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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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versuchte den Eindruck zu erwecken, als wüsste sie, wovon er da redete.
    Der Älteste nickte. »Es war nicht meine Entscheidung.«
    »Wessen Entscheidung war es dann?«
    »Ich wusste, dass du nach diesen Dokumenten fragen würdest«, fuhr er fort, als hätte er sie nicht gehört. Verdammt. Sie hatte sich eine klarere Antwort erhofft.
    Ein Kugelschreiber blitzte zwischen seinen Fingern auf, fing das weiche, bläuliche Licht der Schreibtischlampe ein und warf es jedes Mal, wenn er nervös mit dem Stift spielte, zu ihr herüber. »Ich hatte es ihnen gesagt... Und dann hast du mir dieses Symbol gezeigt, mir aber nicht so weit getraut, dass du mir verraten wolltest, wo du es gesehen hast, aber das habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben, wie? Immerhin habe ich dir die Wahrheit verschwiegen.«
    Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er meinte doch wohl nicht etwa das Symbol, das sie auf den Leichen der Nutten gefunden hatte, oder? Was zum Henker wurde hier gespielt?
    »Wer von den Pyles hat es ihnen in die Haut geritzt, Cesaria? Oder war es Oliver selbst? Er war so stolz darauf. Was für eine ausgeklügelte Konstruktion für einen Schüler im dritten Jahr. Wir waren alle sehr beeindruckt. Ehrlich gesagt waren sogar wir in den höheren Klassen neidisch. Er war so, wie wir alle gern gewesen wären, alles flog ihm zu, er war so mächtig für jemanden seines Alters. Mit viel Mühe und harter Arbeit konnten wir es eines Tages schaffen, Älteste zu werden. Aber er war der geborene Großälteste. Jeder wusste es. Er musste nur die Hand ausstrecken und sich den Posten holen.«
    Was um alles in der Welt konnte der Filmproduzent Oliver Fletcher mit den ermordeten Prostituierten von Downside zu tun haben? Warum hatte ihr keiner von seiner Ausbildung bei der Kirche erzählt? In der Akte, die sie bekommen hatte, stand davon nichts. Er hatte also dieses Symbol erfunden?
    Sie war so damit beschäftigt, Puzzleteile zusammenzusetzen, die gar nicht aussahen, als gehörten sie zum gleichen Puzzle, dass sie nicht mitbekam, was er als Nächstes sagte. Scheiße! Reiß dich mal zusammen!
    »... aber Fletcher schien tatsächlich das Gehirn der Truppe zu sein. Landrum steuerte vielleicht das Geld bei, aber Fletcher? Mit seiner Begabung konnte niemand von uns mithalten. Als er das Symbol entwarf, das alte Zeichen abwandelte, waren wir alle restlos begeistert. Es war so einfach und elegant. Damit ließ sich die Seele nicht einfach nur festhalten, im Körper in Sicherheit bringen und das Leben verlängern, sondern es erlaubte auch noch, sie während dieser Gefangenschaft zu beherrschen. Auf diese Weise ließen sich Geistererscheinungen verhindern, falls ein Psychopomp einmal zu spät kam. So gab es keine Unfälle mehr. Ein ganz gewöhnliches Kirchensymbol, das durch das Hinzufügen eines weiteren Symbols aus seltenen Runen zu etwas höchst Ungewöhnlichem wurde, und zwar so konstruiert, dass es eine doppelte Bedeutung hatte. Auf so etwas wären wie nie gekommen, aber in Fletchers Kopf stand es plötzlich fix und fertig da.«
    Eine Möglichkeit, die Seele im Körper festzuhalten. Den Körper am Leben zu erhalten und die Seele festzunageln, bis der Psychopomp kam, um sie zu holen.
    All das wusste sie. Wusste es spätestens, seit Hat Trick ihr den Eibisch gezeigt hatte. Aber jetzt sah sie es vor ihrem inneren Auge: die Kräuter, die in irgendeinem Gefäß brannten, das gerade zur Hand war; das Symbol, in weiche blasse Haut gebrannt; den Stoff über Mund und Nase, den raschen Tod, die Übergabe der Seele an die Eule - den mächtigsten Psychopomp - und den Transport an einen beliebigen Ort.
    Und dort wurde sie vollständig ausgeformt wieder freigelassen. Sie wurde freigelassen und manipuliert, freigelassen und mit elektrisch geladenem Draht gefesselt, damit sie jedem, der den Preis bezahlte, zu Diensten sein konnte.
    Und dahinter sollte Oliver Fletcher stecken?
    Aber wozu dann die gefälschte Geistererscheinung? Jemand mit derartiger Macht und solchem Können wäre doch sicher in der Lage, ein paar echte Geister zu beschwören und sogar zu beherrschen, ohne dass die Pyles ernsthaft verletzt wurden.
    Was zum Teufel führte er im Schilde?
    Der Älteste Griffin schien ihre zusammengezogenen Augenbrauen und ihr Schweigen als Wut und Ablehnung misszuverstehen.
    »Es war der Unfall«, sagte er. »Deshalb wollten sie damit nicht rausrücken. Als Kemp ... Aber ich muss das erklären, Cesaria, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht so:

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