihn?«
    »Der Älteste ... Thad Griffin? Ein Ältester?«
    »Ich sehe, Sie erinnern sich an ihn. Er weiß jedenfalls noch genau, wer Sie sind.«
    »Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Er hat mir von Ihnen erzählt. Von Ihren Freunden Kemp und Landrum. Von Ihrem Symbol. Das haben Sie übrigens schlau eingesetzt. Wenn er sich nicht an Sie erinnert hätte, wäre ich wahrscheinlich nie darauf gekommen.«
    »Was? Ich verstehe nicht ...«
    »Ich möchte bloß wissen, warum.« Jetzt war es an ihr, sich in ihrem Stuhl zurückzulehnen und ein selbstzufriedenes Grinsen aufzusetzen. Das Einzige, was sie nicht im Griff hatte, war ihre Wut auf ihn und auf sich selbst.
    Plötzlich war alles wieder da: wie sie vor ihm gesessen und in sein blasses Gesicht geblickt hatte; die ermordeten Mädchen, deren Leichen er achtlos auf der Straße liegen gelassen hatte. Er hatte sie nicht mal ins Krematorium gebracht, wo sie ihren Platz in der Reihe der verhüllten Körper hätten einnehmen können. Sein Kumpel mit dem tätowierten Gesicht hatte es doch mindestens einmal geschafft, dort einzubrechen, warum dann also nicht jedes Mal? Sobald eine Leiche einmal in anonymes Weiß gehüllt in der Halle lag, wusste doch niemand mehr, wie sie dorthin gekommen war, nicht in einer so großen Stadt wie Triumph City.
    Warum sie also einfach liegen lassen? Warum auch noch die ganze Welt wissen lassen, was er tat?
    »Hatten wir das nicht alles schon mal? Warum sollen wir das jetzt noch mal durchkauen?«
    »Ich rede nicht von der Geistererscheinung. Ich meine die Mädchen. Die Nutten.«
    Sie würde einfach abhauen. Sie würde sich einen neuen Job suchen und einen neuen Platz zum Leben. Wer sagte denn eigentlich, dass sie für immer bei der Kirche arbeiten musste? Sie konnte doch ... irgendwo etwas anderes finden. Und es würde ihr nichts ausmachen. Denn ganz egal, wie tief sie noch sinken mochte, egal, was aus ihr werden würde, sie würde keinen Mann davonkommen lassen, der unschuldige Frauen tötete. Darauf wenigstens konnte sie stolz sein.
    »Nutten? Sehe ich etwa aus wie ein Mann, der es nötig hat...«
    »Ja, genau. Sie sehen aus wie ein Mann, der seinen Freund zu Tode ängstigt, damit er tun muss, was Sie verlangen. Sie sehen aus wie ein Mann, der die Frau des besten Freundes attackiert, um eine betrügerische Erscheinung echt aussehen zu lassen. Sie sehen aus wie ein Mann, der eine Jugendliche terrorisiert. Und sie sehen exakt wie ein Mann aus, der Nutten umbringt und ihre Leichen auf der Straße liegen lässt.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich schon verstanden. Ich dachte, wir wollten endlich mal ehrlich miteinander sein, oder etwa nicht? Ich weiß, was Sie getan haben. Und ich weiß auch, warum. Und ich muss zugeben, dass ich mir wirklich keinen Reim darauf machen kann.«
    »Ich verstehe nicht.« Er wirkte vollkommen verstört. Chess glaubte ihm keine Sekunde lang. Sie war schon von der Klippe gesprungen; jetzt konnte sie nur noch abwarten, wie tief sie am Ende fallen würde.
    »Warum haben Sie hier eine Erscheinung inszeniert, wenn Sie doch einfach ein paar echte Geister hätten beschwören können? Warum bauen Sie hier Ihren kleinen Geisterpuff auf, wenn Sie doch Roger Pyle dazu kriegen wollen, hier wegzuziehen? Warum ...«
    »Miss Putnam, ich habe keine Ahnung, wovon Sie da reden. Geisterpuff? Tote Nutten? Ich verstehe ja, dass man als Drogensüchtige auf die verrücktesten Ideen kommt, aber das ist doch ... «
    »Wollen Sie ernsthaft behaupten,

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