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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Antwort, noch bevor sie die Tür öffnete und sah, wie er mit den Händen in den Hosentaschen dastand und mit versteinerter Miene absolut abweisend ins Zimmer blickte. Er schaute so deutlich an ihr vorbei, dass sie sich vorkam wie ein Schmutzfleck auf einer Fensterscheibe.
    »Hi.« Sie trat einen Schritt zurück und winkte ihn herein. »Wir, ähm, also das ist Oliver Fletcher, er weiß, wo wir hinmüssen, wenn du vielleicht reinkommen willst ...«
    Terrible zuckte die Achseln und drehte beim Hereinkommen ganz leicht den Oberkörper, damit er sie im Vorbeigehen nicht streifte.
    Er hatte sie keine Sekunde lang angesehen.
    Na ja, was erwartete sie denn auch? Dass er sie in die Arme schloss und ihr alles verzieh? Sie hatten sich ja nicht mal früher umarmt. Dann würde er vermutlich nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen. Fletcher stand auf und schwankte ein bisschen. Super. Das hatte ihr gerade noch gefehlt - ein beschwipster Amateurzauberer. Wie viel Scotch hatte der Mann zu Hause wohl schon gekippt? Hatte er überhaupt mal irgendwas gegessen? Es lag ja wohl nicht an dem bisschen Blutverlust durch die Wunde, dass ihm schwindelig war.
    »Ich bin Oliver«, sagte er. »Haben Sie schon mal als Leibwächter gearbeitet? Ich bin immer auf der Suche nach ...«
    »Sagen Sie mir einfach, was Sie wissen, damit wir hier fertig werden.«
    Fletcher starrte einen Moment lang fragend zu Chess hinüber, bevor er fragte: »Sie wollen wissen, wo Kemp ist?«
    »Ist Kemp der Typ, den wir suchen?«
    »Jep.« Sie sah Terrible an und wartete, dass er ihren Blick erwiderte. Er tat es nicht. »Er wirkt mit einer ermordeten Nutte namens Vanita zusammen. Mit ihrem Geist, heißt das. Weißt du noch, wie Tyson mit dem Geist gemeinsame Sache gemacht hat? Ich glaube, hier liegt der Fall ein bisschen anders, aber ... na ja, er wirkt jedenfalls mit ihr zusammen.«
    Das einzige Zeichen für Terribles Überraschung war ein schnelles Heben und Senken des Kinns.
    »Oliver kennt Kemp, er hat eine Ausbildung bei der Kirche gemacht und kann uns deshalb helfen ...«
    »Dann kommen Sie also mit mir mit und regeln das?« Terrible musterte Oliver von Kopf bis Fuß. »Sie haben doch die Power, schätz ich mal.«
    Chess biss sich auf die Lippe. »Nein, wir kommen beide mit. Er wird mich unterstützen.« Guck mich doch mal an, rede mit mir, irgendwas.
    Er tat es nicht. Er stand bloß einen Augenblick da und dachte darüber nach, was sie gesagt hatte, bevor er schließlich die Schultern zuckte. »Wohin?«
    Chess sah Fletcher an, der immer noch ein bisschen zu breitbeinig dastand, so als hätte er Gleichgewichtsprobleme. Was für ein Weichei. »Fletcher? Wohin?«
    »Was? Oh. Sie glauben also, dass er in einem unserer Gebäude sein Lager aufgeschlagen hat, ja? In diesem Teil der Stadt gibt es vier davon. Eins ist... Augenblick, ich überlege, drüben beim Friedhof, glaub ich. Was?«
    Chess verkrampfte sich innerlich, schaffte es aber gerade noch, nicht genervt das Gesicht zu verziehen. »Wo sind die anderen?«
    »Mal sehen. An der Achtzigsten, ein Lagerhaus. Die anderen Häuser sind in der Mecer und der Wharf. Soweit ich weiß, ist das in der Mecer aber vor Kurzem abgebrannt.«
    »In der Wharf? Unten bei den Docks?«
    Fletcher nickte. »Das nehme ich an. Landrum kümmert sich um die Grundstücksangelegenheiten. Ich erinnere mich überhaupt nur deshalb an die Adressen, weil ich sie gestern noch nachgeschlagen habe, als ich ein paar nervige Steuerformulare ausfüllen musste.«
    Zum ersten Mal sah Terrible zu ihr herüber, fixierte aber immer noch eine Stelle irgendwo über ihrem Kopf. So, als wäre sie gar nicht wirklich da, als wäre sie unsichtbar. »Haste alles, was du brauchst?«
    »Ich hol’s. Kannst du, äh, kommst du mit und hilfst mir kurz? Ein paar von den Sachen sind ganz oben auf dem Bord in der Kleiderkammer.«
    Das war nicht fair, klar, aber wenn er sonst nicht mit ihr sprechen wollte ...
    »Unser Fletcher ist doch auch kein Gartenzwerg, oder? Der hilft dir bestimmt gerne.«
    Fletcher sah unsicher von Chess zu Terrible und wieder zurück. »Ja, klar. Ich helfe Ihnen.«
    Ihr Schlafzimmer war ein einziges Chaos; sie wusste nicht mal mehr, wann sie hier zum letzten Mal aufgeräumt hatte. So hatte sie sich das vorgestellt - führte Fletcher mal eben ihre überall verstreute schmuddelige Unterwäsche und das ungemachte Bett vor.
    Er blieb ziemlich unbeeindruckt, das musste man ihm lassen, während er ihr gehorsam wie ein Kind die verschiedenen Kartons und

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